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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Ich entschuldigte mich bei Jennifer Anne, wobeiich mich ernsthaft bemühte aufrichtig zu klingen. Dann hielt ich tapfer ein paar weitere niveauvolle Gesprächs themen durch, während wir zum Nachtisch Schokoladensoufflé aßen. Und irgendwann durfte ich endlich gehen. Chris hatte im Grunde nicht mehr mit mir gesprochen und gab sich beim Abschied auch nicht die Mühe zu verbergen, dass er die Tür nur allzu gern hinter mir zuknallte. Warum wunderte ich mich eigentlich darüber, wie schnell er in puncto Liebe eingeknickt war? Genau deshalb hatte er unsere Hochzeitswette ja jedes Mal verloren: Er tippte immer auf ein zu langes Haltbarkeitsdatum, verschätzte sich beim letzten Mal sogar um volle sechs Monate.
    Ich stieg in mein Auto und startete mit Karacho durch. Nach Hause zu fahren, wo sowieso niemand sein würde, war keine verlockende Aussicht; deshalb düste ich einmal quer durch die Stadt in die Gegend, wo Lissa wohnte. Vor ihrem Haus drosselte ich das Tempo, stellte die Scheinwerfer ab und hielt für einen Moment beim Briefkasten. Durchs Fenster konnte ich ins Esszimmer gucken: Lissa und ihre Eltern saßen gerade beim Abendessen. Kurz erwog ich zu klingeln. Lissas Mutter war in der Beziehung sehr unkompliziert; sie würde einen weiteren Teller auf den Tisch stellen und mir einen Stuhl anbieten. Aber irgendwie war ich nicht in Stimmung für freundliches Elterngelaber übers College oder die Zukunft. Im Gegenteil   – was ich dringend brauchte, war ein kleiner Rückfall in alte Gewohnheiten: ein Abend, an dem ich richtig versackte. Deshalb fuhr ich zu Chloe.
    Sie öffnete mir mit gerunzelter Stirn und einem Holzlöffel in der Hand. »Meine Mutter kommt in einer Dreiviertelstundenach Hause.« Sie hielt mir die Tür auf, damit ich eintreten konnte. »Du kannst nicht länger als eine halbe Stunde hier bleiben.«
    Ich nickte. Chloes Mutter, Natasha, hatte strikte Regeln, was unangemeldete Gäste betraf. Seit ich Chloe kannte, war die Besuchszeit bei ihr deshalb immer streng begrenzt gewesen. Anscheinend hatte ihre Mutter einfach nicht gerne Menschen um sich. Und dann war sie ausgerechnet Stewardess geworden   ... Aber vielleicht war ja auch genau das der Grund für ihre Menschenfeindlichkeit. Wie auch immer   – wir bekamen sie so gut wie nie zu Gesicht, selbst wenn sie zufäl lig mal in der Stadt war.
    »Wie war der Familienabend?«, fragte Chloe. Ich folgte ihr in die Küche. Schon auf dem Weg dorthin konnte ich hören, dass auf dem Herd irgendwas vor sich hin brutzelte.
    »Keine besonderen Vorkommnisse.« Ich wollte sie gar nicht bewusst anlügen, hatte einfach nur keinen Bock, groß zu erzählen, was passiert war. »Kann ich ein paar von euren Minidingern abstauben?«
    Sie stand am Herd und rührte in einer großen Pfanne; es roch nach Meeresfrüchten. Doch jetzt drehte sie sich zu mir um. »Bist du deshalb vorbeigekommen?«
    »Zum Teil.« Chloes und mein Verhältnis war so: Ich konnte immer offen und ehrlich zu ihr sein. Im Gegenteil, es war ihr sogar lieber. In der Beziehung ähnelten wir einander. Wir sagten, was wir dachten, und machten niemandem etwas vor.
    Sie verdrehte die Augen. »Bedien dich.«
    Ich zog mir einen Stuhl heran und stieg darauf, um den Küchenschrank zu öffnen. Ah, die mütterlicheHauptschlagader. Fein säuberlich nach Größe und Sorte geordnet, standen Unmengen Miniflaschen, die Chloes Mutter vom Flugzeug-Getränkewagen stibitzt hatte, in einem Fach: Schnäpse und harte Spirituosen links, Liköre und Digestifs rechts. Ich schnappte mir zwei Bacardi-Fläschchen aus der hinteren Reihe, kaschierte die Lücke, indem ich andere Fläschchen etwas verschob, und warf einen Blick zu Chloe rüber, um mich zu vergewissern, ob ich es korrekt gemacht hatte. Sie nickte. Und gab mir ein Glas Cola, in dem einige Eiswürfel schwammen. Ich schüttete den Inhalt des einen Fläschchens dazu und nahm einen Schluck. Der Drink war stark und brannte, als er durch meine Kehle rann. Gleichzeitig hatte ich ein seltsames Ziehen im Magen, so als wüsste ich genau, dass es falsch war, was ich gerade tat   – die falsche Reaktion auf den Vorfall bei Jennifer Anne. Aber das ging vorbei. Was eigentlich das Schlimmste war: Es ging immer vorbei.
    »Willst du auch einen Schluck?« Ich hielt Chloe mein Glas hin. »Schmeckt köstlich.«
    Sie verneinte und regulierte die Gasflamme unter der Pfanne. »Das käme jetzt richtig gut: Kaum ist sie endlich mal wieder zu Hause, liegt da die erste Rechnung fürs College wegen der

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