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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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französischen Konvoi, der angeblich vor Kurzem unter Geleitschutz die Küste Amerikas verlassen hat. Es ist daher unsere Pflicht, so viele Informationen wie möglich bezüglich der Position dieses Konvois zu bekommen.«
    Mr Barthe räusperte sich vernehmlich. »Den Herren Lords der Admiralität ist doch sicher bewusst, dass man nicht einfach so über den Atlantik blicken kann – nicht mal, wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt. Wenn Lord Howe es für richtig befunden hat, seine Position vor Ushant zu verlassen, um den Konvoi abzufangen – vorausgesetzt, das ist sein Ziel –, dann kreuzen wir womöglich bis zum Ende unserer Tage auf offener See, ohne je unsere Kanalflotte zu entdecken.«
    »Ich geben Ihnen recht, Mr Barthe, was die Größe des Ozeans betrifft. Gewiss, unser Auftrag ist nicht leicht auszuführen. Aber Sie werden sicher vor einiger Zeit in der Times von dem französischen Konvoi gelesen haben, dessen über einhundert Frachter und Begleitschiffe in der Bucht von Chesapeake gesichtet wurden. Ein Flottenverband dieser Größenordnung wird nicht unbemerkt den Atlantik überqueren. Wir erkundigen uns bei jedem Schiff, das uns auf unserem Kurs begegnet, und sollte es uns gelingen, eine Prise zu erobern, haben wir vielleicht das Glück, etwas über die Position der Kanalflotte zu erfahren. Ich kenne Lord Howes Befehle nicht, aber ich gehe davon aus, dass die Kanalflotte vor Brest kreuzt, denn sonst hätte uns die Admiralität nicht dorthin beordert.«
    Barthe schwieg, gab jedoch einen Laut von sich, den man als leises Grollen hätte deuten können. Offenbar glaubte der Master, dass Haydens Vertrauen in die Entscheidungen der Admiralität zu weit ging.
    »Wir nehmen unsere alten Pflichten an Bord wieder auf, meine Herren«, fuhr Hayden fort. »Mr Archer, Sie sind mein Erster Leutnant. Mr Ransome mein Zweiter. Unsere neuen Kameraden, die Herren Bowen, Milton-Bell und Huxley, stehen mir als weitere Leutnants zur Verfügung. Nach wie vor haben wir zu wenig Segelreffer, aber wir werden schon noch Männer an Bord haben, die als Toppgasten infrage kommen. Da wir keinen Hauptmann der Seesoldaten haben, Mr Hawthorne, ernenne ich Sie zum stellvertretenden Hauptmann, bis Sie offiziell in diesen Rang aufrücken oder abgelöst werden. Unser sehr erfahrener Mr Barthe ist selbstverständlich unser Master, und wir sind, denke ich, alle sehr zufrieden, dass Dr. Griffiths uns als Schiffsarzt zur Verfügung steht.«
    Leutnant Archer hatte unterdessen mithilfe der anderen Leutnants, die bereits zuvor an Bord gedient hatten, die Wachrolle ausgearbeitet, die Hayden rasch unterzeichnete. Nachdem die wichtigsten Absprachen getroffen worden waren, fand in der Offiziersmesse das erste gemeinsame Essen der versammelten Offiziere statt. Bedienstete trugen die Speisen auf, und Hayden nahm als frisch beförderter Vollkapitän und Ehrengast der Messe am Kopf der Tafel Platz.
    »Die Lords der Admiralität bringen Ihnen hohe Wertschätzung entgegen, Kapitän Hayden«, bemerkte Leutnant Bell anerkennend. »Es ist eine große Ehre, gleich bei der ersten Fahrt als Vollkapitän das Kommando über ein 64-Kanonen-Schiff zu erhalten.«
    »Nun, Mr Bell, ich wäre nicht überrascht, wenn dieses Kommando nur vorübergehend ist. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass ich mich in naher Zukunft wieder an Bord einer Fregatte befinde.«
    »Waren Sie das, Kapitän Hayden, der die Kanonen auf die Anhöhen in Korsika gebracht hat?«, erkundigte sich Huxley.
    »An diesem Unternehmen war fast meine gesamte Crew beteiligt, Mr Huxley. Mr Wickham, zum Beispiel, hatte das Kommando über eine Abteilung.«
    »Die Franzosen müssen doch unglaublich überrascht gewesen sein, plötzlich britische Geschütze im Rücken zu haben.«
    »Selbst die Korsen waren überrascht«, sagte Hawthorne mit mehr Befriedigung als Stolz in der Stimme. »Sie versicherten uns nämlich, man könne keine Geschütze auf die Anhöhen befördern. Selbst General Dundas schloss sich dieser Einschätzung an. Nur Colonel Moore und Kapitän Hayden hielten es für möglich.«
    »Ich wünschte, ich wäre mir immer so sicher gewesen«, meinte Hayden. »Letzten Endes gelang es uns, und die französischen Stellungen wurden von Colonel Moore und dessen Truppen überrannt.«
    »Und wie ich hörte, haben Sie dann eine neue französische Fregatte erobert?«
    »Die Franzosen waren im Begriff, sie zu versenken, als wir enterten. Später machten wir sie wieder flott. Natürlich setzten sich die Franzosen

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