Zornesblind
vorbereitet und bekamen null Unterstützung. Die Gewerkschaft hat lange gebraucht, um daran was zu verändern.«
Felicia nickte bedachtsam. »Den Stress hielt Larisa irgendwann nicht mehr aus. Sie brach zusammen.«
Der Sarj schwieg.
Striker schloss sich Felicias Analyse an. Er ließ sich von dem Sarj Larisas Anschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse geben und glich sie mit den Infos aus der PRIME -Datenbank ab. Sie waren jedoch identisch.
»Ich hab ein Foto von ihr gespeichert. Jpeg. Geben Sie mir kurz Ihr Handy, dann spiel ich es Ihnen auf«, erbot sich der Sarj.
Striker drückte ihm das iPhone in die Hand und bekam das Foto aufgespielt. »Es ist das aktuellste Foto, das wir von ihr haben.«
»Besser als nichts«, versetzte der Detective. Bevor sie gingen, wandte er sich ein letztes Mal an den Sarj. »Wir haben es hier mit einem hochbrisanten Fall zu tun. Sie rufen mich sofort an, sobald Sie irgendwas von ihr hören sollten, okay, Sarj? Egal was, klar?«
Der Sarj nickte ernst und erhob sich.
Er umrundete seinen Schreibtisch und lief auf Socken zur Tür. Unterwegs blieb er stehen, um Larisas Foto an der Wand zu betrachten. »Sie war wahnsinnig nett und sympathisch«, seufzte er. »Das fanden wir alle. Leider ist sie zunehmend … abgedriftet. Es ist eine Schande.«
Striker nickte knapp und schob sich aus dem Büro.
Auf dem Weg zum Wagen hallten Sarjs Worte in seinem Kopf. Der Mann hatte Recht. Larisa war eine von den Guten, und sie hatte Schlimmes durchgemacht. Aber anstatt ihr wirklich zu helfen, hatten alle sie im Stich gelassen.
Er schloss sich selbst großzügig mit ein.
Felicia schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Alles okay, Großer?«
Striker wich ihrem Blick aus. »Sie war verdammt einsam, und keiner hat was gemerkt. Nicht mal ich.«
Er stieg in den Wagen und knallte die Tür zu.
Dann fuhren sie zum VPD Mental Health Team, Wagen 87. Striker war davon überzeugt, dass sie dort eine Akte »Larisa Logan« hatten.
30
»Merkwürdig«, meinte Felicia gedehnt, die während der Fahrt Computerberichte las.
Striker fuhr östlich auf die West Broadway Street und dann nach Süden auf die Main. »Was ist merkwürdig?«, forschte er.
»Wegen Larisa Logan wurde heute Morgen schon angerufen. Und zwar verdammt früh. Genau genommen ging schon gestern eine CAD -Anfrage zu ihr ein. Auch für Mandy Gill.«
Striker horchte auf. »Anfrage? Von wem?«
Sie überflog die elektronischen Seiten. »Wagen 87.«
»Wer ist heute in dem Wagen?«
»Warte, das Teil hier arbeitet sehr langsam … Okay, ich hab’s. Na, das passt. Unser weltallerbester Freund Constable Bernard Hamilton.«
»Bernard, ggrrr.« Die Worte hinterließen einen schalen Nachgeschmack auf Strikers Zunge. »Er hört gestern Abend spät auf und ist heute in aller Herrgottsfrühe wieder auf Posten, um Datenbanken zu checken. Unser Opfer und Larisa. Na, wie find ich denn das?«
»Wir haben gestern auch lange gearbeitet«, konterte Felicia. »Und sind heute Morgen früh raus.«
»Das ist nicht der Punkt«, erklärte Striker. »Wir müssen früh raus. Wir stecken mitten in den Ermittlungen zu einem Fall. Wagen 87 hat normalerweise geregelte Einsatzzeiten, sofern nichts Außergewöhnliches dazwischenkommt. Folglich lautet die Frage hier, was läuft da ab, dass Bernard seinen faulen Arsch so früh hochkriegt?«
Felicia blieb ihm die Antwort schuldig.
An der 29 Avenue warf er einen Blick auf die Uhr. Es war inzwischen viertel vor sieben, und der Verkehr wurde zunehmend dichter. Auf den Hauptverkehrsstraßen standen die Wagen Stoßstange an Stoßstange und bewegten sich im Zeitlupentempo weiter. Die aufgehende Sonne verwischte die nächtliche Dunkelheit zu einem schmutzig verwaschenen Grau.
Sie fuhren die 41 hinunter. Schließlich parkte Striker vor einem älteren Gebäude. Es war eine alte Villa, zweistöckig, hübsch mit großen weiß gestrichenen Läden und einer Doppeltür als Eingang. Für Außenstehende mutete es wie ein Privathaus an, aber die Polizei wusste Bescheid. Es war die Zentrale von Wagen 87 und dem psychologischen Beratungsteam. Sie waren angekommen.
Wortlos stieg er aus und lief mit ausgreifenden Schritten zum Eingang. Bernard Hamilton trieb sich irgendwo in diesem Haus herum, und Striker war entschlossen, den Mann zur Rede zu stellen.
Schließlich war Bernard ihm ein paar Antworten schuldig geblieben.
Die Doppeltüren am Eingang waren aus Sicherheitsgründen immer geschlossen, folglich musste Striker warten, dass man ihnen
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