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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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den
Gesundheit-garantiert -Dingern
gekippt?
    »Er ist ein großartiger Sänger«, sagte meine Mutter zu Jorge. Der nickte brav (das hatte er schon ein paarmal gehört). Don schien inzwischen an was anderes zu denken; er hielt seine leere Bierflasche in der Hand und starrte ins Leere. Ich schaute Dexter an und stutzte: So hatte ich ihn noch nie erlebt, beinahe schüchtern. Ihm schien ziemlich unbehaglich zu sein und offenbar war ihm seine Schlagfertigkeit urplötzlich abhanden gekommen. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, zupfte ein wenig dran und sah sich dann ziellos im Garten um, wobei er noch einen Schluck Bier trank.
    »Komm, wir besorgen uns was zu essen.« Ich nahm seine Hand und zog ihn sanft mit mir zum Grill. Chris schien es Spaß zu machen, in den Hotdogs herumzustochern; endlich war er wieder in seinem Element.
    »Weißt du was?«, sagte ich. Dexter sah mich fragend an. »Don ist ein Idiot.«
    »Nein, ist er nicht.« Dexter lächelte, als wäre nichtsgewesen, und legte mir einen Arm um die Schulter. »Jede Familie hat ein schwarzes Schaf. So ist das nun mal.«
    »Wohl wahr«, meinte Chris und wendete einen Hamburger. »Wenigstens warst
du
nicht im Knast.«
    Dexter trank einen großen Schluck Bier. »Nur ein Mal«, sagte er unbekümmert und zwinkerte mir zu. Es war vorbei. Er war wieder wie immer. Als wäre alles, was gerade passiert war, nur ein Witz gewesen. Ein Witz auf seine Kosten, der ihm nicht das Geringste auszumachen schien. Ich dagegen konnte nicht aufhören zu Don hinüberzustarren. In meinem Magen brannte es und mir wurde klar, dass da noch eine Rechnung offen war. Irgendwie kam mir Dexter echter, realer vor, seit ich ihn   – und sei es nur für einen Moment   – so still und zurückhaltend erlebt hatte. Als wäre er in diesen wenigen Augenblicken nicht nur eine flüchtige Sommerliebe gewesen. Als steckte mehr dahinter. Und ich tiefer drin, als ich dachte.
    Der Rest des Nachmittags verlief ohne weitere Zwischenfälle. Die Hamburger und Hotdogs schmeckten allen (der teure Dip aus Oliven und getrockneten Tomaten hingegen erwies sich als wahrer Ladenhüter). Meine Mutter leckte sich sogar die Finger ab, nachdem sie ein zweites Stück von Jennifer Annes Schokocremetorte vertilgt hatte, inklusive eines ordentlichen Sahnespritzers aus der Dose. So viel zum Thema Gourmetküche.
    Als es dämmerte, verabschiedeten sich die Gäste. Meine Mutter verzog sich mit der Begründung in ihr Zimmer, sie sei völlig erledigt; es ist ja auch sooo anstrengend, die Gastgeberin zu spielen, wenn man anderen den Hauptteil der Arbeit überlässt. Jennifer Anne,Chris, Dexter und ich sammelten also Geschirr ein und wickelten Essensreste in Folie, wobei wir allerdings das meiste von dem Gourmetzeug und die verbrannten Steaks wegschmissen. Bis auf eins, von dem die angekokelten Ränder abgeschnitten wurden   – für Monkey.
    »Er wird begeistert sein«, meinte Dexter, als Jennifer Anne ihm das Fleisch gab; sie hatte es ordentlich in Alufolie gepackt, die Ränder profimäßig zusammengefaltet. »Sonst kriegt der Gute nur Trockenfutter, deswegen ist so ein Leckerbissen für ihn wie Weihnachten.«
    »Monkey   – interessanter Name«, meinte sie.
    »Ich hab ihn zu meinem zehnten Geburtstag geschenkt bekommen.« Beim Sprechen warf Dexter einen Blick in unseren Vorgarten. »Ich hätte lieber einen Affen gehabt, deshalb war ich erst etwas enttäuscht. Es stellte sich allerdings heraus, dass er viel besser war als ein Affe. Die können nämlich richtig fies sein.«
    Jennifer Anne warf ihm zunächst einen unergründlichen Blick zu, doch dann lächelte sie. »Das habe ich auch schon gehört«, meinte sie, nicht unfreundlich, und machte sich daran, das übrig gebliebene Pitabrot mit Plastikfolie zu bedecken.
    Chris wischte die Küchentheke mit einem Schwamm ab und sagte zu Dexter: »Du musst unbedingt noch mit mir hochkommen und dir die ausgeschlüpften Warane anschauen. Die sind echt irre.«
    »Klar.« Dexter klang aufrichtig begeistert. Dann sah er mich an: »Okay?«
    »Sicher«, erwiderte ich. War ich seine Mami oder was? Die zwei polterten die Treppe hoch zur Waranenkammer.
    Jennifer Anne, die gerade die Kühlschranktür zumachte, seufzte tief. »Dieses Hobby   ... ich werde es nie begreifen. Ich meine, Hunde und Katzen kann man streicheln. Aber wer will schon mit einem Waran kuscheln?«
    Auf die Frage fiel mir keine Antwort ein, deshalb sagte ich nichts, sondern zog den Stöpsel aus dem Spülbecken; gurgelnd lief

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