Zornesblind
Tätigkeit.
Striker fand den Mann vom Fleck weg unsympathisch. Er trat vor den Schalter und zückte seine Brieftasche. Als der Pharmazeut schließlich betont gelangweilt zu ihnen blickte, zeigte Striker seine Dienstmarke und winkte den Mann zu sich.
»Detective Striker«, stellte er sich vor. »Vancouver Police Department.«
Statt einer Antwort zeigte der Apotheker auf sein Namensschild: Diensthabender Apotheker. »Heute Nacht ist hier ziemlich viel los. Also, was kann ich für Sie tun?«
Felicia lachte leise auf. »Wie förmlich. Was kann ich für Sie tun? !«
Striker übernahm die Gesprächsführung. »Wir haben da ein kleines Problem«, führte er aus. »Eine Frau, die von dieser Apotheke ihre Medikamente bezieht, hat ernste psychische Probleme – ich würde mir gern mal Ihre gesammelten Unterlagen über die Frau anschauen.«
»Heutzutage geht das alles über den Computer.«
Striker blies die Backen auf. »Dass wir uns nicht falsch verstehen. Die Krankengeschichte der Patientin ist zweifellos elektronisch erfasst, aber mir geht es um die ärztlichen Verordnungen. Vor allem um die Rezepte und so.«
»Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen«, erwiderte der Mann. Er nahm seine Brille ab und begann, umständlich die Gläser zu putzen. »Im Übrigen … Sie sehen ja, dass hier viel los ist.«
»Es ist wichtig.«
»Sind Sie dazu überhaupt autorisiert?«
Felicia trat zu den beiden an den Schalter. »Gemäß BC Medical sind Sie verpflichtet, sämtliche medizinisch notwendigen Indikationen drei Jahre lang aufzuheben, bevor diese vernichtet werden dürfen. Daran halten Sie sich doch bestimmt, oder? Wenn nicht, könnte das schwerwiegende Konsequenzen für Sie haben. Das wäre nämlich eine Zuwiderhandlung gegen den staatlichen Krankenversicherungsträger.«
»Schwerwiegende Konsequenzen für mich?«, echote der Apotheker. Er setzte die Brille wieder auf und zuckte wegwerfend mit den Achseln. »Das glaub ich kaum.«
Striker nutzte die Gunst des Augenblicks. Er schob dem Mann sein Notizbuch hin und zeigte auf die Infos, die er vom Etikett des Tablettenröhrchens, das er in Mandy Gills Apartment gefunden hatte, abgeschrieben hatte.
Pharmasave.
Verschreibungsnummer: 1079880 MVC.
Inhalt: 50 Tabletten.
Abfülldatum: 28. Januar.
»Zeigen Sie mir mal das Rezept für diese Pillen.«
Der Apotheker blieb wie festgewachsen stehen und starrte grimmig auf die Notizbuchseite, als handelte es sich dabei um eine unbezahlte Rechnung oder das Resultat eines Herpestests.
»Darf ich fragen, wieso?«, brachte er schließlich heraus.
Nach einem kurzen Blickkontakt mit Felicia fuhr Striker fort: »Wie schon erwähnt, geht es um eine Patientin des fraglichen Arztes. Und um Ermittlungen wegen einiger schwerer Vergehen wie Stalking, Einbruch, Nötigung – mehr kann ich Ihnen dazu nicht erläutern. Eins noch: Die Zeit drängt.«
»Erst mal müssen Sie eine entsprechende Legitimation vorweisen, damit ich Ihnen die Information überhaupt geben kann«, erklärte der Apotheker wichtigtuerisch.
»Für so was war keine Zeit«, entgegnete Felicia.
»Dann kann ich Ihnen beim besten Willen nicht weiterhelfen.«
Striker blieb einen kurzen Moment lang stumm. Dann schüttelte er mit einer Mischung aus Verblüffung und Konsterniertheit den Kopf. »Gut, wie Sie wollen, Sir. Dann nennen Sie mir doch bitte mal kurz Ihre Zulassungsnummer, die brauche ich, wenn ich unser Gespräch schriftlich dokumentiere.«
»Wieso schriftlich dokumentieren?«
»Dienstvorschrift, meine Vorgesetzten erwarten ein umfassendes Protokoll.«
»Wozu brauchen Sie dafür meine persönlichen Angaben?«
Felicia schaltete sich ein. »Weil Sie sich mit Ihrem Verhalten unter Umständen strafbar machen.«
»Strafb…b…bar?«
»Selbstverständlich«, bekräftigte Striker. »Sie können natürlich jederzeit von Ihrem Recht auf Auskunftsverweigerung Gebrauch machen. Trotzdem müssen Sie mir Angaben zu Ihrer Person machen, damit ich das zu Protokoll nehmen kann – dazu sind Sie gesetzlich verpflichtet.«
»Aber … aber warum?«
»Wie heißen Sie, Sir?«
»Parm… Parminder. Parminder Sanghera. Aber warum …?«
Der Detective zeigte mit seinem Stift auf den Mann. »Weil, wenn dem Arzt etwas Schlimmes zustößt, die Polizei von Vancouver ein zivilrechtliches Verfahren gegen Sie anstrengen wird.«
»Ein zivilrechtliches Verfahren?«
Striker bemühte sich um einen umgänglichen Ton, obwohl ihm allmählich der Kragen platzte. »Mr. Sanghera, seien Sie doch
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