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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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gegen das Sonnenlicht und lächelte ihm zu.
    Er lächelte unwillkürlich zurück. Kaum war sie durch die Glastüren im Inneren des Coffeeshops verschwunden, meldete sich sein schlechtes Gewissen. Weil er Felicia vorhin so blöde angepflaumt hatte. War er tatsächlich sauer darüber gewesen, dass ihr die Zeitverzögerungen im CPIC unbekannt waren? Oder hatte es was damit zu tun, dass sie die Nacht nicht mit ihm verbracht hatte?
    Mittlerweile war er sich da nicht mehr sicher.
    Er drückte sich in den Sitz und grübelte.
    Fünf Minuten später kehrte sie mit einem Latte für sich und dem üblichen Americano für ihn zurück. Er nahm ihr dankbar grinsend den Becher ab. Warf ihr einen schiefen Seitenblick zu. Sie hatte Vanillemilchschaum auf der Oberlippe, er streckte die Hand aus und wischte ihn weg.
    »Es tut mir leid«, begann er.
    Sie musterte ihn mit einem fragenden Blick. »Was tut dir leid?«
    »Das vorhin. Im Präsidium. Dass ich dich angemacht hab. Dich als Anfängerin bezeichnet hab. Ich war ziemlich gerädert.«
    Sie senkte ihren Blick in seinen. »Du warst schon den ganzen Morgen schlecht drauf. Ich dachte, es hätte mit Bernard zu tun.«
    »Ich glaub schon. Keine Ahnung.«
    »Und wieso hast du deinen Frust an mir ausgelassen?«
    »Das wollte ich nicht.«
    »Hab ich aber so empfunden.«
    »Mmh, sorry, aber für deine Gefühle kann ich nichts, Feleesh.«
    »Schon klar.«
    Striker zog die Stirn in Falten. Sein Entschuldigungsversuch sorgte wohl nur wieder für neuen Stress. Er blickte kurz in den Seitenspiegel, ehe er sich wieder in den Verkehr einfädelte. Als Felicia nachschob: »Du weißt oft nicht, wie ich mich fühle, weil du viel zu unsensibel bist«, schwoll ihm der Kamm.
    »Von wegen unsensibel, Feleesh. Du scheinst ganz gern zu verdrängen, dass ich die Ermittlungen bei unseren Fällen leite. Ärgert dich das etwa?«
    »Nein, so ein Quatsch.«
    » Doch . Ich bin der Senior in unserem Duo, weil ich mehr Zeit auf der Straße verbracht und dadurch mehr Erfahrung gesammelt habe als du, aber nicht zuletzt auch, weil ich die Fakten präsent habe – wie das mit den Verzögerungen bei Verfügung 21.«
    Felicias Augen funkelten vor Zorn. »Ich hab mich noch nie darüber geärgert, dass du die Leitung in unserer Partnerschaft übernimmst, Jacob. Aber ich ärgere mich über dein manchmal herablassendes Verhalten. Dass du mich mit Hiwi-Tätigkeiten abspeist, statt mich als vollwertige Ermittlerin zu sehen. Mich stört ganz allgemein, wie du mit mir umspringst.«
    »Wie ich mit dir umspringe?«
    »Das merkst du gar nicht mehr. Du behandelst mich oft, als wäre ich irgendeine kleine Büromaus, die deine Anweisungen ausführt und dein Beweismaterial ins Labor schleppt. Ich bin keine Büromaus, Jacob, ich bin ein Cop . Eine Mordermittlerin, um genau zu sein. Und wenn du mich nicht so behandelst, stört mich das ganz gewaltig. So, jetzt weißt du es.«
    Striker bog auf den Northwest Marine Drive und fuhr weiter nach Westen. »Da muss ich dir energisch widersprechen.«
    »Das ist nichts Neues für mich. Jacob Striker hat wie üblich das letzte Wort.«
    Er schoss ihr einen mordlustigen Blick zu. »Weißt du, was mich ganz erheblich stört? Du bringst mein Leben durcheinander. Mal sind wir zusammen, und im nächsten Moment sagst du tschüss und bist weg.«
    Sie schnellte zu ihm herum, ihr Blick sekundenlang schockiert. Dann verhärtete sich ihre Miene. »Sprechen wir hier über unseren Job oder über unsere Beziehung?«
    »Gibt es da noch einen Unterschied?«
    »Und da wunderst du dich, warum es zwischen uns nicht klappt«, versetzte sie.
    »Klar, logisch. Es ist aber nun mal so, dass sich Berufliches und Privates bei uns vermischt.«
    »Das ist nicht fair.«
    »Du hast Recht. Es ist nicht fair.«
    Er bog auf die Belmont Avenue und ging so hart in die Kurve, dass die Reifen auf der eisglatten Straße durchdrehten. Er fuhr einen halben Block weiter. Rechts lag die große, umzäunte Villa, verschattet von Ahorn- und japanischen Pflaumenbäumen.
    Die Ostermann-Villa.
    Das Tor stand offen. Die Eingangstür auch.
    Striker fuhr in die Auffahrt und parkte neben dem japanischen Steingarten. Als er aus dem Wagen stieg, kam das Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren und der blassen Haut aus dem Haus gelaufen. Kaum hatte sie die beiden Detectives erkannt, stoppte sie. Ihre Miene wurde hart.
    »Guten Morgen«, grüßte Striker. »Sie sind Dalia, nicht wahr?«
    Das Mädchen grüßte nicht zurück, sondern musterte ihn mit kaltem

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