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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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»Braucht man täglich, wie du weißt.«
    John Miller gähnte; anscheinend bekam er derleinützliche Informationen täglich geliefert. Dann wandte er sich wieder seiner Banane zu.
    »Wetten«, sagte Dexter plötzlich mit einer tiefen, sonoren Gameshowmoderator-Stimme, von der ich später wusste, dass er sie speziell zu diesen Anlässen benutzte, »wetten, dass du keine zehn Bananen auf einmal essen kannst.«
    John Miller kaute seelenruhig zu Ende, schluckte und erwiderte: »Ich wette, das siehst du richtig.«
    »Es geht um eine richtige Wette, Mann.« Mit wippendem Knie schob Dexter einen Stuhl für mich rüber, damit ich mich setzen konnte, und fuhr in demselben bedächtigen Tonfall fort: »Nehmen Sie die Wette an?«
    »Spinnst du?«
    »Zehn Mäuse.«
    »Für zehn Mäuse esse ich keine zehn Bananen«, meinte John Miller entrüstet.
    »Immerhin ein Dollar pro Banane!«, entgegnete Dexter.
    »Außerdem wird diese blöde Wett-Masche allmäh lich alt, Dexter.« John Miller schmiss die Bananenschale Richtung Mülleimer, der neben der Hintertür stand und schon mehr als überquoll; aber er schmiss sowieso daneben. »Du kannst doch nicht durch die Gegend laufen und ständig irgendwelche absurden Wetten anzetteln, nur weil dir danach ist.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie nehmen die Wette nicht an?«
    »Hörst du bitte endlich auf so affig zu reden?«
    »Zwanzig Mäuse«, bot Dexter. »Zwanzig Mäuse   ...«
    »Nein!«
    »...   plus: Ich putze das Badezimmer.«
    Das änderte die Sachlage schlagartig. John Miller sah von den Bananen zu Dexter und wieder zurück. »Zählt die eine mit, die ich gerade gegessen habe?«
    »Nein.«
    John Miller schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Was? Sie ist noch nicht mal in meinem Magen angekommen, verflucht.«
    Dexter überlegte kurz. »Okay, Remy soll entscheiden.«
    »Wie bitte?«, sagte ich. Die beiden sahen mich an.
    »Du bist unparteiisch«, erklärte Dexter.
    »Sie ist deine Freundin«, beschwerte sich John Miller. »Damit ist sie wohl kaum unparteiisch.«
    »Sie ist nicht meine Freundin.« Dabei sah Dexter mich an, als befürchtete er, ich könnte mich über diese Bemerkung aufregen, was nur bewies, wie schlecht er mich kannte. Er fuhr fort: »Ich meine, wir gehen zwar miteinander aus, aber   ...« Er machte eine kurze Pause, als wartete er darauf, dass ich auch etwas sagte. Doch weil ich schwieg, meinte er: »Trotzdem bist du ein selbstständiger Mensch mit eigenen Gedanken und Überzeugungen, oder etwa nicht?«
    »Ich bin nicht seine Freundin«, sagte ich zu John Miller.
    »Nein, sie liebt mich«, bemerkte Dexter beiläufig, und ich spürte, dass ich knallrot wurde. »Wie auch immer«, fuhr er fort. »Remy, was meinst du? Zählt die Banane mit oder nicht?«
    »Ich finde, sie sollte wenigstens zum Teil mitzählen. Vielleicht zur Hälfte?«
    »Zur Hälfte!« Dexter blickte mich so begeistert an, als ob er mich gerade eigenhändig aus einem Lehmklumpenerschaffen hätte. »Super Lösung. Also, wenn du die Wette annimmst, musst du neuneinhalb Bananen essen.«
    Darüber dachte John Miller einen Augenblick lang nach. Später bekam ich mit, dass im gelben Haus jeder ständig knapp bei Kasse war und diese Wetten für einen gewissen kontinuierlichen Geldfluss sorgten, der sich zwischen den Hausbewohnern letztlich ausglich. Zwanzig Dollar, das bedeutete Essen und Bier für mehrere Tage. Außerdem ging es nur um neun Bananen. Und eine halbe.
    »Na gut«, sagte John Miller. Und die beiden besiegelten die Wette per Handschlag.
    Bevor es allerdings losgehen konnte, brauchte man Zeugen. Ted, der auf der hinteren Veranda saß, wurde hereingeholt; er war mit einem Mädchen zusammen, das er mir mal als Scary Mary (ich hatte es vorgezogen, nicht genauer nachzufragen) vorgestellt hatte. Weil die Suche nach Keyboarder Lucas erfolglos blieb, einigte man sich auf Dexters Hund Monkey als würdigen Ersatz. Wir setzten uns um den Tisch beziehungsweise auf das hässliche braune Sofa neben dem Kühlschrank, wäh rend John Miller ein paar Aufwärm- und Dehnübungen machte und tief durchatmete, als bereitete er sich auf einen Fünfzig-Meter-Sprint vor.
    »Alles klar?« Ted, der Einzige mit funktionierender Armbanduhr und deshalb offizieller Zeitnehmer, sagte: »Auf die Plätze, fertig, los.«
    Wer noch nie bei einer Esswette dabei gewesen ist   – so wie ich zum damaligen Zeitpunkt   –, stellt sich darunter möglicherweise etwas Spannendes vor. Das Problem war bloß: Es ging nicht darum,

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