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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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Begriff: Antipsychopharmakon.
    Er steckte sein iPhone weg, trat zum Computer und betätigte die Maus. Sofort flammte die weiß und blau gehaltene MyShrine-Seite auf dem dunklen Monitor auf:
    … ich sah sie zuerst in Afghanistan und Kandahar. In menschlicher Gestalt. Sie kamen in Reihen, Welle auf Welle von Masken.
    Aber ich WUSSTE genau, was sie waren. Die anderen Soldaten waren vielleicht blind, aber ich nicht. Ich sah durch die Masken hindurch. Und ich hab sie alle durchschaut. Ein Soldat. Ein Gesandter. GOTTES WILLIGER VOLLSTRECKER!!!
    Dann wurde ich, wie ich heute bin.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, einen Dämon zu töten. Einen gottverdammten Sukkubus. Und das ist durch das Herz.
    Striker schluckte.
    Ein Dämon – das Böse.
    Ein Sukkubus – ein weiblicher Dämon. Eine Frau .
    Durch das Herz – das Ziel, wo die Kugel Felicia getroffen hatte.
    Striker lehnte sich schwer atmend gegen die Wand. »Er hat mich gewarnt«, murmelte er weich. »Großer Gott, er wollte mich mit dieser Botschaft warnen. Und ich Idiot hab es nicht gemerkt.«
    Ihm wurde mit einem Mal grottenschlecht. Er hätte es wissen müssen. Er hätte es kommen sehen müssen. Seine Ignoranz hätte Felicia fast das Leben gekostet.
    Er würde sich das niemals verzeihen können.
    Der Gedanke hing schwer in seinem Kopf, selbst nachdem er sich vom Computer abgewandt und das Festnetztelefon entdeckt hatte. Er nahm ab. Drückte auf Wahlwiederholung. Eine Frauenstimme meldete sich.
    »EvenHealth«, sagte sie. »Wen möchten Sie sprechen?«
    »Entschuldigung, da hab ich mich wohl verwählt.« Er legte auf.
    Er scrollte durch die eingegangenen Anrufe und sah, dass bei den beiden letzten Anrufen »unbekannt« stand. Das war an sich nichts Ungewöhnliches, aber ihm passte das Timing nicht. Er rief Clyde Hall an, seinen Kontakt bei der Telefongesellschaft, und bat ihn, Billy Mercurys Festnetzanschluss zu checken.
    »Rein informell natürlich«, setzte Striker hinzu.
    Clyde rief nach einer knappen halben Minute zurück. »Heute waren es nur zwei Anrufe.«
    Striker nickte, als wenn der Mann ihn sehen könnte. »Nummern und Uhrzeit, Clyde.«
    »Kein Problem.«
    Striker notierte sich Clydes Infos und bedankte sich für dessen Hilfe. Als er aufgelegt hatte, betrachtete er stirnrunzelnd die Daten.
    Hier gab es eine Verbindung.
    Jemand hatte Billy Mercury von einem nicht zu ortenden Prepaidhandy um exakt 15.17 Uhr angerufen. Um diese Uhrzeit hatten sie Mapleview verlassen. Dann hatte wieder jemand von einem Prepaidhandy aus angerufen, genau drei Minuten später – um diese Zeit waren sie bei Billy aufgetaucht.
    Eine Warnung für Billy?, überlegte Striker. Ein Hinweis?
    Oder jemand, der Billy Instruktionen gegeben hatte?
    Er betrachtete das wirre Gekritzel auf dem Tisch und die kryptische Botschaft auf der MyShrine-Seite, dann blickte er zu den gefalteten Klamotten und dem ordentlich gemachten Schlafplatz. Das eine so irrsinnig und abgedriftet, wie das andere rational und vernunftgesteuert war. Und nirgendwo stand Videoequipment aufgebaut.
    Es passte nicht zusammen. Er hatte ein verdammt schlechtes Gefühl bei der Sache. Seine Instinkte meldeten sich – und Striker hörte auf seine Instinkte. Irgendwas war da faul.
    Sie hatten irgendwas übersehen.

56
    Als Striker die alte Holztreppe hinuntersetzte zur Nordseite der Pender Street direkt hinter Billys Apartment, sah er, dass Wagen 10 eingetroffen war. Inspektor Laroche war kaum zu übersehen. Der Zwerg wuchs wie üblich über sich hinaus.
    Striker blieb am Fuß der Treppe stehen und ließ das Szenario auf sich wirken. Der Wohnblock war großräumig mit gelbem Polizeiband abgesperrt, die Ü-Wagen von BCTV und CBC waren auch schon da – hartnäckig wie die Schmeißfliegen, knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Wahrscheinlich waren sie gleich nach dem Brand hergekommen. Über ihm kreiste die Chopper-9-Nachrichtencrew am Himmel und zeichnete alles auf.
    Striker hielt hartnäckig den Blick gesenkt.
    Noodles war bereits eingetroffen und stand mitten in dem Drama neben dem toten Billy. Der Spurensicherer machte eifrig Fotos. Klick-klick-klick.
    Striker ging zu seinem Kollegen, doch Inspektor Laroche trat dazwischen. Dessen für gewöhnlich blasses Gesicht war rot angelaufen, und er stemmte gereizt die Fäuste in die Hüften.
    »Verdammt, Striker«, fuhr er den Beamten an. »Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht?«
    Striker blinzelte. »Was? Was ich gedacht habe?«
    »Ja, verdammt noch mal! Sie haben eben

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