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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Armlänge entfernt. Aber er konnte nicht danach greifen. Sein Verstand lichtete sich langsam. Ganz langsam. Und seine Ratio gab kurze Signale.
    Das Ferienhaus …
    Das Blockhaus war seine einzige Überlebenschance.
    Impulshaft robbte die Natter Zentimeter für Zentimeter, Armzug um Armzug aus dem See. Er zog sich auf den gekiesten Strand. Über den hart gefrorenen Rasen. Die glitschigen Holzstufen der Veranda hoch. Die rückwärtige Tür stand weit offen, und er fragte sich, weshalb.
    Ein Test vom Doktor? Eine Falle?
    Einer von ihren vielen Tricks?
    Letztlich spielte es sowieso keine Rolle. Er robbte ins Haus, seine Beine schleiften nutzlos hinter ihm her. Als er die Küche erreichte, sah er den Doktor.
    Sie saß am Tisch, eine dampfend heiße Tasse in der einen, eine Tageszeitung in der anderen Hand. Sie nippte an ihrem Getränk, stellte die Tasse vorsichtig auf den Unterteller. Dann blickte sie zu ihm. »Willkommen zu Hause, Gabriel. Ich hoffe, du hast aus der heutigen Lektion gelernt.«
    Aus Angst, etwas Falsches zu sagen, blieb er stumm. Kurz darauf stand der Doktor auf und verließ das Haus.
    Er lag bloß da und ließ sich von der Wärme des Elektrokamins bestrahlen. Seine taube Haut begann zu prickeln und brannte zunehmend wie Feuer. Seine Zähne schlugen klappernd aufeinander, und er wollte schreien. So laut, wie es seine Lunge noch hergab.
    Er tat nichts dergleichen.
    Stattdessen blieb er liegen, sein Verstand benommener als sein Körper. Daher dachte er an das Einzige auf dieser Welt, was ihm wahres Vergnügen bereitete. Das Finale. Der Moment der Erlösung. Der einzige Ausweg aus dieser Welt.
    Die Schöne Flucht.
    Es war wieder so weit, und dieses Mal für Jacob Striker. Bei der Vorstellung musste die Natter unbewusst lächeln.
    Es würde ein wahrhaft wundervolles Finale werden.

86
    Striker beschloss, Lexa Ostermann mit ihren sämtlichen Decknamen über Interpol zu checken. Interpol war eingerichtet worden, um die Polizeiaufgaben von fast zweihundert Staaten zu koordinieren. Im Wesentlichen war es ein gigantisches Informationsnetz. Dort zu beginnen war mit Sicherheit das Beste, was sie machen konnten.
    Sie kehrten zum Präsidium zurück.
    Im Büro war die Hölle los. Von ihrer Kollegin Jana Aitken erfuhren sie, dass eine Bandenschießerei auf dem Granville Strip stattgefunden habe.
    Kalter Kaffee.
    Er setzte sich in sein Büromodul, loggte sich in den Computer ein und checkte seine E-Mails. Keine Mitteilung von Larisa. Auch keine Voicemail. Frustriert initiierte er Versadex und lud die Anfrageseite für Interpol.
    Soweit Striker wusste, hatte Lexa kein nennenswertes Vorstrafenregister. Die Datenbank listete alles auf, angefangen mit gesuchten Verbrechern über vermisst gemeldete Kinder bis hin zu Einbruch- und Diebstahlsdelikten. Striker hoffte, dass Lexa dort irgendwo auftauchte; das Delikt war ihm egal. Hauptsache, es gab eine brauchbare Spur, irgendeinen Anhaltspunkt.
    Statt mit Ostermann zu starten, gab Striker den ältesten ihnen bekannten Namen ein.
    Lexa Novak.
    Als Geburtsdatum tippte er eine Spanne von fünfunddreißig bis achtundvierzig Jahren ein.
    Das Ergebnis wurde nach dreißig Sekunden auf dem Monitor eingeblendet. Angesichts der ungenauen Angaben ergaben sich über dreißig Treffer.
    Striker scrollte alle durch, bis er den fand, der auf Lexa passte:
    Lexa Novak, 46 Jahre alt.
    167 cm. 59 kg. Schlank.
    Haare: blond. Augenfarbe: blau. Hautfarbe: weiß.
    Geburtsort: Mesto Roztoky, Tschechien.
    Die Geburtsstadt war ganz in der Nähe von Prag. Auffällige Merkmale wie Tätowierungen oder Narben waren nicht bekannt. Striker scrollte durch die Seite und kam zu der Rubrik Bemerkungen.
    Er grinste hinterhältig.
    Policie ceské Republiky
    Zielperson. Identitätsbetrug.
    Kontakt: Detective Lundtiz. 974 852 319.
    »Tschechien?«, fragte Felicia verblüfft.
    Striker nickte. »Polizei der Tschechischen Republik«, erläuterte er. »Damit haben wir schon mal einen möglichen Anhaltspunkt.«
    Er wählte über Festnetz die angegebene Nummer. Als die Verbindung nach mehreren Versuchen endlich zustande kam, sprach der Beamte am Telefon nur gebrochen Englisch. Er berichtete Striker jedoch, dass Detective Lundtiz inzwischen zum Inspektor Lundtiz befördert worden und in der Abteilung Korruptionsbekämpfung und Finanzdelikte tätig sei.
    Er stellte Striker durch.
    Nach mehrmaligem Klingeln fiel Striker auf die Zentrale zurück und musste abermals erklären, wer er war und weswegen er anrief. Wieder wurde er

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