Zornesblind
draußen.«
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern schob sie weiter, Felicia an sich gepresst. Sie erreichten die kleine Halle, wo eine immense Hitze durch die Haustür ins Innere drang. Ohne nachzudenken griff Striker nach der Türklinke …
… und riss seine Hand zurück.
Die Türklinke glühte. Er zog hastig sein Jackett aus, wickelte es um den Türgriff und drückte fest zu.
Die Tür bewegte sich keinen Millimeter.
Felicia leuchtete mit der Taschenlampe die Tür ab. Die dichten Rauchwolken machten es fast unmöglich, etwas zu erkennen.
Sie zeigte auf das Türblatt. »Die Tür muss von innen aufgeschlossen werden, siehst du das?«
Ihr Kollege ersparte sich eine Antwort. Er trat zurück und versetzte der Tür mehrere gezielte Tritte, was nicht viel bewirkte. Dann trat er noch ein letztes Mal mit voller Wucht gegen das Holz, bevor er hustend zurückwich.
Brandrauch drang beißend durch die entstandenen Ritzen. Toxisch, tödlich. Nicht mehr lange, und die Luft wäre so dick, dass sie nichts mehr sehen könnten und hilflos in der Dunkelheit herumtasten müssten.
Blind.
Sie hatten keine Zeit zu verlieren.
Striker zielte mit seiner Waffe. »Das Schloss. Wir müssen das Schloss rausschießen.«
Felicia zog schweigend ihre Pistole und drückte ab. Peng! Peng! Peng! feuerte es auf die Tür. Zwölf Schüsse. Dann war ihr Magazin leer. Sie lud nach.
Striker folgte ihrem Beispiel. Vierundzwanzig Kugeln gingen durch das Holz. Durchbrachen Schloss und Türblatt. Zersplitterten es.
Er trat zurück und versetzte der Tür mehrere Tritte. Das Schloss brach zwar aus, aber die Tür blieb intakt.
»Schieß das Loch größer!«, schrie er.
Felicia feuerte bereits, bevor er den Satz beendet hatte. Sie jagte zwölf weitere Kugeln in das Holz, legte ihr letztes Magazin ein.
Striker ballerte ebenfalls ein volles Magazin leer, dann trat er erneut hart gegen das Holz.
Diesmal brach das gesamte Mittelteil der Tür aus.
Zunächst war Striker erleichtert, und Felicia schrie unbewusst auf. Doch dann drang Brandrauch durch die Öffnung, das Knacken und Krachen verstärkte sich bedrohlich. Flammen leckten an der gähnenden Öffnung.
»Geh zurück! Zurück!«, brüllte Striker.
In den Rauch mischte sich glühende Asche, die ihm Gesicht und Hals verbrannte. Er konnte die Hand nicht vor Augen sehen.
Er riss Felicia an sich. »Der Rahmen!«, schrie er. »Schieß zwanzig Zentimeter über das Schloss! Damit wir es raustreten können! Los, schieß!«
Felicia eröffnete das Feuer mit ihrem letzten Magazin, und die Explosion der Kugeln übertönte das wütende Feuer. Striker folgte ihrem Beispiel und legte sein letztes Magazin ein.
»Ich hab keine Munition mehr!«, schrie Felicia.
Striker sagte nichts. Alles in allem hatten sie jeder drei Magazine durch die Tür geballert. Genug für einen Krater im Holz und um die Balken zu lockern.
Das müsste reichen, dachte er.
Er sprang mit voller Wucht vor die Tür – das Holz knirschte und knarzte. Felicia bearbeitete die Tür ebenfalls mit Tritten.
Endlich gab die Tür nach. Sie brach mit einem kreischenden Schnappen aus, und Striker sah Rauch und Asche und Flammen – und ein winziges Stück blauen Himmel.
Felicia rannte impulsiv los, doch Striker hielt sie zurück. Riss ihr die Winterjacke vom Leib. Stopfte sie ihr vor den Bauch.
»Hier, nimm das!«, brüllte er. »Zieh dir das über Haare und Gesicht!«
Sie warf sich die Jacke über den Kopf, und Striker schob sie vorwärts. Mit einer schnellen Bewegung setzte sie durch den Türrahmen und verschwand. Striker folgte ihr. Den Kopf gesenkt, umklammerte er das Jackett, hielt den Atem an und sprang ins Ungewisse.
Er hatte keine Option.
Er sprang in das tobende Flammenmeer.
48
Kaum waren die beiden Ermittler durch das Loch in der Tür entkommen und aus der Gefahrenzone gelangt, forderte Felicia umgehend über die Zentrale Verstärkung an.
Strikers Blick schwenkte von ihr zu dem Gebäude: Die gesamte Front des Hauses, in dem Sarah Rose gewohnt hatte, stand in Flammen. Glutrote Flammenzungen leckten bereits an dem benachbarten Haus.
»Wir müssen sämtliche Bewohner aus den umliegenden Häusern rausholen«, keuchte er.
Er stürmte über den Rasen zum nächsten Haus und trat kurzerhand die Tür ein. Felicia rannte zum übernächsten Komplex und folgte Strikers Beispiel. Gemeinsam öffneten sie die maroden Türen sämtlicher Nachbargebäude. Als er damit fertig war und in einem der schäbigen Vorgärten stand, hing über dem
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