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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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verschwinden lassen, bin ich erledigt», sagte Feuerhahn leise, nur für Mannhardts Ohren bestimmt. «Ich weiß, daß Sie mich hassen. Susanne hat mir Verschiedenes erzählt…»
    «Halten Sie den Mund!» Mannhardt wandte sich an Koch: «Geh, hol ein paar Kollegen rüber, oder ‘ne Telefonistin – er will Zeugen… Bring irgendjemand – ganz wurscht!»
    Wenn doch nur alles vorbei wäre! Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Mein Herz, mein Magen; es rauscht in den Ohren. Mein Blutdruck. Der erste Herzinfarkt… Er stand auf und ging zum Waschbecken hinüber. Die Hose klebte ihm hinten an den Schenkeln, er lief wie auf einem Sprungtuch. Während Koch draußen mit den Türen klappte, ließ er sich das kalte Wasser über die nackten Arme laufen. Mein Gott, ist mir schlecht, dachte er. Sein Herz schlug unregelmäßig; Angst erfaßte ihn. Er schloß einen Augenblick die Augen, dann ging es wieder.
    Koch brachte zwei Männer und eine Frau mit, die in der Nähe der Tür stehenblieben. Mannhardt setzte sich auf den Schreibtisch, um das Verhör fortzusetzen.
    «Danke», sagte Feuerhahn. Dann zog er seine braune Brieftasche heraus und stülpte, nachdem er Führerschein, Scheckkarte, Personalausweis, Kalender und drei Fünfzig-Mark-Scheine auf den Tisch gelegt hatte, das Futter nach außen. «Ich mußte sichergehen… Eine Art Geheimfach… Hier!» Ein zusammengefalteter DIN-A4-Bogen kam zum Vorschein, bestes Büttenpapier.
    Mannhardt nahm ihn… Merkwürdige Handschrift. Schlaffer Strich, schwächliche kleine Buchstaben; die Zeilen sanken rechts am Bogenrand nach unten. Viele Schriftzeichen waren eigenartig geformt, besonders das P. Ab und zu waren zwei Worte ineinander geschrieben… Mannhardt las, Koch sah ihm über die Schulter.
     
     
    H.-J. TOMASCHEWSKI
    FROHNAU, den 24 Juli
     
    Liebe Frau Poschmann!
    Wenn Sie diesen kurzen Brief morgen früh finden, benachrichtigen Sie bitte unverzüglich die Kriminalpolizei. Im Tresorraum des Kellers wird man Herrn Feuerhahn finden. Ich habe ihn vorgestern in Hermsdorf bitten müssen, mich zu begleiten. Sagen Sie ihm, es täte mir leid. Veranlassen Sie bitte über meinen Rechtsanwalt, Herrn Dr. Anderson, daß ihm, ebenso wie der Witwe des von mir im Affekt getöteten Bankbeamten, Frau Hannelore Wachholz, nach Liquidierung meines firmengebundenen Sachvermögens die Summe von 20000 DM (i. W.: zwanzigtausend Deutsche Mark) ausgezahlt werden. Ebenso möge man der Brandenburgischen Vereinsbank den von mir entwendeten Betrag zurückzahlen. Ich bitte, dies als meinen letzten Willen zu betrachten. Ich habe beschlossen, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Dadurch, daß ich einen unbescholtenen Menschen getötet habe, habe ich das Recht verwirkt, in dieser Gemeinschaft zu leben. Meine Lage ist hoffnungslos, weil ich, wollte ich die letzte Spur meiner Tat aus der Welt schaffen, meinen Freund Günther Feuerhahn erschießen müßte. Das aber vermag ich nicht. Und brächte ich es wirklich fertig, so würde sein Leichnam schließlich auf mich verweisen. Ich bin kein kaltblütiger Gangster. So weiß ich, daß mich die Kriminalpolizei über kurz oder lang als Täter ermitteln wird. Lange Jahre im Gefängnis erwarten mich. Da ziehe ich es vor, in Sekunden zu sterben. Schon an dem Tag, da meine Frau mich verlassen hat, ist mir der Gedanke gekommen, mich vom Neubau meiner Firma in den Tod zu stürzen. Damals hatte ich nicht die Kraft dazu, heute werde ich sie haben. Sagen Sie Susanne, ich würde ihr alles verzeihen, was sie mir angetan hat. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin, möge sie mit ihrer Schuld fertig werden. Ich danke Ihnen, liebe Frau Poschmann, für Ihre jahrelange Treue. Meine umfangreiche Briefmarkensammlung soll Ihnen gehören. Jetzt bin ich am Ende. Ich hoffe, daß mir vergeben wird.
    HANS-JOACHIM TOMASCHEWSKI
     
    «Ein bißchen schwülstig», sagte Koch, als Mannhardt am Ende war. «Und für einen durchgedrehten Menschen stilistisch etwas zu schön… Geschickte Fälschung, was?»
    Mannhardt zuckte die Achseln.
    «Na?» fragte Feuerhahn. «Was sagen Sie nun?»
    «Morgen früh werden unsere Sachverständigen feststellen, ob er echt ist», sagte Mannhardt müde.
    «Er ist echt!»
    Mannhardt riß seine Kaffeetasse vom Schreibtisch und schmiß sie gegen den Aktenschrank. Sie zersprang in tausend Scherben. Dann trat er mit dem rechten Fuß gegen den Papierkorb und stieß ihn gegen die Wand.
    Feuerhahn lächelte nur.

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