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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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meinen Vater zu sprechen. Das war seit meinem sechsten Schuljahr nicht mehr vorgekommen. Damals hatte meine Mutter an die Psychotherapie geglaubt wie andere Menschen an Gott und uns alle mitgeschleppt, in Gruppen-, Einzel-, Maltherapie. Bis sie kein Geld mehr hatte.
    »Es tut mir Leid«, meinte er sanft. Der Ton, in dem er das sagte, beunruhigte mich ziemlich   – so ernst, fast feierlich. Als hätte er meine persönliche Landkarte entdecktund wäre bereits gefährlich nah, würde den wunden Punkt immer mehr einkreisen.
    »Alles halb so schlimm«, antwortete ich.
    Er schwieg. Und plötzlich sah ich sein Gesicht wieder vor mir, heute Nachmittag beim Gartenfest, als ihn Dons Enthüllungen unvorbereitet getroffen und vorübergehend außer Gefecht gesetzt hatten. In dem Moment wirkte er plötzlich so verletzlich. Diese Verletzlichkeit verunsicherte mich, denn ich war einen anderen Dexter gewöhnt. Einen Dexter, den ich kannte und mochte, den reichlich dünnen, witzigen Typen, dessen Finger meinen Nacken berührten, leicht und trotzdem intensiv. In jenem Moment hatte ich eine andere Seite von ihm gesehen. Und in diesem Moment hätte er eine andere Seite von mir sehen können   – wenn es im Zimmer heller gewesen wäre. Deshalb war ich dankbar für die Dunkelheit, wie schon so oft in meinem Leben.
    Ich drehte mich auf die andere Seite, vergrub den Kopf im Kissen und hörte mir selbst beim Atmen zu. Ein leises Geräusch, als er die Gitarre abstellte und aufstand. Zu mir rüberkam. Seine Arme um mich legte, meinen Rücken mit seinem Körper umschlang. Sein Kopf an meinem Nacken. Er war mir nah, viel zu nah; aber vielleicht war das gar nicht schlecht. Denn ich war mir vollkommen sicher, dass genau dies ihn abschrecken würde. Je besser er mich kannte, umso leichter konnte ich ihn am Ende vertreiben.

Kapitel Zehn
    H ilfe!« Lissa blieb vor einem riesigen Bettdeckensortiment stehen. »Wer will schon den Unterschied zwischen Entendaune und Gänsedaune wissen?«
    Wir standen in
Linens Etc.
, dem größten Wäschegeschäft in unserer Gegend. Bewaffnet mit der Kreditkarte von Lissas Mutter, einer Liste mit Sachen, die Studienanfänger laut Vorschlag des Colleges mitbringen sollten, sowie einem Brief von Lissas zukünftiger Zimmergenossin, einem Mädchen namens Delia aus Boca Raton, Florida. Sie hatte vorsichtshalber schon mal geschrieben und Kontakt aufgenommen, damit sie und Lissa ihre Bettwäsche farblich aufeinander abstimmen und absprechen konnten, wer was mitbrachte, also Fernseher, Mikrowelle, Bilder et cetera. Und »um schon mal das Eis zu brechen«, wie Delia sich ausdrückte; damit Lissa und sie im September, wenn es losging mit dem Studieren, schon »wie Schwestern sein« würden. Lissa war sowieso extrem mies drauf, weil sie Adam-los aufs College gehen musste. Dieser Brief hatte ihr allerdings den Rest gegeben. Er war mit silberner Tinte auf rosafarbenem Briefpapier geschrieben; und jedes Mal, wenn Lissa ihn aus dem Umschlag nahm, wurde sie von einer Glitzerstaubwolke eingehüllt.
    Stöhnend strich sie sich die Locken aus dem Gesicht. In letzter Zeit war sie eigentlich nur noch niedergeschlagen und mürrisch. Hatte resigniert. Als gäbe es keine Hoffnung mehr, als wäre ihr Leben mit achtzehn Jahren bereits gelaufen.
    »Ich soll einen Bettbezug in Violett oder Pink besorgen«, las sie mir aus Delias Brief vor. »Und dazu passende Laken. Und eine Bettbordüre. Was auch immer das ist   ...«
    »Eine Bettbordüre hängt man ums Bett, damit die Beine verdeckt sind. Außerdem wird dadurch die Farbgebung von der Bettoberfläche bis zum Fußboden einheitlich.«
    Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte sie mich an: »Einheitliche Farbgebung. Woher weißt du so was?«
    »Vor ein paar Jahren hat meine Mutter sich das erste Mal ein komplett neues Schlafzimmer gekauft.« Ich nahm ihr die Liste aus der Hand. »Ich bin voll gebildet, was ägyptische Baumwolle und DI N-Vorschriften bei der Leinenqualität angeht.«
    Lissa bremste ihren Einkaufswagen neben einem Stapel Plastikpapierkörbe und wählte einen quietschgrünen mit blauem Rand. »Den sollte ich nehmen.« Sie drehte ihn in ihren Händen herum. »Schon allein, weil er nicht in Delias tolles Farbschema passen wird. Genau   – am besten kaufe ich aus Protest nur die geschmacklosesten Scheußlichkeiten. Wie kommt die überhaupt drauf, dass ich nach ihrer Pfeife tanze?«
    Ich blickte mich um: Geschmacklos und scheußlich war bei
Linen Etc.
eindeutig machbar. Sie führten

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