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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Ich hatte eher die Kinderfrau im Visier, die Rache für ihre Schützlinge nehmen wollte, weil sie Opfer der brutalen Gewalt ihres Vaters waren.«
    Dass Dagan Novak an einer Arsenvergiftung gestorben war, ließ Striker relativ kalt. »Demnach ist sie unbehelligt davongekommen.«
    »Ja. Dann, mit neunzehn, lernte Lexa Victor Devorak kennen. Er war jung, gut aussehend und nicht unvermögend. Die beiden heirateten. Nach nicht mal einem Jahr Ehe erkrankte er ebenfalls und verstarb unter mysteriösen Umständen. Zwei Jahre später heiratete Lexa wieder. Der Mann hieß Kavill Svaboda, war jung und stammte aus einer reichen Familie. Er hielt länger durch als der vorherige Ehemann – nämlich fast drei Jahre. Aber dann, vier Monate, nachdem Lexa ihren Abschluss in der Tasche hatte, starb er aus ungeklärter Ursache.«
    Striker sagte nichts und überlegte. So ziemlich jeder, der Lexa nahestand, starb, und ihre beiden Schwestern waren in der Irrenanstalt gelandet. Die Diagnose lautete Schizophrenie, doch fragte er sich inzwischen, ob Lexa da nicht auch nachgeholfen hatte. Er wusste zu wenig über diese Krankheit, folglich war es reine Spekulation.
    »Das macht zwei Ehemänner in gut sechs Jahren. Und sie starben auf ähnliche Weise wie Lexas Vater. Haben Sie die Dame damals befragt?«, wollte Striker wissen.
    »Aber natürlich! Nach dem Tod von Ehemann Nr. zwei. Die Frau war so was von charmant und offen. Selbstbewusst. Absolut glaubwürdig. Eine begnadete Schauspielerin.«
    »Wie viele Psychopathen. Gab es danach weitere Morde, die möglicherweise auf Lexas Konto gehen?«
    Der Inspektor seufzte geschafft. »Keine Ahnung. Irgendwann verschwand sie spurlos. Sie verließ das Land, und ich bekam sie nicht mehr zu fassen. Einer meiner Kontakte verfolgte sie angeblich bis nach Brüssel, wo sich ihre Spur verlor. Später stellte sich heraus, dass die Frau in Brüssel hochschwanger war.«
    »Lexa hat Kinder.«
    Der Inspektor schnaufte bekümmert. »Das ist ja das Schlimme.«
    »Wann war das mit Brüssel?«
    »Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Vor siebzehn, achtzehn Jahren, glaube ich. Und trotzdem, als meine Sekretärin Sie vorhin durchstellte, dachte ich spontan: Lexa.«
    »Können Sie mir im Zuge meiner Ermittlungen noch den einen oder anderen guten Rat mit auf den Weg geben?«
    »Nur diesen einen, Detective. Fassen Sie Lexa. Lassen Sie sie nicht wieder entkommen. Denn eins habe ich inzwischen gelernt: Lexa Novak wird nie aufhören zu töten. Dafür macht ihr das Morden und Töten einfach viel zu viel Spaß.«

87
    Nach diesem Telefonat lehnte Striker sich seufzend in seinem Bürostuhl zurück. Er dachte an die Familie Ostermann.
    Dr. Erich Ostermann war von Anfang an distanziert und ausweichend gewesen. Inzwischen wussten sie von seinen sexuellen Perversionen, und sein Verhalten wurde nachvollziehbar. Im Großen und Ganzen war man toleranter geworden, was sexuelle Spielarten betraf, im Kollegen- und Freundeskreis wäre Ostermann jedoch möglicherweise stigmatisiert worden, wenn seine sadomasochistischen Neigungen ans Licht gekommen wären.
    Dalia und Gabriel waren zwei merkwürdige Typen. Lexa war jedoch diejenige, die Striker am meisten verblüffte. Bei ihrer ersten Begegnung war sie als die schöne unterdrückte Gattin eines einflussreichen, ehrgeizigen Mannes rübergekommen. Hingerissen von ihrem Charme, hatte bei Striker spontan das Helfersyndrom eingesetzt. Ich könnte mich im Nachhinein dafür ohrfeigen, dass ich auf ihre Spielchen reingefallen bin, knirschte er.
    Schon deshalb war es ihm ein ganz persönliches Anliegen, die Dame zu schnappen.
    Er war tief in Gedanken versunken, als sein Handy eine Textmitteilung ankündigte. Er fixierte das Display, und sein Herz krampfte sich zusammen. Die eingehende Mitteilung war von Larisa.
    Von: Logan, Larisa
    Thema: Verloren
    Die Mitteilung war kurz und ein bisschen wirr, die unterschwellige Panik unmissverständlich:
    Ich gehe nicht wieder ins Krankenhaus. Nie mehr. Ich habe Angst, Jacob. Ich glaube, ich werde beobachtet. Heute Morgen. Von einer Frau mit dunklen Augen. Ich konnte sie nicht abschütteln. Sie hat mich beschattet, egal wohin ich ging. Ich fürchte mich so. Ein Teil von mir möchte das alles beenden. Ich weiß nicht, was ich machen soll … Ich möchte Ihnen vertrauen, aber …
    Hier endete die Mitteilung, und es zerriss Striker fast das Herz. Larisa hatte ihm durch seine dunkelsten Stunden hindurchgeholfen, er wiederum hatte ihr kein bisschen zur Seite gestanden, als

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