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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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zu, dann murmelte er ein paar zustimmende Worte und legte wieder auf.
    «Der Arzt… Er sagt, Grabowski ist zwar vernehmungsfähig, aber er kann es nicht riskieren, ihn wieder in die Bank gehen zu lassen. Wir sollen doch mal rüberkommen.»
    «Ja, warum nicht… Komm!»
    Sie traten auf die Straße hinaus, auf der es inzwischen noch um einige Grade heißer geworden war, bahnten sich eine Gasse durch die tuschelnde Menge und sahen sich nach der Praxis um, in der sich der geschockte Bankbeamte befinden sollte.
    «Was melden denn die Funkwagen?» fragte Mannhardt.
    «Nichts. Keinem ist was aufgefallen. Der Alarm ist viel zu spät gekommen. Unser Mann wird schon längst in seinem Bau sitzen und sein Geld zählen.»
    «Hier muß es sein…» Mannhardt blieb stehen. «Dr. med. Walter Passmann.»
    «Walter, Walter, wenn er pupt, dann knallt er!» Koch grinste.
    «Du bist noch ein richtiges Kind; kein Wunder, daß du keine Frau findest! Mensch, stinkt das hier nach Formaldehyd!»
    «Guten Tag, meine Herren!» In der Tür erwartete sie eine korpulente Sprechstundenhilfe. «Sie sind von der Kripo, nicht wahr?»
    «Wieso, sieht man uns das an?» fragte Mannhardt.
    «Nein, nein!» Die Dame, die zu ihren Kassenpatienten recht grantig sein konnte, errötete vor Verlegenheit. «Ich dachte nur…»
    «Da tun Sie recht daran», sagte Mannhardt. «Haben Sie unseren armen Kronzeugen wieder zum Leben erwecken können?»
    «Er wartet bereits auf Sie. Bitte…»
    Erich Grabowski, geboren am 12.2.1911 in Neuenhagen bei Berlin, verheiratet, zwei Kinder, gelernter Bankkaufmann, seit acht Jahren bei der Brandenburgischen Vereinsbank beschäftigt, erwartete sie im gynäkologischen Untersuchungsstuhl. Ein kleiner unscheinbarer Mann mit einem Kopf, der Mannhardt lebhaft an eine guterhaltene ägyptische Mumie erinnerte.
    «Grüß Gott, Herr Grabowski!» rief Mannhardt mit pastoraler Munterkeit. «Da sind wir ja noch einmal davongekommen, was? Bitte, bleiben Sie sitzen!»
    Sie ließen sich auf einer plastiküberzogenen Liege nieder und warteten, bis die Schwester die Verbindungstür zum Zimmer des Arztes geschlossen hatte. Dr. Passmann war schon zum Essen gefahren.
    Mannhardt steckte sich eine Zigarette an, und Koch riß sofort das Fenster auf. Es widerstrebte ihm, Mannhardts Rauch zu inhalieren, weil er fürchtete, seine Kondition könnte darunter leiden. Er war ein recht guter 400-Meter-Läufer, Bestzeit 50,5. Ohne sein variantenreiches Geschlechtsleben hätte er bestimmt eine 49er Zeit laufen können.
    «Wie geht’s denn meinem Kollegen?» fragte Grabowski.
    «Er wird durchkommen», antwortete Mannhardt, obwohl er keine Ahnung hatte.
    «Dieser gemeine Kerl, dieser Gangster! Man sollte ihn aufhängen – ja, aufhängen!»
    Mannhardt verzog das Gesicht, denn Grabowski hatte eine unangenehme Kastratenstimme. Obwohl man es vor Hitze kaum aushalten konnte, trug er einen dicken grauen Glencheckanzug. Wahrscheinlich hat er sich auch noch ein Katzenfell um die Nieren gewickelt, dachte Mannhardt.
    «Wie sah denn der Mann aus?» fragte Koch.
    «Woher soll ich denn das wissen? Er hatte sich doch einen Strumpf übers Gesicht gezogen!»
    «Ich meine figürlich», ergänzte Koch seine Frage.
    «So wie Sie vielleicht… ein bißchen dicker.»
    «Hat er irgendeinen Dialekt gesprochen?»
    «Nein, ist mir nicht aufgefallen. Er hat nur gerufen: ‹Halt den Mund und gib das Geld her!› Und dann später noch mal: ‹Das reicht!› oder so.»
    «Es gibt ja auch kaum einen Bankräuber, der im Kassenraum eine Rede hält», murmelte Mannhardt.
    «Und er hat Sie mit einer Pistole bedroht, nicht wahr?» forschte Koch weiter.
    «Ja, natürlich!» Grabowski kamen die Fragen ziemlich dumm vor. «Sonst hätte ich ihm das Geld ja nicht zu geben brauchen.»
    «Richtig!» Koch bemühte sich um ein einschmeichelndes Lächeln. «Wie sah die Waffe denn aus?»
    «Na, eben wie eine Pistole…»
    «Und dann hat er plötzlich auf Ihren Kollegen geschossen?»
    «Ja. Wachholz wollte sich auf ihn stürzen, und da… Mein Gott!» Grabowski schlug die Hände vors Gesicht. «Es war schrecklich!»
    «Das glauben wir Ihnen gern, Herr Grabowski», sagte Mannhardt, nachdem er Koch einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen hatte. «Bitte – von Ihrer Aussage hängt sehr viel ab… Und dann stand plötzlich der Kunde in der Tür?»
    «Ich mußte ihm doch das Geld geben – ich konnte doch nicht anders!» jammerte Grabowski. «Ich habe eine Frau zu Hause, die schwer krank ist und mich braucht, ich

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