Zornesblind
öffnete. Auf sein Klopfen hin reagierte der Mann, den er suchte. Bernard Hamilton riss die Tür auf, sah sie und setzte ein breites Grinsen auf, das seine Augen jedoch nicht erreichte.
»Striker«, sagte er. »Felicia. Guten Morgen. Ihr seid früh auf.«
»Das Gleiche kann man von Ihnen sagen«, konterte der Ermittler.
Er musterte Bernard von oben bis unten. Wie gewöhnlich war der Mann modisch gekleidet. Sein Oberhemd war aus blassroter Seide mit einem gedeckten Blumenmuster, das Haarband farblich darauf abgestimmt.
Striker betrat unaufgefordert das Foyer, und Bernard trat unwillkürlich beiseite. Als der Detective sich umdrehte, stieß er an einen Stapel Kisten. Jede war mit Inhalt und Datum etikettiert.
»Winterschlussverkauf«, ätzte er.
»Wir ziehen um«, antwortete Bernard. »Draußen nach Osten, die ganze Mannschaft.«
Striker nickte. Davon hatte er bereits gehört. »Sie bleiben an Dr. Ostermann dran, wie besprochen?«, kam er unvermittelt auf den Punkt.
Bernard schwieg sekundenlang, ehe er sich unbehaglich räusperte und zu dem Schwesternbereich blickte, wo drei Frauen Kaffee tranken und in Krankenakten blätterten. »Was halten Sie davon, wenn wir diese Diskussion woanders führen?«
Striker zuckte wegwerfend mit den Achseln. »Haben Sie hier ein Büro?«
»Gleich dahinten.« Bernard ging voraus und winkte sie ins Innere. »Ich hol uns einen Kaffee.«
Felicia nickte dankbar. Als Bernard außer Sichtweite war, schloss Striker die Tür. Er warf seiner Kollegin einen harten Blick zu.
»Der gute alte Bernard wirkt nicht besonders begeistert über unseren Besuch«, stellte er fest.
Felicia nickte zustimmend. »Hast du gesehen, wie der uns an der Tür angegrinst hat?«
»So künstlich wie Ken, der Barbiepuppenmann.«
Felicia musste lachen. Striker inspizierte das Büro. An der Wand hing ein Bild von James Dickson – ein Kollege, der im letzten Jahr Cop des Jahres geworden war, für seinen Einsatz mit den Streetworkerinnen im Rotlichtviertel von Downtown East Side. Neben Hamiltons ausgeschaltetem Computer lagen Stift und Klemmbrett. Das eingesteckte Blatt Papier wurde von einem dicken Kulistrich in zwei Hälften unterteilt. Auf der einen Seite dieser Liste notierte Bernard akribisch jedes Lob durch seine Vorgesetzten und herausragende Einsätze, auf der anderen Seite stand alles, was James Dickson geleistet hatte, um Cop des Jahres zu werden.
Felicia sah es auch und lachte.
»Er will unbedingt Cop des Jahres werden.«
Striker nickte. »Das ist kein großes Geheimnis. Das will er schon seit Langem. Bloß blöd für ihn, dass er es nie schafft.«
»Ach nee?«
»Die Kollegen, die die Auszeichnung bekommen, bekommen sie, weil sie gute Cops sind und einen guten Job machen, und nicht, weil sie anderen Leuten nach dem Mund quatschen wie Hamilton.«
Felicia sah sich die Liste genauer an. »Bist du sicher? Bernard hat gute Chancen; immerhin ist er ganz schön ambitioniert.«
»Wenn der die Auszeichnung bekommt, spiel ich russisches Roulette mit sechs Kugeln, das kann ich dir flüstern.«
Hamilton kehrte zurück. In jeder Hand einen Becher Kaffee mit Zucker und Kaffeeweißer. Felicia nippte an ihrem; Striker hielt die Tasse bloß fest.
»Also, was ist jetzt mit Ostermann?«, drängte er.
Bernard atmete tief durch. »Tja, ich hab versucht, etwas über ihn rauszubekommen, aber die Akte ist weg.«
»Weg?«
Bernard nickte. »Wie ich schon erwähnte, die meisten Personalakten wurden vor einer Weile vernichtet, nach der undichten Stelle im System.«
Felicia trat einen Schritt vor. »Es gibt aber doch bestimmt noch eine Kopie von Ostermanns Dienstplänen«, sagte sie mit Nachdruck.
»Das ist korrekt«, bekräftigte Bernard. »Die hab ich gesucht, war aber leider Fehlanzeige.« Er zeigte auf die Kisten, die sich an den Wänden des kleinen Büros stapelten. »Steckt wahrscheinlich in einer der Kisten, aber bedingt durch den Umzug ist das mit der Sucherei momentan alles etwas schwierig. Zudem ist ein Großteil der Kisten bereits eingelagert. Falls ich was finde, ruf ich Sie an.«
»Sobald Sie was finden«, versetzte Striker.
»Klar, mach ich.« Dabei vermied Hamilton jeden Augenkontakt mit den beiden Detectives.
Striker rechnete nicht wirklich mit dessen Anruf. »Okay, was ist mit diesem Dr. Richter?«
Bernard zog unschlüssig die Schultern hoch. »Bislang auch nichts. Finden Sie mal was in diesem Chaos! Soweit ich weiß, sind die gesamten Unterlagen schon für den Umzug verpackt.«
»Das hilft
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