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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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wieder einmal verletzt.
    Verdächtig. Höchst verdächtig.
    Plötzlich schwang die Eingangstür auf. Dalia rannte aus dem Haus. Sie hielt sich die Ohren zu, ihre Miene schwer gestresst. Sie rannte über den Vorplatz, riss das Tor auf und setzte westlich über die Belmont Avenue. An der nächsten Ecke verlor Striker sie aus den Augen.
    Irgendetwas war da faul.
    Striker telefonierte mit Felicia. »Gibt’s irgendwas Neues bei dir?«
    »Nein. Alles ruhig.«
    »Ich hatte den Doktor im Fokus, sieht aus, als wäre der mal wieder handgreiflich geworden. Außerdem ist Dalia wie von einer Tarantel gestochen aus dem Haus gelaufen. Irgendwas stimmt da nicht, Feleesh. Ich komm zu dir und schau mir das mal von Nahem an.
    »Lass uns vorher Verstärkung anfordern.«
    »Es dauert bloß eine Sekunde.«
    »Mit dieser Familie stimmt was nicht, Jacob. Was du da vorhast, behagt mir gar nicht. Es ist gefährlich.«
    »Die Arbeit der Polizei ist immer gefährlich.«
    »Das hier ist was anderes.«
    »Du gibst mir Deckung, Feleesh. Gib mir Deckung und lass dein Handy eingeschaltet, okay?«
    Er schaltete das Gespräch ab und stahl sich durch die Pflaumenbäume hindurch in die Einfahrt. Auf dem Vorplatz steckte er das Fernglas weg und lief in geduckter Haltung zum Eingang.
    Die Haustür stand halb offen, im Haus war alles ruhig. Am Ende der Halle fiel fahlgelbes Licht aus Küche und Bibliothek in den Flur.
    Es war niemand da.
    Striker betrat die Eingangshalle. Drinnen war es vergleichsweise heiß, und er vernahm das leise Summen des Elektrokamins.
    »Hallo?«, rief er.
    Keine Reaktion.
    Er trat ein, zwei Schritte zurück, tastete mit der Hand draußen nach der Klingel. Das Läuten schrillte durch das Haus, echote in der Halle. Augenblicke später hörte er Schritte, die über das Tropenholzparkett schlurften.
    Aus dem Schlafzimmer, schloss Striker.
    Er wartete gelassen ab, bis die Schritte lauter wurden und Dr. Ostermann auf dem Treppenabsatz auftauchte. Er schwitzte und atmete schwer. Seine scharfsichtigen dunklen Augen huschten immer wieder blitzschnell durch das Foyer, er selbst bewegte sich dagegen lethargisch langsam. Er trat auf die nächste Stufe und stockte mitten in der Bewegung, sobald er Striker erkannte.
    »Detective«, sagte er erkennbar verblüfft. »Ihr Besuch kommt ziemlich … unerwartet.«
    »Wir müssen endlich miteinander reden.«
    Dr. Ostermann nickte langsam. »Miteinander reden … ja natürlich. Kommen Sie einfach morgen früh wieder vorbei, und dann …«
    »Nicht morgen. Jetzt «, sagte Striker mit Nachdruck.
    Er schloss die Tür hinter sich.

71
    In der Bibliothek war es extrem warm und klamm. Heiße Luft blies unablässig aus dem Elektrokamin in das Zimmer. Striker schloss kurzerhand eine der Düsen mit seiner Schuhspitze. Dabei fiel sein Blick abermals auf die Fotogalerie der Familie Ostermann. Lexa und Dalia, Dr. Ostermann und Gabriel lächelten ihn von den Bildern her an. Bei seinem ersten Besuch hatte ihn irgendetwas an den Fotos gestört. Er hatte aber nicht gewusst, was.
    Jetzt wusste er es.
    Es war das Lächeln. Es war zu perfekt, als wäre es ihnen ins Gesicht gemeißelt worden. Hinzu kam, dass ihre hintergründigen Mienen andere Emotionen signalisierten. Da war beispielsweise die Angst in Lexa Ostermanns Blick und die Leere in Dalias Augen. Gabriels Pupillen wirkten starr und fokussiert, das Lächeln auf seinen Lippen erreichte seine Augen nicht.
    Es war alles gestellt.
    Einzig und allein der Doktor wirkte fröhlich, er grinste breit unter seinem Schnauzbart. Der Rest der Familie sah aus, als würde er Masken tragen. Striker fragte sich, was sich wohl dahinter verbarg. Während er gedankenversunken die Fotos betrachtete, betrat Ostermann hinter ihm den Raum. Er sah müde aus, müde und geschlaucht.
    »Es geht bestimmt wieder um Billy, nicht?«
    Striker zeigte auf Dalias Foto. »Sie ist ein sehr hübsches Mädchen.
    Dr. Ostermann nickte, fast zögernd. »Das ist sie. Aber auch eigenwillig und dickköpfig und kompliziert.«
    »Hat sie Probleme mit den Ohren?«
    Der Mediziner kniff die Augen zusammen. »Probleme mit den Ohren? Nein, soweit ich weiß nicht. Wieso fragen Sie?«
    »Weil Sie sich die Ohren zuhielt und blitzartig aus dem Haus stürmte. Daraus hab ich geschlossen, dass sie entweder Dinge gehört hat, die sie nicht hören mag, oder Probleme mit den Ohren hat.«
    Ostermann wurde ärgerlich rot. »Weswegen sind Sie hier, Detective?«
    »Ich bin hier, um ein paar … Ungereimtheiten zu erörtern, die in

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