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Zu feindlichen Ufern - [3]

Zu feindlichen Ufern - [3]

Titel: Zu feindlichen Ufern - [3] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wetten, Kapitän, nicht einen Penny, wenn Sie mich fragen.«
    »Wohin segeln wir dann also?«, fragte Smosh.
    »Unser Kurs war West-Nordwest, mehr oder weniger«, erklärte ihm Hayden, »aber ich konnte weder die Sonne noch den Kompass sehen, als ich an Deck war. Daher bin ich mir nicht sicher. Später gab Lacrosse den Befehl, vor dem Wind zu segeln, und nun haben wir einen südöstlichen Kurs eingeschlagen.«
    Die Männer hielten den Atem an, als ein Geschoss oben an Deck Holz zersplittern ließ.
    »Mr Hobson, wenn Sie gerade jubeln wollten, vergessen Sie es!«, schärfte Hayden ihm ein, als der junge Midshipman Anstalten machte, freudig aufzuspringen. »Sie können so viel jubeln, wie Sie wollen, sobald unsere Kreuzer uns befreit haben. Bis dahin behalten wir die Freude jedoch für uns.«
    Die Männer nickten, denn es bedurfte keiner weiteren Erklärung.
    »Mr Wickham, wissen die Franzosen, dass Sie deren Sprache beherrschen?«
    »Ich glaube, nicht, Sir. Lacrosse unterhielt sich mit mir in recht akzeptablem Englisch.«
    »Dann behalten Sie das für sich, Mr Wickham. Die Offiziere wissen, dass ich ihre Sprache spreche, aber wenn sie sehen, dass ich nicht in der Nähe bin, unterhalten sie sich vielleicht ungezwungen in Ihrem Beisein, da sie davon ausgehen, dass sonst keiner meiner Offiziere Französisch versteht. Dadurch könnten wir noch an Informationen kommen, die wir benötigen. Dasselbe trifft auch auf Sie zu, Mr Archer, oder auf jeden, der ein bisschen Französisch kann. Lassen Sie es niemanden an Bord wissen. Vielleicht erfahren wir etwas Wichtiges.«
    Die Männer aßen schweigend die kärgliche Mahlzeit. Der Donner der Geschütze, sowohl an Bord der Droits de l’Homme als auch von den Verfolgern, erinnerte an dumpfe, unregelmäßige Glockenschläge. Es war noch zu früh, um die Hängematten aufzuhängen, und daher beendeten die Männer die Mahlzeit und unterhielten sich leise miteinander. Einige lehnten einfach mit dem Kopf am Schott und schliefen ein wenig. Da man Hayden seine Uhr nicht abgenommen hatte, holte er sie nach einer Weile hervor und fragte sich, wie lange es noch bis zum Einbruch der Dunkelheit dauern mochte. Seiner Schätzung zufolge nicht mehr länger als eine halbe Stunde.
    Vor der Tür waren Stimmen zu hören, ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht. Nachdem der Riegel entfernt worden war, ging die Tür einen Spalt breit auf. Im matten Schein einer Lampe tauchte ein Gesicht auf. Der Mann schaute sich vorsichtig um, weil er offenbar damit rechnete, die Gefangenen würden einen Ausbruchsversuch wagen.
    » Capitaine Hayden? Capitaine Lacrosse möchte Sie sprechen.«
    »Mr Archer«, sagte Hayden zu seinem Ersten Leutnant, »für den Fall, dass ich nicht zurückkehre, haben Sie das Kommando.«
    »Aye, Sir.«
    Hayden folgte dem Franzosen aus dem Verschlag, worauf sich ihnen zwei bewaffnete Soldaten anschlossen. Augenblicke später betraten sie zunächst das untere Batteriedeck. Hier waren die Stückpforten geschlossen und die Geschützmannschaften noch nicht angetreten, doch man hatte die Schotten des Decks für den Gefechtsfall entfernt. Auf dem Batteriedeck darüber sah Hayden, dass die Geschützmannschaften sowohl an Backbord als auch an Steuerbord angetreten waren, im Moment jedoch untätig neben den Kanonen standen. Die Stückpforten waren auch hier noch geschlossen. Der Kanonendonner kam mittschiffs aus der Kuhl an Deck.
    Hayden trat hinaus in die Nachmittagssonne. Der Wind frischte auf, die See wurde unruhiger. Die Dunkelheit schien ihre Kräfte am schwer auszumachenden Horizont zusammenzutreiben, starker Regen kündigte sich an. Inzwischen waren die beiden britischen Schiffe herangekommen, und Hayden erkannte, dass es sich bei dem Größeren der beiden tatsächlich um ein Razee handelte. Sir Edward Pellew galt als entschlusskräftiger Kommandant in der Royal Navy, und daher rechnete Hayden damit, dass die Verfolger ihre Jagd erst dann abbrechen würden, wenn die Franzosen die Segel strichen. Die Indefatigable war sicherlich das geeignete Schiff für diese Aufgabe, ihr Kommandant war aus hartem Holz geschnitzt. Beide Verfolger feuerten Geschütze ab, während Lacrosses Crew mit Schüssen vom Quarterdeck antwortete.
    Hayden war sich ziemlich sicher, dass der französische Vierundsiebziger weder so wendig noch so schnell wie die kleineren britischen Schiffe war. Obwohl Lacrosse den Verfolgern in der Anzahl der Geschützbatterien überlegen war, könnte das eine englische Schiff ihn in ein

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