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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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funktioniert: Eine Hand wäscht die andere. Hoffentlich haben wir Glück, und die finden hier was.«
    »Das hoff ich für dich mit.«
    »Andernfalls nehm ich alles auf meine Kappe. Ich dachte echt, er hätte das genehmigt. Uff, mein Fehler.«
    »Komm, lass uns von hier verschwinden«, schlug sie vor.
    »Wieso? Gefällt es dir hier etwa nicht?«
    Felicia schüttelte ungehalten ihre dunklen Locken über die Schultern und drehte sich zu einem großflächigen Gemälde an der hinteren Wand – eine Reproduktion von Michelangelos Die Geburt Adams . Bloß dass Adam auf dieser Darstellung nicht nach Gott tastete, sondern nach einer spiralförmig verlaufenden DNA -Kette.
    Striker taxierte Felicia heimlich mit Blicken. Sie war sauer auf ihn, und sie hatte allen Grund dazu. Verständlich, denn er hatte sie beide unter Umständen tüchtig in die Scheiße geritten. Mal wieder. Früher oder später wäre mal wieder eine Suspendierung fällig. Weil er sich zu viele Freiheiten herausnahm und über Laroches Kopf hinweg handelte. Es ging aber nicht anders.
    Anders kam man in dem Job auf keinen grünen Zweig.
    Er überlegte, wie er seine Kollegin ein bisschen besänftigen könnte, als sein Handy klingelte. Mike Rothschild, blendete das Display ein. Er nahm das Gespräch an.
    »Sergeant«, sagte Striker.
    »Hey, Sportsfreund, was geht ab?«
    »Mann, Mike, wir sind echt im Stress.«
    Rothschild lachte über Strikers ärgerlichen Ton. »Ich hab Neuigkeiten für dich.«
    »Wenigstens was Positives?«
    »Schön wär’s. Die Kameraärsche sind wieder da.«
    Striker biss die Kiefer aufeinander. »Die Medien? Schon wieder?«
    »Du sagst es. Was soll ich denen erzählen?«
    »Zum Teufel, wer hat denen den Tipp gegeben?«
    »Gib mir einen Zauberspiegel, und ich find’s raus.«
    Striker dachte über ihre Optionen nach. Die Interviews mit den Medienfuzzis waren jedes Mal nervig. Die Typen verdrehten schamlos die Fakten, damit die Artikel reißerischer wurden, und sie hatten null Respekt vor der Privatsphäre einer Person. Ob das Opfer jung oder alt war, eines natürlichen Todes gestorben oder entsetzlich verstümmelt und dann ermordet worden war: völlig egal für die Medien. Die brauchten Auflage oder Quote. Denen ging es bloß um Zahlen, Quoten und Schlagzeilen.
    »Erzähl ihnen, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt von einem Suizid ausgehen, dass die Ermittlungen aber noch laufen.«
    »Wird gemacht.«
    »Halt dich bedeckt, Mike – ich bin der Ansicht, wir sollten in diesem Fall so wenig Infos wie möglich rausrücken.«
    »Dann sag ich besser nicht, dass wir davon ausgehen, dass die Taliban ihre Finger im Spiel haben?«
    Striker grinste grimmig. »Dann hätte ich wenigstens einen Verdächtigen.«
    Er schaltete sein Handy aus und strich sich leise stöhnend über die Stirn. Der Druck hinter seinen Augäpfeln wurde wieder stärker. Verdammt, das Aspirin wirkte nicht; die Kopfschmerzen waren wieder da.
    Typisch. Es ging mal wieder alles schief, was schiefgehen konnte. Mandy war tot. Ein Verdächtiger war entkommen. Felicia war mal wieder sauer auf ihn. Und die Medien waren aufgekreuzt und stellten Fragen, die er zum jetzigen Zeitpunkt beim besten Willen nicht beantworten konnte. Worauf waren sie da gestoßen – auf einen mysteriösen Fall von Suizid? Eine versuchte Vergewaltigung mit Todesfolge nach einer Überdosis von irgendwas? Ein Snuff-Movie, das einen echten Mord zeigte?
    Oder war es noch makaberer?
    Die Vorstellung bereitete ihm Übelkeit, sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Diese Geschichte ist hochexplosiver Sprengstoff, dachte er, und der Zünder brennt bereits.
    Früher oder später geht das Ding mit uns hoch.

12
    Die Natter hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Jedes Mal, wenn die Geräusche zurückkehrten – das Lachen, das donnernde Krachen, die Schreie und dann die Stille –, erlöste ihn das weiße Rauschen. Erst wenn die Stereoanlage voll aufgedreht war und die Kopfhörer auf seinen Ohren dröhnten, fand er Frieden. Und die Zeit verlor an Bedeutung.
    Es war Zeit vergangen. Und er beruhigte sich schließlich so weit, dass er wieder einigermaßen logisch denken konnte. Beurteilen. Einschätzen.
    Er dachte an den Handschuh.
    Das mit dem Handschuh beunruhigte ihn. Nicht weil die Polizei ihn deswegen leichter identifizieren oder schnappen könnte, sondern weil ihm so was noch nie passiert war. Es war ein unverzeihlicher Fehler.
    Es war das erste Mal, dass er Snake Eyes gewürfelt hatte.
    Er nahm sich fest vor,

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