Zu cool für dich
Nachmittag fertig machte, lief er ständig hinter mir her. Ein Bild des Jammers. Hat rumgewinselt und an meinen Schuhen gekratzt.« Er streichelte Monkey über den Kopf und zog ihn an den Ohren. So fest, dass es aussah, als müsste es tierisch wehtun. Aber der Hund schien es zu genießen, denn er schnurrte regelrecht. Ein leiser Glückslaut, der von tief innen aus seiner Kehle drang. »Er kann doch hier bleiben, oder?«, fragte Dexter und stand auf. Monkey wedelte hoffnungsvoll mit dem Schwanz und stellte die Ohren hoch, so wie er es beim Klang von Dexters Stimme immer machte. »Er macht bestimmt keinen Ärger.«
»Kein Problem«, meinte ich. »Ich hole ihm eben Wasser.«
Dexter lächelte mich an, ein erfreutes, strahlendes Lächeln. Als hätte ich gerade etwas getan, das ihn überraschte. »Danke«, sagte er. Und dann, an Monkey gewandt: »Siehst du, ich hab’s dir gesagt. Sie mag dich.«
Aber diese Mitteilung schien Monkey nicht weiter zu beeindrucken. Er knabberte schon wieder an seinem Hinterbein rum. Ich holte etwas Wasser aus der Garage. Dexter überprüfte noch mal den Doppelknoten in der Leine. Dann gingen wir ums Haus herum in den Garten. Ich konnte die Hotdogs auf dem Grill bereits riechen.
Als wir zu den anderen stießen, unterhielt sich meine Mutter gerade angeregt mit Patty. Doch bei Dexters Anblick hörte sie sofort auf zu reden, legte theatralisch eine Hand auf die Brust – eine ihrer typischen Gesten – und rief: »Hallo, du bist bestimmt Dexter.«
»Ja.« Dexter nahm die Hand, die sie ihm entgegenstreckte, und schüttelte sie.
»Aber ja – ich erkenne dich wieder, von der Hochzeit!«, sagte sie, als würde ihr das erst in diesem Moment bewusst, obwohl ich ihr die Zusammenhänge schon mindestens zweimal erklärt hatte. »Du singst wirklich großartig!«
Dexter wirkte erfreut und peinlich berührt zugleich. Meine Mutter hielt seine Hand noch immer in ihrer. »Das war eine tolle Hochzeit«, meinte er schließlich. »Noch mal herzlichen Glückwunsch.«
»Was möchtest du trinken?«, fragte meine Mutter und sah sich suchend nach mir um. Dabei stand ich zwischen ihr und Dexter. »Remy, Süße, besorgst du Dexter etwas zu trinken? Bier? Wein? Softdrink?«
»Bier wäre Klasse«, meinte Dexter.
»Im Kühlschrank ist noch jede Menge kaltes Bier,Schatz.« Meine Mutter legte eine Hand auf meinen Rücken und schob mich Richtung Küche. Gleichzeitig hängte sie sich bei Dexter ein und meinte: »Du musst unbedingt meinen Innenarchitekten Jorge kennen lernen, er ist brillant. Jorge! Komm her, ich möchte dir Remys neuen Freund vorstellen.«
Während meine Mutter weiterschnatterte und allen erzählte, wie großartig jeder im Umkreis von anderthalb Metern war, ging Jorge quer über den Rasen auf sie zu und ich begab mich in die Küche, um ein Bier für Dexter zu holen, als wäre ich eine Hausangestellte. Als ich mit dem Bier wieder in den Garten kam, stand Don bei den anderen. Man diskutierte, aus welchem unerfindlichen Grund auch immer, voller Eifer über Milwaukee.
»Ich hab’s noch nirgendwo so kalt erlebt wie da.« Don schmiss sich eine Hand voll importierter Nüsse in den Mund. »In weniger als fünf Minuten reißt einen der Wind buchstäblich in Stücke. Ist ganz schwierig da mit Autos, die überleben das Klima nicht. Salzschäden ohne Ende.«
»Der Schnee ist allerdings eins a«, meinte Dexter. Ich gab ihm sein Bier, wobei es ihm gelang, unauffällig meine Hand zu streicheln. »Und die Musikszene ist echt im Kommen. Noch in den Anfängen, aber das wird schon.«
Don machte ein abfälliges Gesicht und nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche. »Musikmachen ist kein richtiger Beruf. Bis letztes Jahr hat dieser Junge hier BWL studiert! An der Universität von Virginia!«
»Das ist ja interessant«, sagte meine Mutter. »Erklärt ihr mir noch mal, wie ihr verwandt seid?«
»Don ist der Schwager meines Vaters«, antwortete Dexter. »Also: Dons Schwester ist meine Tante.«
»Wie schön«, befand meine Mutter ein wenig zu überschwänglich. »Die Welt ist wirklich klein.«
»Er hatte sogar ein Vollstipendium.« Don ließ sich nicht abbringen. »Alles wäre bezahlt worden, das ganze Studium. Und was tut dieser junge Mann? Hört mittendrin auf, bricht seiner Mutter das Herz! Und weshalb? Wegen der Musik.«
Jetzt fiel nicht mal mehr meiner Mutter ein, was sie noch sagen könnte. Ich sah Don stumm an und fragte mich, woher dieser plötzliche Ausbruch kam. Vielleicht hatte er zu viele von
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