Zu cool für dich
neuneinhalb Bananenschnell zu essen; es ging lediglich darum, neuneinhalb Bananen zu essen. Deshalb wurde es ab Banane Nummer vier ziemlich öde. Ted und Scary Mary gingen Waffeln essen und überließen es Monkey, Dexter und mir, die nächsten fünfeinhalb Bananen auszusitzen. Allerdings mussten wir, wie sich herausstellte, gar nicht so lange warten: John Miller kapitulierte auf halbem Weg durch Banane sechs und stand vorsichtig auf.
»Hoffentlich hast du ihn nicht umgebracht«, sagte ich zu Dexter, als John im Bad verschwunden war.
»Niemals«, meinte er leichthin und lehnte sich behaglich auf seinem Stuhl zurück. »Du hättest ihn letzten Monat sehen sollen, da hat er fünfzehn Eier hintereinander verdrückt. Anschließend machten wir uns allerdings etwas Sorgen um ihn, er wurde nämlich knallrot.«
»Komisch, dass du nie derjenige bist, der Unmengen von irgendwas vertilgen muss.«
»Stimmt gar nicht. Ich mache das nur nicht mehr, seit ich im April die Wette aller Wetten gewonnen und die Meisterschaft geholt hab.«
Eigentlich widerstrebte es mir, überhaupt nachzufragen, wodurch er sich den Titel verdient hatte. Aber meine Neugier war stärker: »Und was war das?«
»Ein Glas Mayonnaise. Fünfhundert Gramm in exakt zwanzig Minuten.«
Schon bei dem Gedanken wurde mir flau im Magen. Ich kann das Zeug nicht ausstehen, inklusive allem, wo Mayonnaise drin ist: Eiersalat, Thunfischsalat, scharfe gefüllte Eier. »Ist ja widerlich.«
»Ich weiß«, meinte er stolz. »Das kann ich einfach nicht mehr übertreffen.«
Was war das für ein Mensch, der sich ständig in solcheHerausforderungen und Wettkämpfe stürzte? Dexter machte wirklich aus allem und jedem eine Wette, egal, ob er das Risiko wirklich einschätzen konnte oder nicht. Einige Spitzenwetten der letzten Wochen: fünfzig Cent, dass der nächste Wagen, der vorbeikommt, entweder blau oder grün sein wird; fünf Dollar, dass es mir gelingt, aus der Maisdose, den Kartoffelsticks und dem Senf in der Vorratskammer etwas Essbares herzustellen. Und natürlich: Wie viele Bundesstaaten kannst du aufzählen, während die Frau da drüben ihr Zeug aus der Reinigung holt?
Ich war inzwischen bei zwanzig, Dexter bei neunzehn. Und er hatte gerade einen kleinen Knoten im Hirn.
»Kalifornien«, sagte er schließlich und warf einen nervösen Blick durchs Schaufenster ins Innere der Reinigung; die Frau sprach gerade mit jemandem an der Kasse.
»Hast du schon gesagt.«
»Wisconsin.«
»Montana.«
»South Carolina.«
Die Tür öffnete sich, sie trat heraus. »Vorbei«, sagte ich. »Gewonnen.«
»Hast du nicht!«
Ich hielt meine Finger hoch, an denen ich mitgezählt hatte. »Ich hatte einen mehr. Her mit der Kohle.«
Er seufzte und wollte schon die Hand in die Hosentasche stecken, doch dann zog er mich an sich und vergrub sein Gesicht an meinem Hals.
»Keine Chance.« Ich legte meine Hände abwehrend auf seine Brust. »So entkommst du mir nicht.«
»Lass mich dein Sklave sein«, sagte er dicht an meinemOhr. Mir lief ein Schauer den Rücken runter, doch ich schüttelte das Gefühl rasch ab, indem ich mich selbst daran erinnerte, dass ich jeden Sommer einen anderen Freund gehabt hatte, irgendeinen Typen, der mir zu Beginn der Ferien zufällig positiv auffiel. Normalerweise hielt das Ganze dann bis August, wenn ich mit meiner Familie ans Meer fuhr. Der einzige Unterschied würde sein, dass es dieses Mal am Ende der Ferien nach Westen ging, nicht nach Osten. Der Gedanke gefiel mir, so wollte ich es haben: ein unveränderbarer Kompass, etwas, das schon immer so gewesen war und auch in Zukunft so sein würde, selbst wenn ich längst über alle Berge war.
Außerdem wusste ich jetzt schon, dass es mit uns auf Dauer sowieso nie gutgehen würde. Er war alles andere als vollkommen, seine Macken und Fehler viel zu offensichtlich. Ich ahnte deutlich, welche grundlegenden Probleme sich dahinter auftun würden, irreparable Risse im Fundament. Trotzdem war es nicht leicht, einen klaren Kopf zu behalten, während er mich küsste, jetzt, im Juli, nach einer weiteren Wette. Immerhin hatte ich sie gewonnen. Und es kam mir so vor, als hätten wir noch viel, viel Zeit.
»Die entscheidende Frage ist, ob sie ihm die Große Rede schon gehalten hat«, sagte Jess.
»Nein«, widersprach Chloe. »Die entscheidende Frage ist – hast du schon mit ihm geschlafen?«
Sie sahen mich an, alle drei. Es war nicht unverschämt von ihnen, mich danach zu fragen, sondern normaler Infotalk. Und
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