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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Bank Platz.
    Nachdem Hayden erklärt hatte, was vorgefallen war und was Ransome bislang berichtet hatte, fragte er den Leutnant, ob er dieser Zusammenfassung noch etwas hinzuzufügen habe.
    »Zeigen Sie mir, wo die Wunde war«, bat Griffiths den Leutnant und drehte ihm den Rücken zu. »Berühren Sie mich am Rücken, an der Stelle, an der die Kugel eingedrungen sein dürfte.«
    »Etwa hier, Doktor«, sagte Ransome und drückte dem Doktor einen Finger links von der Wirbelsäule in den Rücken, knapp unterhalb des Schulterblatts.
    »Muskete oder Pistole?«
    »Das kann ich nicht sagen, da die Franzosen nicht nur mit Pistolen auf uns feuerten.«
    »Sie sagten Kapitän Hayden vorhin, Sie hätten rasselnde Geräusche gehört, als Greenfield atmete?«
    »Ja, Sir.«
    »Würden Sie sagen, dass er viel Blut verloren hat oder eher weniger?«
    »Da war jede Menge Blut, Dr. Griffiths. Die Wunde blutete fürchterlich und die Blutung konnte nicht gestoppt werden.«
    »Und wie lag er im Boot? Auf dem Rücken oder auf dem Bauch?«
    »Auf der Seite, Doktor – so lag er zumindest, als ich zu ihm ging, um nachzusehen, ob er noch lebte. Er lag in einer Lache aus Blut.«
    »Konnten Sie sehen, ob seine Lippen blau verfärbt waren?«
    Ransome schob die Unterlippe vor. »Das weiß ich nicht, Dr. Griffiths. Sein Mund war ganz blutig – ich weiß es einfach nicht.«
    »Das Blut, das aus der Wunde trat – kam es in rhythmischen Schüben oder floss es ununterbrochen?«
    »Es tut mir leid, Doktor, aber das konnte ich nun wirklich nicht erkennen, da Greenfield in der Mitte des Boots bei den Rudergasten lag und ich an der Heckducht stand. Carlson und Braithwaite könnten Ihnen vielleicht diese Frage beantworten, Sir.«
    Da Griffiths keine weiteren Fragen mehr einfielen, erlaubte Hayden dem Leutnant, sich wieder zu den Kameraden zu begeben.
    »Und, was denken Sie?«, fragte er den Schiffsarzt leise.
    »Schwer zu sagen, Kapitän. Mr Ransome konnte die wichtigsten Fragen nicht beantworten, weil er den Mann nicht sehen konnte – oder es zumindest behauptet. Wenn das Blut aus der Wunde pulsierte, dann ist davon auszugehen, dass die Hauptschlagader verletzt war. Greenfield wäre also binnen Minuten verblutet. Wenn hingegen Greenfields Lippen blau verfärbt waren, ist er höchstwahrscheinlich erstickt.«
    »Dann können Sie demnach nicht mit Sicherheit sagen, woran er gestorben ist?«
    »Hätte man mir den Toten gebracht – aber man entledigte sich der Leiche ja auf nicht unübliche Weise.«
    »Fragen wir Mr Hawthorne, was er gesehen hat.«
    Kurz darauf setzte sich der Leutnant der Seesoldaten auf Ransomes Platz. Im selben Moment drang Kanonendonner aus der Ferne herüber.
    Die Gespräche der Offiziere verstummten abrupt. Ein zweiter Schuss fiel.
    »Noch ziemlich weit entfernt«, teilte Hayden den anderen mit. »Fahren wir fort. Mr Hawthorne, Sie haben mich auf den Vorfall aufmerksam gemacht. Gibt es bei Greenfields Tod noch irgendetwas, das Ihnen aufgefallen ist, wenn ich fragen darf?«
    »Als Braithwaite und Carlson den Befehl erhielten, Greenfield am Schreien zu hindern, hatte ich den Eindruck, dass Greenfield aufbegehrte. Sie drückten ihn nach unten, Sir, der eine hielt ihn fest, während der andere ihm das Hemd aufs Gesicht drückte. Greenfield setzte sich heftig zur Wehr, Sir.«
    »Das erregte also Ihre Aufmerksamkeit? Einen weiteren Hinweis haben wir wohl nicht?«
    »Nun, Greenfield war nicht gerade beliebt, Sir. Und Braithwaite – ist ein alter Schlucker, wenn ich so sagen darf, Rum und dergleichen.«
    »Ich dachte, Braithwaite und Greenfield gehörten zur selben Backschaft?«
    »Das mag sein, Sir, aber gemocht haben die beiden sich nicht. Da könnte Wickham Ihnen vielleicht mehr erzählen.«
    »Wie lautete der Befehl, den Leutnant Ransome Braithwaite und Carlson gab? Können Sie sich daran noch erinnern?«
    Wieder krachten Kanonen, gedämpft durch den Schiffsrumpf und die Decks. Ein Geschütz an Bord des Franzosen wurde abgefeuert, und der Widerhall fuhr durch das Schiff wie ein Hammerschlag.
    »Er befahl den beiden, dafür zu sorgen, dass Greenfield leise war, falls es ihnen möglich sei. Ich muss hinzufügen, dass Greenfield wirklich schrie und fürchterlich stöhnte, Kapitän. Dadurch wussten die Franzosen natürlich immer genau, wo wir uns befanden, oder konnten abschätzen, wie nah wir ihnen waren.«
    »Aber der Umstand, dass Greenfield sich heftig wehrte, nährte in Ihnen den Verdacht, er sei womöglich nicht an seinen Verletzungen

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