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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Hoffentlich war es wirklich die letzte Ehe meiner Mutter. Ich wusste nämlich nicht, ob sie   – oder ich   – eine weitere Metamorphose ertragen würde.
    Ich beobachtete Don; er trug ein Polohemd, trank Bier aus der Flasche und stopfte sich gerade noch eins von den Bruschette in den Mund. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er den Grillmeister mimen würde, aber Essen schien ihm gar nicht so wichtig zu sein. Im Gegenteil   – er ernährte sich fast ausschließlich von einem Zeug mit dem klangvollen Namen
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, einem Aufbaudrink in kleinen Alu-Dosen, in dem angeblich alles drin war, was man brauchte. Außerdem musste man nichts weiter tun als am Dosenring zu ziehen. Er kaufte die Minidosen kistenweise in
Sam’s Club
. Aus irgendeinem Grund störte mich das noch mehr als mein Frühstück unter Brüsten: Dons Anblick in Lederpantoffeln, wenn er morgens Zeitung lesend durchs Haus lief und dabei eine Dose
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in der Hand hielt, als wäre sie festgewachsen. Der Fffft-Laut, der ertönte, wenn er den Dosenring abzog, kündete uns sein Näherkommen mittlerweile besser an als jede Fanfare.
    »Remy, mein Schatz, kommst du einen Moment her?«, rief meine Mutter.
    Ich entschuldigte mich bei Patty und ging über den Rasen zu ihr. Sie fasste mich am Handgelenk, zog mich etwas dichter zu sich und flüsterte: »Meinst du, ich muss mir wegen der Steaks Sorgen machen?«
    Ich warf einen Blick Richtung Grill. Chris stand so davor, dass er das Fleisch halb verdeckte. Dennoch konnte man erkennen, dass sich die Eins- A-Filetsteaks aus Brasilien in kleine, schwarze Objekte verwandelt hatten, die eine nicht nur entfernte Ähnlichkeit mit Lavagestein besaßen.
    »Ja und nein«, antwortete ich. Sie streichelte geistesabwesend meinen Arm. Meine Mutter hatte immer kühle Hände, sogar wenn es affenheiß war. Plötzlich überfiel mich eine Erinnerung: wie sie die Hand auf meine Stirn legte, als ich klein war, um zu fühlen, ob ich Fieber hatte. Und dass ich schon damals gedacht hatte, wie kühl ihre Hände wären. »Ich kümmere mich drum«, sagte ich.
    »Ach, Remy, was mache ich bloß ohne dich?« Sie drückte meine Hand.
    So was passierte ständig, seit sie wieder zu Hause war. Plötzliche Momente, in denen sich ihr Gesichtsausdruck veränderte und ich wusste, was sie dachte. Näm lich dass ich tatsächlich nach Stanford ging, dass meine Abreise wahrhaftig kurz bevorstand. Sie hatte einen neuen Ehemann, einen Neuen Flügel, einen neuen Roman. Es würde ihr blendend gehen ohne mich, und das wussten wir beide. Töchter taten so was. Sie gingen aus dem Haus und kehrten irgendwann mit ihrem eigenen Leben zurück. Die Geschichte kam in vielen ihrer Bücher vor: Ein Mädchen rebelliert, beweist allen, was sie kann, findet Liebe, übt Rache. In der Reihenfolge. Ich mochte die ersten beiden Teile, den rebellischen und den, in dem sie es allen zeigt. Alles andere wäre bloß Zugabe.
    »Du wirst nicht mal merken, dass ich weg bin, Mom.«
    Doch sie schüttelte seufzend den Kopf, zog mich an sich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich roch ihr Parfum, vermischt mit Haarspray, schloss für einen Augenblickdie Augen und atmete ihren Duft ein. Trotz aller Veränderungen   – einiges blieb immer gleich.
    Genau das dachte ich auch, als ich anschließend in der Küche stand und die Hamburger, die ich für den Fall der Fälle besorgt hatte, aus dem Kühlschrank zog, wo ich sie hinter einer Familiengroßpackung
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versteckt hatte. Im Supermarkt   – als Dexter mich fragte, warum ich Hamburger kaufte, obwohl sie gar nicht auf dem Einkaufszettel standen   – hatte ich geantwortet, es wäre mir lieber, auf alles vorbereitet zu sein, weil man eben nie wissen konnte. War ich zu zynisch? Oder hatte ich einfach aus der Vergangenheit gelernt? Im Gegensatz übrigens zu vielen anderen Menschen, die sich im Dunstkreis meiner Mutter bewegten.
    »Dann stimmt es also wirklich   ...« Ich drehte mich um: Jennifer Anne stand hinter mir. In der einen Hand hielt sie zwei Packungen Hotdogs, in der anderen einen Beutel mit Hotdog-Brötchen. Sie lächelte ein wenig schief, als wären wir beide auf frischer Tat ertappt worden, und meinte: »Kluge Köpfe kommen auf die gleichen Ideen.«
    »Beeindruckend«, sagte ich. Sie trat an die Küchentheke, riss eine der Hotdog-Packungen auf und legte die Würstchen auf einen Teller. »Du kennst sie anscheinend schon ziemlich gut«, fuhr ich fort.
    »Nein, aber ich kenne

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