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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und sah, wie die Männer an den Quarterdeckgeschützen geradezu einen makabren Tanz vollführten, weil eine glühend heiße Musketenkugel über die Planken rollte. Sie würden alle zur Hölle geschickt, wenn die Kugel die Pulverkartuschen erwischte. Geistesgegenwärtig riss Hayden Leutnant Bowen die Sprechtrompete aus der Hand, fing die Kugel damit ein und fegte sie durch die beschädigte Reling ins Wasser.
    »Alle Mann zurück auf ihre Positionen!«, befahl er in scharfem Ton und drückte dem verblüfften Bowen die Trompete wieder in die Hand. »Und ab jetzt bei den Geschützen bleiben, bis ich andere Befehle gebe!«
    In gereizter Stimmung stieg er die Leiter hinauf. Sein Schiff geriet verstärkt unter Beschuss, und obwohl ihm das nicht gefallen konnte, unterband er das Verlangen der Crew, das Feuer zu erwidern. Stattdessen wies er den Bootsmann an, die Männer im Zaum zu halten.
    »Können Sie den Namen erkennen, Sir?«, fragte er Gould, der sein Fernrohr auf das Heck des Franzosen richtete, den sie im Begriff waren anzugreifen.
    »L’Achille« , sagte Gould.
    »Dann werden wir den Feind an der Ferse verwunden«, erwiderte Hayden.
    Im selben Moment verhüllte eine Breitseite der Achille , die auf die Queen Charlotte gerichtet war, das französische Schiff vollkommen.
    »Hoffen wir, die feuern, während wir herankommen«, sagte Gould, als er den zäh wabernden Rauch beobachtete.
    »Ich denke, die werden warten, bis wir querab liegen – aber wir versuchen, sie zuerst zu bestreichen.«
    Der Widerhall der Geschütze glich Donnerschlägen, die näher und näher kamen. Die Raisonnable glitt durch die Breitseite eines feindlichen Schiffes und hatte eine kurze Verschnaufpause, ehe sie die Breitseite vom nächsten Gegner einstecken musste. Die Takelage war stark beschädigt, und Hayden schaute hinauf, um das Ausmaß der Schäden beurteilen zu können. Büßte man in einem Gefecht Masten ein, war man auf Gedeih und Verderb den feindlichen Schiffen ausgeliefert, die noch manövrierfähig waren – und Hayden ahnte, dass sie nicht auf Schonung hoffen durften.
    Hayden entdeckte Hawthorne und einige Seesoldaten auf dem Vorschiff. Sie hatten die Musketen im Anschlag und warteten nur darauf, endlich in Schussweite zu kommen.
    »Nur noch einen Augenblick«, wisperte Hayden, aber in dem Geschützlärm konnte ihn ohnehin niemand verstehen.
    Kaum hatte er diesen Gedanken ausgesprochen, als ein Seesoldat, der nur zwei Schritte neben Hawthorne stand, rücklings zu Boden sank. Der Hauptmann der Seesoldaten hob sein Entermesser und gab den Befehl zum Feuern. Die Seesoldaten erwiderten das Feuer.
    Inzwischen waren sie fast auf Backbordhöhe der Achille . Hayden eilte über die Sprossen der Leiter nach unten zum Steuerrad, weil er befürchtete, dass die Rudergänger ihn in all dem Lärm nicht hörten. Jetzt stand er in der Mitte des Quarterdecks, keine drei Yards vom Steuerrad entfernt.
    »Sie heißen?«, wandte er sich an den ältesten der Seeleute am Steuerrad – denn es standen noch zwei weitere Männer am Steuer, und noch zwei warteten etwas abseits.
    »Bullfinch, Sir.«
    »Gut, Bullfinch, warten Sie meine Befehle ab. Falls ich getroffen werde, müssen Sie unmittelbar nach unserer ersten Breitseite den neuen Kurs einschlagen. Bringen Sie uns durch die Lücke zwischen den feindlichen Schiffen, sodass wir all unsere Geschütze an Backbord und Steuerbord abfeuern können, ohne zu dicht an das Schiff an Steuerbord zu geraten. Verstanden?«
    »Das schaffe ich, Sir.«
    »Siebzig Yards, Kapitän!«, kam die Meldung vom Mann am Bugspriet, die von Mann zu Mann an Deck weitergeben wurde.
    Immer wieder schaute Hayden zur Spitze des Klüverbaums. Er spürte, dass seine Offiziere nervös zu ihm herüberschauten – aber keiner von ihnen sagte ein Wort. Das Schiff unmittelbar hinter der Achille war fast auf Höhe der Raisonnable , aber die Achille hatte einen Großteil der Segel gerefft, glaubte der Kommandant doch, jeden Augenblick angegriffen zu werden. Schnell fiel die Achille zurück, wodurch sich die Lücke in der Formation auftat, auf die Hayden gehofft hatte.
    »Sechzig Yards, Kapitän!« Die Meldung wurde bis zum Quarterdeck weitergegeben.
    Doch Hayden wartete noch. Er behielt beide Schiffe im Auge, schätzte die Geschwindigkeit ab, stellte Berechnungen an.
    »Fünfzig Yards von der Spitze des Klüverbaums bis zur Heckgalerie, Kapitän!«
    Archer suchte nervös Haydens Blick und stand in gespannter Erwartung da. Mr Barthe indes wirkte

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