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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Jarvis. Die Ehe hielt bloß drei Jahre.«
    »Fünfzehn Jahre? Das kommt mit Dalias Alter hin.«
    Felicia nickte. »Lexa hatte noch andere Namen. Als sie seinerzeit über Toronto nach Kanada einwanderte, bat sie um eine Namensänderung. Ihr Immigrantenname war Novak.«
    »Novak?« Striker zog sein iPhone aus der Tasche. »Ich kenn bestimmt nicht viele tschechische Namen, aber Novak ist mir ein Begriff.« Er tippte den Namen bei Google ein und pfiff leise, als er das Resultat sah. »Überraschung! Smith ist der populärste Name in Kanada, Novak der gebräuchlichste in Tschechien. Von wo ist sie ausgewandert?«
    »Berlin«, antwortete Felicia.
    »Die Schwester im Mapleview meinte aber, Lexa stamme aus Prag.«
    »Und Lexa war gar nicht glücklich darüber, dass die Schwester das aufgeschnappt hatte.«
    Striker googelte Karls-Universität und tippte die angegebene Telefonnummer in sein Handy ein. In Vancouver war es fast Mittag, dann war es in Prag ungefähr acht Uhr abends.
    Er wurde mit der Universitätsverwaltung verbunden und war erleichtert, als sein Ansprechpartner fließend Englisch sprach. Knapp zehn Minuten später war das Gespräch beendet, und seine Augen wurden schmal.
    »Sie war tatsächlich an der Uni eingeschrieben, unter dem Namen Novak. Acht Jahre lang.«
    »So lange? Hat sie ihr Studienfach gewechselt?«
    Striker zuckte mit den Schultern. »Krankenschwester ist sie jedenfalls nicht. Sie hat Medizin studiert und sich auf psychiatrische Medizin spezialisiert.«
    Felicia machte große Augen und nickte. »Alles in allem klingt es voll logisch. Lexa macht in Prag ihren Doktor in Medizin und kommt nach Kanada.«
    »Aber ihr Abschluss wird nicht anerkannt«, betonte Striker, »und sie muss als Psychiatrieschwester arbeiten.«
    »Folglich sucht sie sich einen Mann, der ebenfalls Psychiater ist.«
    »Erich Ostermann. Der ganz zufällig eine eigene Klinik hat.«
    »Wo sie Zugriff auf die Patienten ihrer Wahl hat.«
    »Nicht Patienten«, warf Striker ein. »Opfer.«
    Felicia ließ seine Worte auf sich wirken und schüttelte den Kopf. »Da gibt es bloß ein kleines Problem: Wieso wiederholte sie nicht die erforderlichen Examen, damit ihr Abschluss in Kanada anerkannt wird? Immerhin hatte sie acht Jahre lang Medizin studiert. Sie investierte viel Zeit, um dann anschließend als Krankenschwester schuften zu müssen?«
    »Dafür fallen mir auf Anhieb zwei Motive ein«, gab Striker zu bedenken. »Erstens ist es einfacher, sich im Hintergrund zu halten, wenn die Polizei auftaucht, weil jeder denkt, es war der Doktor und nicht die Schwester.«
    »Und zweitens?«
    »Es war zu riskant, das Examen zu wiederholen – weil Lexa Novak mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon polizeilich gesucht wurde.«

85
    Der watteweiche weiße Nebel verdrängte langsam die Dunkelheit. Plötzlich war William da und rief ihn. Steh auf, Gabriel! Steh auf! Du musst aufstehen! Dann wurde er von William geschüttelt. Heftig geschüttelt. So heftig, dass sein Körper wie der einer Marionette wackelte.
    »Steh auf, Gabriel.«
    Der Nebel wurde zusehends dünner.
    »Steh auf!«
    Löste sich auf.
    » GABRIEL !«
    Und er konnte wieder den blauen Himmel sehen.
    Die Natter hob mühsam den Kopf von der kalten, harten Erde. Sein Kopf war schwer, tonnenschwer. Mit ihm erwachte der Schmerz: ein brennendes, scharfes Stechen, als würde seine Haut, sein Körper von Millionen Nadeln traktiert.
    In seinen Beinen wütete der Schmerz jedoch am schlimmsten.
    Ein scharfer, beißender Schmerz, und dabei waren seine Beine wie taub. Seltsam qualvoll betäubt.
    Es machte keinen Sinn.
    Die Natter nahm alle Kraft zusammen und setzte sich auf, um seine Beine zu betrachten. Sie waren halb in das eisige Wasser des Sees eingetaucht und weißer als das Eis.
    »Steh auf, Gabriel!«, ertönte eine Stimme hinter ihm.
    Leise geflüstert.
    Ein verzweifeltes, panisches Flüstern.
    Es war bestimmt Dalia. Irgendwo hinter ihm. Oben, an ihrem Schlafzimmerfenster.
    Er war zu schwach, um sich umzudrehen und zu ihr hinzuschauen.
    »Gabriel, du musst schleunigst ins Haus kommen!«
    Die Natter versuchte mechanisch, die Knie anzuwinkeln. Und die Beine aus dem eisigen Seewasser zu ziehen. Doch seine Muskeln weigerten sich, seinen mentalen Befehlen zu gehorchen. Sie waren wie totes Fleisch, das an seinem Körper hing. Nutzlose Fleischstücke.
    Er rollte sich auf den Bauch, fühlte kalte, scharfe Steine sich in seine Haut bohren. Links von ihm lag seine Kleidung, vielleicht eine

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