Zu cool für dich
ständig.«
Ich stand vor ihm wie ein dummes Huhn und kam mir dermaßen bescheuert vor, dass man es mir unter Garantie ansehen konnte. Um irgendwas zu tun, schnappte ich mir Chloes Glas, in dem nur noch schmelzende Eiswürfel dümpelten, und nahm einen Schluck.
Teds Biere wurden vor ihm abgestellt. Er knurrte: »Das Problem ist, dass wir, wenn wir als Gruppe zusammenarbeiten wollen, auch als Gruppe denken müssen. So einfach ist das.«
Im Gehen rempelte er die Mädchen hinter uns heftig an; es hagelte Schimpfwörter und obszöne Gesten, aber er war schon wieder weg. Und ich stand neben Scarlett wie die letzte Bandschlampe.
»Ich bin sicher«, meinte Scarlett verunsichert, »dass er es nicht so hart gemeint hat.«
Sie hatte Mitleid mit mir. Ich hasste das. Das war fast noch schlimmer als mein eigenes Selbstmitleid, allerdings nicht viel. Ich drehte dem Tisch, an dem Dexter saß, den Rücken zu, setzte mich wieder auf den Hocker und schlug die Beine übereinander. Es war mir scheißegal, was hinter mir abging. »Wie auch immer«, meinte ich. »Ich wusste sowieso schon, woran ich mit Dexter bin.«
»Wirklich?«
Ich drehte Chloes Strohhalm zwischen meinen Fingern hin und her. »Unter uns gesagt habe ich ihn mir genau deshalb geangelt. Im Herbst gehe ich aufs College. Feste Bindungen kann ich nicht brauchen. Deshalb ist so eine Affäre im Moment für mich genau dasRichtige. Das Ende steht bereits fest. Alles ganz unkompliziert.«
»Natürlich«, sagte sie und musste sich kurz am Tresen festhalten, weil irgendwer seinen Ellbogen heftig in ihren Rücken stieß.
»Ich bin echt der Meinung, man soll seine Beziehungen prinzipiell locker angehen. Such dir im Juni einen hübschen Kerl aus, amüsier dich mit ihm bis August und freu dich, dass du im September wieder frei bist.« Das sagte sich so leicht daher, dass es einfach stimmen musste. Genauso hatte ich doch auch schon über Jonathan und meine anderen Affären geredet, von denen keine länger als einige Monate überdauert hatte. Warum sollte es bei Dexter anders sein?
Scarlett nickte ebenfalls, doch an ihrem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass sie nicht der Typ Frau war, der so dachte, geschweige denn sich so verhielt. Außerdem hatte sie ein Kind. Na gut, das sah sogar ich ein. Es war schwieriger, wenn auch noch andere Menschen betroffen waren – wie in einer normalen Familie, meine ich –, da musste man bestimmt mehr Rücksicht nehmen.
»Na ja, wie eine Urlaubsaffäre«, fuhr ich fort. »Keine Ansprüche. Keine Probleme. Das ist am besten. Dazu kommt, dass Dexter nun wahrlich nicht der Typ ist, den man heiraten würde. Er schafft es nicht mal, seine Schnürsenkel richtig zuzubinden.«
Ich lachte. Mann, es war so glasklar, so einfach. Was war nur mit mir los gewesen?
Für eine Weile standen Scarlett und ich stumm nebeneinander. Unser Schweigen war zwar nicht richtig peinlich, aber auch nicht besonders angenehm.
Sie sah auf die Uhr und dann an mir vorbei durchsLokal. Einen Moment lang wirkte sie leicht überrumpelt; wahrscheinlich hatte John Miller ihr gerade noch mal zuversichtlich zugewunken. »Ich muss wirklich los, meine Babysitterin bringt mich sonst um«, sagte sie. »Grüßt du John Miller von mir, bitte?«
»Kein Problem«, antwortete ich.
»Danke, Remy. Mach’s gut.«
»Du auch.«
Ich sah ihr nach, während sie zur Tür ging und nach draußen verschwand, genau in der Sekunde, als John Miller den Kopf drehte und wieder zu uns rüberguckte. Zu spät, dachte ich. Ich hatte sie verschreckt. Die große böse Remy, das gemeine Biest, ist wieder da.
Jess tauchte erneut neben mir auf. »So, jetzt fahren wir aber wirklich.«
»Ich bin dafür.« Chloe setzte sich auf einen Hocker an meiner anderen Seite. »Hier ist echt tote Hose. Nichts Interessantes in Sicht.«
»Für Lissa läuft es ganz gut«, meinte Jess.
Chloe beugte sich vor und spähte den Tresen entlang zu Lissa rüber. »Wir verschwinden, definitiv. Das ist nämlich immer noch der erste Typ, der sie angequatscht hat, als wir reinkamen. Und wenn wir nicht bald gehen, verlobt sie sich mit ihm, bevor der Laden hier für heute dicht macht. Lissa!«
Lissa zuckte zusammen. »Ja?«
»Wir hauen ab!« Chloe glitt vom Hocker und zog mich mit sich. »Es gibt ein Leben nach dem
Bendo
. Garantiert.«
»Moment noch.« Lissa kam auf uns zu und fuhr sich durchs Haar. »Ich unterhalte mich gerade mit jeman dem .«
Chloe musterte ihn prüfend. Er lächelte und winkte uns zu. »Ausschussware. Du hast
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