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Zottelkralle

Zottelkralle

Titel: Zottelkralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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entzückt. »Sie kribbelt kein bisschen mehr. Es wirkt!«
    »Natürlich wirkt es.« Zottelkralle lugte durch die Kofferritzen. »Erdmonsterrezepte wirken immer. Was ist denn in dem Koffer drin, hä?«
    Kallis Vater betastete immer noch ungläubig seine Nase. »Oh, nur meine Kleidung, etwas Wüstensand und ein paar Andenken.«
    Kalli und seine Mutter verdrehten die Augen. Zottelkralle aber hopste aufgeregt von einer Tatze auf die andere. »Pack aus, pack aus!«, grunzte er. »Sind sie genauso schneckenscharf wie die anderen Dinger, die hier überall rumstehen?«
    Kallis Vater ließ seine Nase los und strahlte. Seit Jahren hatte sich niemand mehr so über seine Andenken gefreut.
    »Moment, Moment«, sagte er eifrig. »Ich zeig sie dir.« Er nahm den einen und das Monster den anderen Koffer und dann verschwanden die beiden im Wohnzimmer.
    Ungläubig guckte Kalli ihnen übers Treppengeländer nach.

    »Kalli, ich glaube, du kannst dein Monster behalten«, sagte seine Mutter.
    Kalli grinste. Ich muss ihm nur noch erklären, dass er diese blöden Andenken nicht fressen darf, dachte er.
    Und dann ging er gähnend hinauf in sein Zimmer, legte sich ins Bett und wartete auf sein Monster.

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14

    »Wenn du jetzt hier wohnst«, sagte Kalli am nächsten Tag, »willst du dann nicht deine Monsterfreunde mal einladen?«
    »Blöde Idee«, grunzte Zottelkralle. Es war Nachmittag und er lag in Kallis Bett. Mit einer fast leeren Würmerdose neben sich.
    »Wieso? Wir holen jede Menge Torte und machen ein richtig schönes Monsterkaffeetrinken. Was ist daran blöd?«
    »Ich esse die Torte lieber allein«, knurrte Zottelkralle. »Außerdem würden die sich gar nicht hierher trauen.«
    »Ach komm«, sagte Kalli. »Ich würde sie doch so gern mal sehen.«
    »Nein«, knurrte Zottelkralle.
    »Du könntest wunderbar angeben«, sagte Kalli. »Ihnen das Badezimmer zeigen und den Kühlschrank und die weichen Betten.«
    »Hm.« Nachdenklich bohrte Zottelkralle in seinem Ohr herum. Das klang nicht schlecht. »Dann brauch ich aber noch zwei Sonnenbrillen. Ohne die kommen sie nicht. Niemals.«
    »Kein Problem«, sagte Kalli.
    »Also gut«, grunzte Zottelkralle und zog sich die Decke bis unters Kinn. »Aber du wirst sehen, was du davon hast!«
     
    Trüffelzahn und Stinkefell nahmen die Einladung an. Vor allem wegen der Sonnenbrillen.
    Als sie grinsend durch die Haustür gehopst kamen, rümpfte Kallis Mutter ein wenig die Nase. Denn die beiden rochen sehr streng nach Tausendfüßlern und Kellerasseln. Aber für Zottelkralles Freunde nahm sie das gern in Kauf. Sogar die Tatzen schüttelte sie ihnen, obwohl die klebrig und ein bisschen schleimig waren.
    Zottelkralle saß am Klavier, als Trüffelzahn und Stinkefell ins Wohnzimmer kamen. Er hatte sich überlegt, dass das die beiden maßlos beeindrucken würde. Aber diese Banausen hockten sich nur hämisch grinsend neben ihn und hauten ein paarmal wie verrückt auf die Tasten.
    Entsetzt zuckte Kallis Mutter zusammen, aber schon steuerten die zwei den Kaffeetisch an.

    Sie hopsten auf die Stühle und von da aus aufs Sofa, ließen sich kichernd in die Häkelkissen plumpsen und griffen mit gierigen Tatzen nach der Torte. Als Kallis Eltern sich zögernd auf ihre Stühle setzten, hatten Stinkefell und Trüffelzahn schon ratzekahl alles aufgefressen.
    Grunzend wälzten sie sich auf dem Sofa, schleckten ihre sahneverschmierten Krallen ab und rülpsten.
    »Wohnen alle Nacktschnecken so?«, fragte Trüffelzahn zwischen zwei Rülpsern und legte ihre stinkenden Füße auf den Tisch.
    »Wie bitte?«, fragte Kallis Mutter und hielt sich unauffällig die Nase zu. »Was für Nacktschnecken?«
    Grölendes Monsterlachen war die Antwort.
    »In der Bude hier kriegen ja sogar Käfer das Kotzen!«, knurrte Stinkefell, pflückte sich einen Floh aus dem Fell und fraß ihn mit genüsslichem Schmatzen.
    Kallis Eltern waren entsetzt und Zottelkralle war sehr zufrieden. Seine beiden Nachbarn würden bestimmt keine Einladung mehr kriegen und ihm die Torte wegfressen. O nein.
    Der Einzige, dem das Gerülpse und Gestinke von Trüffelzahn und Stinkefell offenbar gefiel, war Kalli. Er fragte die beiden sogar, ob er sie mal in ihrer Höhle besuchen dürfe. Zottelkralles Ohren wurden ganz grün vor Eifersucht.
    »Aber klar kannst du uns besuchen«, zischte Trüffelzahn. »Wir werden für dich sogar ein paar flitzig frische Regenwürmer besorgen.«
    »Ja, und Schimmelbrot.« Stinkefell verdrehte schwärmerisch die Augen.

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