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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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verbunden.
    Während er in der Leitung hing, wurde Felicia von einem der Cops zurückgerufen, die sie in Burnaby South kannte. Die privatisierte Datei von Gabriels Kindheit lag für sie bereit. Sie zeigte ihrem Kollegen den erhobenen Daumen, dann düste sie zum Dezernat in Burnaby South.
    Striker winkte ihr nach und wartete geduldig auf seine Verbindung.
    Nach einer langen Weile nahm jemand ab. »Guten Abend, Detective Striker. Hier ist Inspektor Lundtiz.«
    Striker war verblüfft, dass der Inspektor nahezu akzentfrei Englisch sprach. »Guten Abend, Inspektor. Danke für Ihre Kooperationsbereitschaft. Ich ermittle im Fall …«
    »Lexa Kalinka Novak«, beendete Lundtiz dessen Satz. »Ich kenne die Dame ganz gut. Verdammt gut, um genau zu sein. Ich hab sie monatelang beschattet, aber dann ist sie mir doch noch entwischt. Das ist um die zwanzig Jahre her. Meine Güte, wie die Zeit vergeht.«
    »Sie ist nach Kanada ausgewandert und jetzt hier in Vancouver«, klärte Striker den Inspektor auf.
    »Hat sie wieder gemordet?«
    Die Aussage schockierte Striker. »Hatte sie vor ihrer Emigration jemanden getötet?«
    »Daran besteht überhaupt kein Zweifel. Dummerweise konnten wir ihr nichts beweisen.«
    Die Leitung blieb einen Moment lang stumm. Striker angelte nach Notizbuch und Stift. »Was wissen Sie über diese Frau?«
    »Eine ganze Menge.«
    »Ich hab Zeit.«
    Der Inspektor räusperte sich und legte los. »Ich hab die Akte zwar vor mir liegen, aber angesichts der vielen Nachfragen kenne ich sie praktisch auswendig. Lexa Novak stammt aus der Nähe von Prag und studierte an der Karls-Universität. Aber das wissen Sie sicher schon.«
    »Ja.«
    »Sie hat noch zwei Schwestern, Katerna und Nava – Lexa ist die Jüngste. Die Familie war wohlhabend und bestens eingeführt. Ihr Vater, Dagan, ein renommierter Arzt, hatte seine Finger in der Politik.«
    »Klingt, als wäre er ein mächtiger Mann gewesen«, bemerkte Striker.
    »Das war er. Ich kannte ihn noch. Und um Lena, seine Frau, wurde er von allen Männern der Stadt beneidet. Lena war attraktiv, Lena war die perfekte Ehefrau und Mutter. Außerdem brachte sie das Vermögen mit in die Ehe.«
    »Also absolute Eliteschicht«, folgerte Striker.
    »Exakt. Von außen betrachtet, hatten sie ein traumhaftes Leben. Doch das war alles Fassade. Dagan Novak war ein Sadist . Er hatte unbändigen Spaß daran, seine Familie zu dominieren und zu quälen – psychisch, physisch und sogar sexuell, als die Mädchen in die Pubertät kamen. Das Leben der Familie Novak war eine Existenz der Hilflosigkeit und Folter. Ich muss leider Gottes einräumen, dass der Polizei damals die Hände gebunden waren.«
    »Die Missbrauchsfälle waren bekannt?«
    »Ja, sie waren aktenkundig. Aber wegen Dagans gesellschaftlicher Stellung und seiner politischen Verbindungen wurde die Sache – wie soll ich es ausdrücken? – stillschweigend unter den Teppich gekehrt .«
    Das kam leider häufig genug vor, dachte Striker dumpf. »Und wie ging es weiter?«
    »Lena soll die Familie angeblich verlassen haben und nach Paris gezogen sein, weil sie dort Verwandte hatte. Meine Suche nach ihr verlief jedoch im Sande. Ich bin davon überzeugt, dass Dagan sie umgebracht hat.«
    »Und was ist mit den Mädchen?«
    »Das ist eine sehr, sehr traurige Geschichte. Erst die Missbrauchsfälle und dann das …«
    Striker schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen da nicht folgen.«
    »Katerna, Lexas älteste Schwester, erkrankte mit sechzehn Jahren an Schizophrenie. Drei Jahre später wurde die Krankheit auch bei Nava diagnostiziert.«
    »Ein Gendefekt.« Striker ließ sich die Infos durch den Kopf gehen. Kein Wunder, dass Lexa ihren Doktor in Psychiatrie gebaut hatte. »Lexa muss mit der permanenten Angst gelebt haben, ebenfalls zu erkranken.«
    »Oh ja, das mit der Krankheit verfolgte sie, quälte sie … Und ich denke, es war der Wendepunkt in ihrem Leben. Der so genannte Aussetzer. Nicht lange nach dem Ausbruch der Krankheit bei Nava erkrankte Dagan Novak. Seine Symptome kamen schleichend, schubweise. Er wurde immer blasser und immer dünner, irgendwann fielen ihm die Haare aus.«
    »Arsen?«
    »Hm, wir vermuten, sie hat ihm das Gift in den Tee getan.«
    »Und Sie konnten ihr nie etwas beweisen.«
    »Wie denn? Die Familie hatte eine Köchin, eine Zugehfrau, ein Kindermädchen. Lexa war eine von mehreren möglichen Verdächtigen. Wir konnten ihr nichts anhängen. Und mal ganz ehrlich, ich war mir damals nicht sicher, ob sie involviert war.

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