Zornesblind
fragte er.
»Sergeant Rothschild, Detective.«
Er nickte. Rothschild hatte auch die Schrotflinte. Gut. Bei ihm waren die Waffen in guten Händen.
»Wenn Jim Banner von der Spurensicherung eintrifft, sagen Sie ihm, dass ich oben in dem Apartment bin, ja?«, wies er die junge Kollegin an.
Die Polizistin nickte, Striker entfernte sich vom Tatort. Er lief zum Parkplatz, notierte sich die Nummernschilder von Toyota und Van. Die beiden Besitzer waren innerhalb von Minuten ermittelt, sie wohnten in den Parterrewohnungen. Billy Mercury hatte mit den Fahrzeugen nichts zu tun.
Es war deprimierend, seufzte Striker.
Er hatte auf eine Spur gehofft.
Er konzentrierte sich wieder auf die Safe Haven Suites. Die Holzstufen knarrten laut unter seinen Schritten, als wollten sie ihn erneut warnen. Die Büchse der Pandora war geöffnet worden. Und er wollte wissen, was darin war.
Die Tür zu Billy Mercurys Apartment war kackbraun gestrichen. Darauf dick mit weißer Farbe:
103.
Die Tür stand offen, wenn auch nur ein paar Zentimeter.
Striker blieb im Eingang stehen und knipste die Taschenlampe an. Er mochte nichts überstürzen bei seinen Ermittlungen. Billy war exzessiv paranoid gewesen, mal sehen, was ihn in der Bude erwartete. Womöglich ein paar selbstgebastelte Sprengladungen.
Bomben.
Ohne die Tür weiter zu öffnen, leuchtete Striker mit der Taschenlampe in das Apartment. Er konzentrierte sich auf die Ränder der Tür. Sie war nicht präpariert, keine Kabel oder Drähte oder sonstige Kontakte. Erleichtert streifte er saubere blaue Latexhandschuhe über und verzog das Gesicht, als der Gummi seine verbrannte Hand touchierte. Er schob behutsam die Tür auf. Sie glitt geräuschlos auf, enthüllte das Innere des Apartments.
Die Beleuchtung war ausgeschaltet. Nur das rückwärtige Fenster ließ ein bisschen Tageslicht herein. Striker sondierte den Raum. Und war verblüfft.
Das Apartment war bis auf zwei Holzstühle und einen kleinen Tisch leer. Darauf standen ein alter Desktopcomputer und eine Maus mit Keyboard, daneben lagen ein Stapel Papier und diverse Pillenröhrchen.
Striker nahm den Blick von dem Computer und sah sich in dem kleinen Apartment um. Küche, Bad und ein Wohnraum, der zugleich als Schlafzimmer diente.
Allerdings gab es kein Bett. Nur eine Decke und ein Kissen lagen auf dem Boden. Wenigstens war der Boden sauber, die Decke ordentlich gefaltet. Billy Mercury hatte sein Bett gemacht, nachdem er am Morgen aufgestanden war.
Striker fand das merkwürdig. Es passte irgendwie nicht zu dessen Psychose.
In einer anderen Ecke lag ein Haufen Kleider. Alle frisch gewaschen, gebügelt und ordentlich gefaltet.
Das fiel dem Detective ebenfalls auf.
Er warf einen kurzen Blick auf die Küchenzeile. Das gespülte Geschirr stand zum Trocknen in einem Drahtgestell; die Schränke waren sauber, im Kühlschrank fand er Erdnussbutter und Marmelade, in einem der Schränke Brot, ein Päckchen Kaffee und Sahne sowie eine Packung Müsli.
Nirgends war das Verfallsdatum abgelaufen.
Im Bad standen Deo, Zahncreme, Dentalseide und Seife. Badetuch und Bodenmatte hingen zum Trocknen über der Duschabtrennung.
Überall war es pedantisch sauber und aufgeräumt.
Striker notierte seine Beobachtungen. Als er sein Notizbuch wegsteckte, fiel sein Blick auf eine der Wände. Dort hingen zwei riesige Landkarten. Eine von Kandahar und eine vom Lower Mainland, das Vancouver und die Umgebung umfasste. Auf der Kandahar-Karte waren kleine rote Kreuze und das Wort: Dämon. Dämon. Dämon. Dämon.
Striker wandte den Blick auf die zweite Karte. Darauf stand zwar nichts, aber es waren ebenfalls Kreuze aufgemalt. Dem Ermittler gefror das Blut in den Adern.
Union Street und Gore Avenue, Hermon Drive und East 5. Block 3800 Adanac Street in Burnaby – das passte auf die Wohnungen von Mandy Gill, Sarah Rose und Larisa Logan.
Er checkte spontan sein iPhone, aber Larisa hatte sich nicht mehr gemeldet.
Er spähte zu den verstreuten Seiten auf dem Tisch. Das Gekritzel war kaum lesbar. Begriffe wie Dämonen und Schattenmänner und Sukkubus . Die Pillenröhrchen lagen fein säuberlich aufgereiht daneben.
Striker schaute sie sich genauer an.
Die Medikamente waren alle vom Mapleview, auf den Etiketten stand Dr. Ostermanns Name und anscheinend die Rezeptnummer. Es waren drei unterschiedliche Medikamente: Effexor und Lexapro waren Striker vertraut, aber Risperidone sagte ihm nichts. Er googelte mit seinem iPhone die Bezeichnung. Auf der Webseite stand der
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