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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Erfolgsstatistik?«
    Hamiltons Blick verdunkelte sich. »Der Beschluss besagt, dass Larisa Logan in Gewahrsam genommen werden muss. Mehr nicht.«
    »Was längst geschehen wäre, wenn Sie uns nicht ausgetrickst hätten.« Bernards Gesicht zeigte Verblüffung. Striker wurde wütend. »Larisa Logan erwartete mich , als Sie versuchten, sie zu schnappen. Jetzt denkt sie, ich hätte Sie zu ihr geschickt. Sie glaubt, ich hätte sie geleimt. Und deswegen ist sie auf der Flucht. Prima Job, Bernard. Top Ten, wie immer.«
    »Ich … ich wusste ja nicht …«
    »Sie hätten es gewusst, wenn Sie mal nachgefragt hätten, aber dabei würden Sie sich ja einen Zacken aus der Krone brechen.«
    Striker starrte ihn vernichtend an, und Bernard schluckte. Nach einer kurzen Weile zog Felicia ihren Partner am Arm. Er schüttelte gereizt ihre Hand ab.
    »Eine Sache noch, Bernard. Sollte Larisa irgendwas passieren, sorg ich dafür, dass alle in der Abteilung erfahren werden, wie Sie die Sache verbockt haben. Und dass es Ihnen bloß um Ihre dämliche Erfolgsstatistik geht. Haben wir uns verstanden? Dann können Sie einpacken, von wegen Cop des Jahres, Verdienstmedaille und so.«
    Bernards Augen weiteten sich bei der Erwähnung, seine Nasenflügel bebten. Schließlich trat Striker beiseite. Ohne Bernard oder Felicia eines weiteren Blickes zu würdigen, stürmte er durch den Gang, trat die Tür auf und schoss die Treppe hinunter.
    Die Sache wurde zunehmend kompliziert.

35
    Die Zeit war der entscheidende Faktor, das wusste die Natter. Alles musste verdammt schnell gehen. Die Sachen waren präpariert, eingepackt und verstaut. Der Van war frisch betankt, der Schlüssel steckte im Zündschloss. Er parkte halb versteckt unter einer Trauerweide am Ende einer Sackgasse.
    Er ging noch einmal seine Checkliste durch.
    Ledermaske. Ja. Lederhandschuhe. Ja. Latexhandschuhe. Ja.
    Videoausrüstung … Nein.
    Eine tiefe Falte schob sich zwischen seine Augenbrauen. Wie hatte er die vergessen können? Die Kamera war das Wichtigste überhaupt.
    Er kehrte in seine Unterkunft zurück, öffnete die Falltür im Boden und kletterte die Leiter hinunter in sein Reich. Er lief über den Betonboden zur rückwärtigen Wand, an der ein gerahmter Druck von M. C. Eschers Relativität hing – Menschen, die Stufen in alle Richtungen hinauf- und hinuntergehen, in einer Welt, in der die Gesetze der Schwerkraft bedeutungslos geworden sind.
    Die Natter liebte dieses Poster. Trotzdem hatte er es aus rein praktischen Erwägungen gekauft, nämlich wegen der Größe.
    Er fasste mit beiden Händen den Rahmen und nahm das Bild von der Wand. Dahinter befand sich eine etwa sechzig mal neunzig Zentimeter große Schiebetür.
    Ein alter Speisenaufzug, vor ewigen Zeiten installiert und längst in Vergessenheit geraten.
    Die Natter schob die dünne Holztür auf. Dahinter war der Schacht, der zu den einzelnen Etagen führte und bis zum Speicher reichte. Dort oben, das wusste die Natter – schließlich hatte er das System selber umgestaltet –, waren zwei starke Plattformen, jede knapp dreißig Zentimeter breit und sechzig Zentimeter tief. Sie liefen auf Rollen, die über einen Seilzug betätigt wurden.
    Die Natter griff ins Innere und packte das Seil. Sobald er daran zog, schwebte die erste Plattform geräuschlos nach unten, gefüllt mit elektronischem Equipment. Er nahm sich die Gegenstände, die er für den Job brauchte.
    Kamera.
    Stativ.
    Laptop mit Digitalempfänger.
    Und natürlich die externe Festplatte für das Backup. Er machte jedes Mal ein Backup, damit er auch nicht einen kostbaren Moment der Schönen Flucht einbüßte. Undenkbar. Schon bei der Vorstellung lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.
    Er packte das gesamte Equipment in den schwarzen Lederrucksack und stellte ihn neben die Durchreiche. Dann zog er wieder an dem Seil, die Plattform glitt nach oben, und er schloss die Tür. Hängte das Poster wieder davor.
    Fast geschafft.
    Er ging zu der einzigen Tür im Zimmer. Dahinter war ein kleines Bad mit Toilette und Dusche. Die Natter zog sich nackt aus, enthüllte Narben auf Rücken und Beinen – hässliche Striemen von den Prügelstrafen, die er bezogen hatte – und drehte den Duschhahn auf.
    Das Wasser war kalt. Eiskalt. Hier unten gab es kein warmes Wasser, aber das war okay. Er nahm die Seife von der Ablage und schäumte sich damit akribisch Haare und Körper ein. Dann griff er sich die Rosshaarbürste und ließ sie hart über seine Haut kreisen, bis sie krebsrot

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