Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
Vom Netzwerk:
kleine Skizze mit der möglichen Einstichstelle. Dann zeichnete er ein Rastermodell des Raums mit den kritisch wichtigen Punkten – der Lage der Toten.
    Mandy Gill hatte in ihrem Sessel gesessen und zum Fenster geschaut.
    Bei Sarah Rose war es genauso.
    Als Striker das Fenster untersuchte, stellte er fest, dass die Scheiben blind vor Schmutz waren. Als wären sie seit dem Bau des Hauses nicht mehr geputzt worden, die Staubschicht so dick, dass man kaum rausgucken konnte.
    Bis auf eine Stelle.
    An der unteren rechten Ecke. Dort war das Glas spiegelblank, wie frisch gewienert. Striker lehnte sich aufmerksam näher. Und griff automatisch nach seiner Waffe. Auf der anderen Seite des Fensters stand eine Kamera.
    Sie wurden gefilmt.

46
    Die Natter hatte die Haustür mit dem Holzlack getränkt und warf die leeren Kanister in den mitgebrachten Sack. Dann zog er ein frisches Paar Gummihandschuhe über.
    Er trat zurück und betrachtete zufrieden sein Werk. Die nasse Tür glänzte in der kalten Wintersonne. Es war wunderschön.
    Leider blieb ihm keine Zeit, seine Arbeit ausgiebig zu bewundern. Er zog ein Feuerzeug aus seiner Jackentasche – eins von den großen, langen, wie man sie für Barbecues verwendet. Mit vor Aufregung zitternden Fingern ließ er das Feuerzeug aufflammen. Hielt die Flamme an das Holz.
    Die gesamte Fronttür fing leise zischend Feuer, eine weiß glühende Flamme kroch wie eine züngelnde Schlange die Hauswand hoch.
    Es ist schön, dachte die Natter wieder.
    Unglaublich schön.
    Faszinierend.
    Er riss seinen Blick von dem Feuer los. Nachdem die Operation beendet war, fasste er sich hastig wieder, schnappte sich den Sack und rannte damit über die Straße zum Kommandoraum. Die Zeit war ein kritischer Faktor. Er musste abhauen, bevor Polizei und Feuerwehr anrückten. Und am allerwichtigsten: Er musste sichergehen, dass die Videokamera alles filmte.
    Das war essenziell.
    Er kletterte zurück in das ebenerdige Apartment und zog die Vorhänge zu. Sobald das Tageslicht ausgeblendet war, atmete er auf.
    Es war vorbei.
    Der Job war erledigt.
    Er spähte zu dem Computermonitor, sah, dass die Kamera alles aufzeichnete, sah die beiden Detectives, die Sarah Roses Apartment inspizierten. Ein erleichterter Seufzer entfuhr seiner Kehle.
    Draußen war die Rauchentwicklung bereits stark, der wütend zuckende Schweif der Bestie peitschte um die Westseite des Gebäudes. Der Anblick erfüllte die Natter mit einem Gefühl himmlischer Ruhe.
    Es war so weit. Es war da. Es war da …
    Die Schöne Flucht war für sie gekommen.

47
    Striker wandte sich von der Kamera weg.
    »Hier ist jemand!«
    Er zog seine Waffe und sondierte mit Blicken das Terrain. Wie auf Knopfdruck sprangen vier winzige rote Lämpchen an. Wie die glutroten Augen eines wütenden Monsters. Striker hob mechanisch die Pistole und stockte mitten in der Bewegung, als er begriff, was die Lichter bedeuteten. Weitere Kamerasensoren.
    »Da ist Rauch!«, rief Felicia.
    Striker sah es auch. Er starrte durch den dunklen Nebel, der sich langsam ausbreitete. Bei dem Dämmerlicht hatte er zunächst geglaubt, der Rauch stamme von dem verbrannten Kaffee in der Küche. Jetzt, nachdem die dunkle Masse auf sie zurollte, realisierte er die tödliche Wahrheit.
    Die Wohnung stand in Flammen. Sie waren geradewegs in eine Falle gelaufen.
    Die Waffe im Anschlag, stürzte er durch die Diele zur Treppe, die nach oben zur Tür führte. Und sah bloß dichten, dunklen Rauch. Ein leises Knacken durchschnitt die Luft. Es wurde zunehmend lauter.
    »Komm schnell«, brüllte er zu Felicia. »Verdammt, wir müssen hier raus!«
    Gemeinsam stürmten sie durch den schlauchartigen Flur. Im Bereich der Treppe wurde der Rauch schwärzer und dichter, das Atmen wurde zur Qual. Die heiße Luft reizte Augen und Lunge. Felicia begann zu husten und presste einen Arm vor den Mund.
    Auf der ersten Stufe knickte sie mit dem Fuß um und wäre fast gestürzt, hätte Striker sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen. Er zog sie entschlossen die Treppe hoch. Auf halbem Wege zerrte sie an seiner Winterjacke.
    »Es ist viel zu heiß«, überschrie sie den Lärm. »Wir laufen direkt in das Feuer. Wir müssen zurück. Und einen anderen Weg finden.«
    Bilder vom Grundriss der Wohnung zuckten durch Strikers Kopf; das gesamte Apartment war unterhalb des Bodenniveaus, und die einzigen Fenster, die er gesehen hatte, waren klein und verriegelt.
    »Wir können nicht zurück«, brüllte er. Es gibt keinen anderen Weg nach

Weitere Kostenlose Bücher