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zorneskalt: Thriller (German Edition)

zorneskalt: Thriller (German Edition)

Titel: zorneskalt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette McBeth
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war im Gesicht faltig, deine Augen waren immer noch herzzerreißend blau, aber müde, erschöpft. Unter den Fingernägeln hattest du deutliche Trauerränder. Das Leben zehrte dich allmählich auf. Ich fragte mich, wie viele Bissen es noch brauchen würde, um dich ganz zu verschlingen.
    » Jonny«, sagte ich. Das war eine Frage, eine Feststellung, eine Beschuldigung, alles in einem.
    Du starrtest kopfschüttelnd auf den Couchtisch hinunter. » Später …«
    » Raus damit!«
    » Nein, du zuerst, und wenn du mir alles erzählt hast, erzähle ich dir von Jonny«, sagtest du.
    Ich spürte ein Hitzekribbeln im Gesicht, spürte meinen Zorn unter der Haut brodeln. Als Belohnung dafür, dass ich dir erzählte, was du hören wolltest, sollte ich erfahren, wie mein Freund gestorben war. In Gedanken zählte ich: eins … zwei … drei … Bloß nicht anbeißen. Du hattest alles unter Kontrolle, das wolltest du dir einreden, und ich würde dein Spiel mitspielen. Vorerst.
    Ich konzentrierte mich auf diesen Gedanken – Kontrolle, ruhig bleiben –, als ich sah, wie deine rechte Hand in die Tasche deiner dicken schwarzen Jacke griff. Als du sie herauszogst, sah ich Metall glitzern.
    Ich riss die Augen auf. Blinzelte. Starrte den Gegenstand in deiner Hand an. Blankes Metall.
    Der Stahl einer Messerklinge.
    In meinem Kopf geriet etwas ins Rutschen. Mein so sorgfältig ausgearbeiteter Plan dröselte auf. Mein Plan, dich hierherzulocken und in ein Gespräch zu verwickeln, bis Jake zurückkam und uns vorfand. Mein Plan, ihn die Polizei rufen zu lassen. Mein Plan, meine Aussage zu belegen und die gegen mich erhobenen Vorwürfe zu entkräften. Denn nur wenn die Polizei dich hier atmend und lebend sah, würde sie mir glauben, dass ich dich nicht umgebracht hatte.
    Aber nun saßest du in meinem Wohnzimmer, in dem ich ferngesehen und Zeitung gelesen und Wein getrunken und mich entspannt hatte, und du saßest mit einem Messer da.
    Alles hatte sich verändert.
    Deine Finger glitten vorsichtig über die Messerschneide. Mit einem Lächeln.
    Die Vorstellung, dass du die Augen schließen und lächelnd zustoßen würdest, schickte eisige Panikwellen durch meinen Körper.
    Du konntest mich noch immer überraschen, Clara.
    Ich merkte, dass ich ebenfalls lächelte, denn sonst hätte ich vielleicht wie irre gelacht oder vor Angst und Frustration gekreischt. Ich fühlte meinen anfänglichen Schwung erlahmen. Ich hatte geglaubt, die Situation im Griff zu haben, aber du hattest mir die Initiative entwunden.
    Ich musste einen klaren Kopf bewahren, mir einen Ausweg einfallen lassen.
    Und dann drang deine Stimme wie eine glühende Nadel in meinen Kopf ein.
    » Du denkst, dass ich’s nicht tue, aber ich tu’s, verlass dich drauf, Rachel. Ich hab nichts mehr zu verlieren.«
    Ich nickte langsam.
    Ich verstehe.
    » Womit sollen wir anfangen?«, fragte ich mit mühsam beherrschter Stimme.
    » Erzähl mir die Wahrheit über Niamh.«
    Immer begann alles mit Niamh.
    Ich überlegte einen Augenblick, was du vermutlich von mir hören wolltest, bevor du es für mich sagtest. » Du hast sie umgebracht.«
    » Wozu dann dies alles«, fragte ich und zeigte auf das Messer, » wenn du dir so sicher bist, dass du’s schon weißt?«
    » Ich erzähle dir, was ich weiß, was du jahrelang zu vertuschen versucht hast. Du hast ihr Schlaftabletten in den Drink gemischt, du hast sie ermordet und mich dann glauben lassen, ich wäre an ihrem Tod schuld. Du hast alles so verdreht, dass ich glauben musste, ich hätte meine eigene Mutter umgebracht«, sagtest du mit zuletzt fast kreischend lauter Stimme.
    » Ich wusste nicht, dass sie deine Mutter war. Das tut mir leid.«
    » Leid?« Sie schien erstaunt zu sein, dieses Wort aus meinem Mund zu hören. » Es tut dir leid ?«
    » Mir tut’s leid, dass sie deine Mutter war. Mir tut’s leid, dass sie meine war.«
    » Du verfluchte Schlampe. Du eiskalte, verfluchte Schlampe. Sie hat mich geliebt.«
    Ich konnte nicht anders: Ich musste lachen. Sie hat dich geliebt. Ich versuchte, mich zu beherrschen, weil dein Blick mich durchbohrte.
    » Sie hat dich so sehr geliebt, dass sie von irgendeinem Kerl schwanger geworden ist und dich verlassen hat. Schöne Liebe«, sagte ich.
    » Hätte sie alles ungeschehen machen können, hätte sie’s getan.«
    » Und mich nicht zur Welt gebracht? Meinst du das?«
    » Sie wollte es dir sagen, an dem Tag vor meinem Achtzehnten, bevor alles passiert ist. Das hatte ich sie versprechen lassen. Ich hatte ein

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