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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Lottoscheine verlegt.»
    «Nein, er sagt, er soll dir was vom Ober ausrichten.»
    Der Ober, das war Kriminaloberrat Dr. Weber. Koch, Kriminalmeister Gerhard Koch, war bloß sein Untergebener, den konnte er notfalls ignorieren; wenn aber der Ober etwas von ihm wollte, dann war es durchaus ratsam zu spuren.
    Mannhardt erhob sich müde und schwerfällig und trottete über den kurzgeschnittenen Rasen. Er war wieder einmal verbittert über diese verdammte Welt mit ihrer hierarchischen Gliederung. Da war er bald vierzig Jahre alt, ein ausgewachsener Mann mit zwei Kindern, und er mußte immer noch springen wie ein Schuljunge, wenn sein Vorgesetzter ihn rief. Diese Abhängigkeit von den Oberen war zum Kotzen. Und wenn man ihnen nicht in den Hintern kroch, dann kam man nicht voran. Freie Posten werden bei uns nur nach Qualifikation und Leistung besetzt. Ja,Scheiße!
    Um einen betont lässigen Schritt bemüht, überquerte er die frisch gescheuerte Terrasse. Lilo hätte es sicherlich gern gesehen, wenn er zum Telefon gerannt wäre. Sie hatte eine furchtbare Angst davor, daß sie ihn eines Tages entlassen würden, weil er so oft widersprach und immer so deutlich zwischen Dienst und Freizeit unterschied. Wenn Dr. Weber den neuen Kollegen zurief: «Wir brauchen den ganzen Menschen!» – dann hätte er ihn am liebsten erwürgt. Statt dieses blödsinnigen Hauses hätte er sich damals lieber einen kleinen Laden kaufen sollen – Tabakwaren, Getränke, Zeitungen, Eis und Lotto… Da wäre er wenigstens sein eigener Herr gewesen.
    Endlich hatte er das Telefon erreicht. Widerwillig nahm er den grauen Hörer hoch.
    «Hallo, Mister Cook? Wieder mal was angebrannt?»
    «Mensch, wo bleibst du denn so lange?»
    «Kannst du vielleicht mittendrin aufhören?»
    «Ach so…!» Koch, der sich an sexuellen Anspielungen und Witzen maßlos begeistern konnte, lachte genüßlich. «Hat’s denn wenigstens noch geklappt?»
    «Und wie! Was gibt’s denn?»
    «Bankraub. Gleich bei dir um die Ecke!… Hast du denn nichts gemerkt?»
    «Nee. Am Bahnhof Hermsdorf?»
    «Ja. Brandenburgische Vereinsbank. Ein einzelner Mann. Ist nicht viel gestohlen worden…»
    «Na, dann könnt ihr doch mal allein fertig werden», brummte Mannhardt.
    «Wart doch mal ab – der Knalleffekt kommt ja noch: Er hat einen Bankbeamten niedergeschossen und einen Passanten mitgenommen… entführt, verschleppt – wie du willst.»
    «Nicht schlecht!»
    «Der Ober will, daß du die Sache in die Hand nimmst.»
    «Auch das noch!»
    «Er hat gesagt, da muß sein bester Mann ran.»
    Mannhardt grinste. «Sein Wille geschehe! Ich komme gleich. Tschüs – bis dann.»
    «Hm, hm. Ich warte vor der Bank auf dich.»
    Mannhardt knallte den Hörer auf die Gabel. Lilo war aus der Küche gekommen und betrachtete ihn voller Mitleid und Sorge. Zugleich war sie stolz auf ihn. Ihre Freundinnen beneideten sie um einen so interessanten Mann. Ihr Gesicht überzog sich mit einem sanften Lächeln, was Mannhardt noch wütender machte, als er ohnehin schon war.
    «So eine Scheiße!» rief er. «Immer wieder was Neues. Ich such mir bald ‘n anderen Job!»
    «Hans!» sagte Lilo mahnend. «Das Fenster steht doch offen.»
    «Deine verdammten Nachbarn können mir mal den Buckel runterrutschen!»
    «Man könnte denken, du bist Müllkutscher und nicht Beamter!» sagte sie vorwurfsvoll.
    «Mensch, hättest du mir bloß nicht den Floh ins Ohr gesetzt, ich soll zur Kripo gehen!»
    «Sei doch zufrieden; sonst wärst du nie soweit gekommen», sagte sie mit erkennbarer Befriedigung.
    «Ach, hör auf!» Es war zum Heulen. Wie die Sache aussah, würde es mal wieder eine Menge Arbeit geben. Und er wäre so gern zum Baden gefahren. Er warf seine Turnhose mit Schwung in die Ecke, griff sich Hemd und Unterhose und zog sich in aller Eile an.
    «Mußt du weg?» fragte Lilo.
    «Nein!» erwiderte er sarkastisch. «Ich zieh mir bloß den Anzug an, um zu sehen, ob er noch paßt.»
    «Du bist wieder mal unausstehlich!»
    «Ich geh ja gleich, dann hast du deine Ruhe!»
    «Was ist denn passiert?»
    Er erzählte es ihr, und sie stand mit leicht geöffnetem Mund da und lauschte. Seine Welt war für sie geheimnisvoll und angefüllt mit Abenteuern. Wäre er Finanzbeamter gewesen, hätte sie ihn bestimmt nicht geheiratet… Der Gedanke stimmte ihn nicht heiterer.
    Fünf Minuten später stand er fix und fertig in der schmalen Diele und musterte sich im Spiegel. Der hellgraue Sommeranzug saß wie angegossen. Es ärgerte ihn nur, daß er eher

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