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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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ich.
    »Ich bin dafür. Egal, wer zuhört   – ich will, dass man uns wegen unserer Originalkompositionen gut findet. Ganz oder gar nicht. Aber du kennst ja Lucas. Er stand noch nie hinter den
Kartoffel-Songs
. Er ist ein echter Schwachmat! Weißt du, dass er mal in einer Hairmetal-Band mitgespielt hat? Er hat keine Ahnung von Musik,
richtiger
Musik.«
    Ich wusste nicht genau, was ich darauf antworten sollte.
    »John Miller ist es schnurzpiepegal, was er spielt, solange er nicht wieder aufs College gehen und eines Tages in der Firma seines Alten Papierstapel von einer Schreibtischseite auf die andere wälzen muss. Bleibt noch Dexter, und du weißt ja, was für ein Typ er ist.«
    Die Bemerkung verblüffte mich ein wenig. »Was denn für einer?«
    Ted verdrehte die Augen. »Mister Positiv. Mister Optimismus-in-Person. Mister Alles-wird-gut. Wenn es nach ihm ginge, würden wir einfach drauflosspielen, ohne Plan, ohne irgendwelche Ansprüche an uns selbst, frei nach dem Motto: Mal sehen, wie’s läuft. Oh, Mann! Immer schön in den Tag reinleben, sich über nichts den Kopf zerbrechen. Nie! Ich hasse Menschen, die so sind. Das müsstest gerade du doch gut verstehen.«
    Ich sog scharf die Luft ein. Hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte. Es stimmte zwar, auch ich hatte mich über Dexters locker-flockige Art oft tödlich aufgeregt; doch so, wie Ted ihn gerade beschrieb, klang es vielzu negativ und kleinkariert. Ted war wirklich voreingenommen und rechthaberisch. Glaubte, er wüsste alles besser. Klar, Dexter dachte die Dinge nie bis zu Ende durch, aber ganz blöd war er nun auch wieder nicht und   –
    »Der Nächste, bitte!«, rief Scarlett. Ich war dran, bestellte »das Übliche für Lola« und trat zur Seite, damit Ted seinen extragroßen Kaffee, schwarz, ohne Deckel bitte, ordern konnte.
    »Viel Glück diese Woche«, sagte ich, während er bezahlte.
    »Danke«, antwortete er.
    Zusammen verließen wir
Jump Java
; er ging Richtung Minibus und ich zum Salon. Meine Tage als beste Rezeptionistin der Welt näherten sich dem Ende. Heute war der zwanzigste August. In drei Wochen würde ich nach Stanford gehen. Ich war immer davon ausgegangen, dass ich diejenige sein würde, die Dexter hinter sich zurückließ   – falls wir zusammengeblieben wären. Nun merkte ich, dass es genau umgekehrt hätte kommen können: Ich blieb und sah ihm nach. Seltsam, wie unvorhersehbar die Dinge sich manchmal entwickeln. Aber so, wie es jetzt lief, war es natürlich besser. Auf je den Fall.
    Weil Dexter eine ganze Woche lang nicht in der Stadt sein würde, brauchte ich mir endlich keine Sorgen mehr zu machen, dass wir uns zufällig über den Weg liefen und peinliche Momente zwischen uns entstanden. Was mein Leben wirklich enorm vereinfachte; ich bekam richtig Lust, alles noch Notwendige zu erledigen. Als hätte es mich schon aus dem Konzept gebracht, dass unsere Adressen dieselbe Postleitzahl hatten.
    Ich fing an, indem ich aufräumte und putzte. Alles. Schrubbte mein Auto von oben bis unten, innen wie außen, sparte nicht an Politur für Lack, Sitze, Armaturenbrett, ließ einen Ölwechsel machen, bearbeitete das Wageninnere mit Reinigungsschaum, brachte meine CDs wieder in alphabetische Reihenfolge und rieb Fenster und Windschutzscheibe von innen mit Glasreiniger blank   – jawohl! Das motivierte mich derartig, dass ich mich anschließend über mein Zimmer hermachte, vier Mülltüten mit abgelegten Klamotten voll stopfte und zum Secondhand-Laden brachte, bevor ich mich im GAP auf die Sonderangebote stürzte und neue Outfits kaufte, die meinem neuen College-Ich entsprachen. Ich war so fleißig, dass ich mich selbst verblüffte.
    Wie hatte ich überhaupt zulassen können, dass alles dermaßen in Unordnung geraten war? Früher war es für mich selbstverständlich gewesen, dass die Linien, die der Staubsauger auf dem Teppichboden in meinem Zimmer hinterließ, exakt parallel zueinander verliefen. Jetzt dagegen   – nachdem ich endlich zu meiner alten Form zurückgefunden hatte   – entdeckte ich zu meiner Über raschung : Matschklümpchen im Schuhregal, verschmierte Wimperntusche in der Schminkschublade und einen einzelnen Schuh   – einen!   – in der hintersten Ecke unter meinem Bett. Anscheinend hatte ich zwischenzeitlich eine Art Blackout gehabt. Auf jeden Fall schien es auf einmal lebensnotwendig, die Ordnung in meinem persönlichen Universum wiederherzustellen. Also faltete ich T-Shirts , stopfte meine Schuhe mit

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