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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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er sich umdrehte und in Richtung des Feindes schaute, sah er, dass die Bramstengen an Vorbramsegel und Großbramsegel leewärts fortflogen.
    Starke Windstöße erfassten die dahinjagenden Schiffe. Alles, was nicht fest war, flatterte wie wild, die Wimpel an den Mastspitzen schlugen um sich. Hayden konnte sehen, dass die französische Fregatte in den Wind ging, ehe sie in den Regenschleiern verschwand. Ob sie nun zurückgefallen war, vermochte er nicht zu sagen.
    Das Schothorn des Großsegels zischte durch die Luft, bedrohte Mann und Schiff, bis der Wind nachließ und die krängende Themis sich wieder aufrichten konnte. So flog sie dahin, und die Dwarssee hob und senkte die Fregatte in stetigem Rhythmus.
    Die Männer an Deck jubelten, als wären sie verantwortlich für das Pech des feindlichen Schiffes. In diesem Moment hellte sich die Stimmung an Bord merklich auf.
    Hayden verließ die Heckreling und machte mit dem Master und Archer einen Rundgang an Deck.
    »Diese Wanten dort sind arg strapaziert, Mr Barthe«, stellte Hayden fest, als sie zum Rigg am Großmast traten. »Wenn wir noch einmal wenden müssen, soll Mr Franks die Topptaljen justieren, damit die Wanten wieder richtig sitzen.«
    Alle drei schauten kurz hinauf ins Rigg, sahen die zum Reißen gespannten Segel und den Regen, der gegen das Segeltuch und auf das Deck prasselte.
    »Was denken Sie, Mr Barthe, wie lange können wir unser Großsegel halten?«, fragte Hayden gerade so laut, dass nur der Master und Archer die Worte hören konnten.
    Barthe schützte seine Augen vor dem Regen und blinzelte hinauf. »Ich würde es reffen, wenn wir keinen Franzmann im Nacken hätten.«
    Hayden teilte Barthes Ansicht, und Archer nickte zustimmend. »Denken Sie, die Verfolger sind zurückgefallen?«
    »Der Franzmann?« Barthe dachte einen Moment nach. »Kann ich nicht genau sagen, Kapitän. Der Regen und der Nebel hüllten die Fregatte ein, als ihre Stengen über Bord geweht wurden. Vielleicht nicht. Das Schwesterschiff konnte ich in diesem Augenblick nicht sehen. Wahrscheinlich hat sie noch alle Masten intakt.«
    Mit einem mulmigen Gefühl schaute Hayden hinauf zum stark geblähten Großsegel. »Dann lassen wir es so lange oben, wie es geht«, murmelte er.
    Hayden war versucht, über Stag zu gehen, zumal die Themis für die Verfolger im Moment nicht sichtbar war. Womöglich könnten sie die Franzosen ganz abschütteln. Doch er befürchtete, dass sie einer der beiden Fregatten bei dem Manöver zu nahe kommen und entdeckt würden. Zudem war es eine gewagte Sache, bei dieser Windstärke über Stag zu gehen. Daher hielt er es zunächst für sicher, wie gehabt Kurs zu halten, da Frankreich leewärts immer noch gefährlich nah lag.
    Der Gedanke, dass er Nachrichten erhalten hatte, die bedeutend für die Verteidigung Englands waren, lastete auf ihm. Sein oberstes Ziel war, irgendeinen englischen Hafen anzulaufen, aber das durfte nicht bedeuten, dass er sich zu riskanten Manövern hinreißen ließ, die womöglich den Verlust der Themis zur Folge haben würden. Wieder verfluchte er sich für die Entscheidung, den Feind in ein Gefecht verwickelt zu haben, anstatt heimlich davonzusegeln. Wenn das alles stimmte, was Benoît ihm mitgeteilt hatte, dann war dieses Wissen bestimmt so viel wert wie einhundert französische Fregatten. Bislang hatte er befürchtet, die Kommissare der Lords bei der Admiralität würden diese angebliche Invasion für unwahrscheinlich halten und ihm vorwerfen, er habe die Fregatte aus einer zögerlichen Veranlagung heraus nicht angegriffen. Doch jetzt fragte er sich, ob die Herren in London ihn nicht einen Narren schalten, weil er mit Benoîts Information nicht unverzüglich zurück nach England geeilt war. Ja, sie könnten ihm vorwerfen, er habe aus Habgier gehandelt, getrieben von dem Wunsch, Prisengeld einzustreichen, obwohl die geheime Nachricht Vorrang vor allen anderen Maßnahmen gehabt hätte.
    »Mr Archer, ordnen Sie an, dass die Herdfeuer brennen. Je vierzig Mann sollen sich unter Deck in ihren Backschaften zusammenfinden und die Frühmahlzeit einnehmen. Die übrigen Männer bleiben derweil auf ihren Stationen. Noch befinden wir uns in französischem Gewässer, und die beiden Fregatten, die uns im Nacken hängen, sind womöglich nicht die einzigen Schiffe, die uns heute begegnen.«
    »Aye, Sir.« Archer tippte an seinen Hut und eilte davon.
    Überall auf dem Deck hielten Matrosen Ausschau nach dem Feind, nicht nur von den Marsplattformen aus. Die

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