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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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zunächst über ihren Napf her.
    Ich legte das Insulin wie empfohlen in
den Kühlschrank und stellte die Schachtel mit den Spritzen auf die
Arbeitsplatte. Nachdem ich sie eine Weile angeschaut hatte, verstaute ich sie
im Schrank darunter. Falls jemand zufällig vorbeikam, würde er womöglich
vermuten, ich selbst würde mir etwas spritzen. Kein Mensch würde mir glauben,
dass ich die Katze damit verarztete.
    Das Telefon klingelte. Glenn. »Tut mir
leid, dass ich jetzt erst anrufe. Der Papierkram hat bei Julia ungewöhnlich
lange gedauert, und dann hatte ich noch einen wichtigen Termin, den ich nicht
absagen konnte.«
    »Was hast du herausgefunden?«
    »Ich habe den Bericht über die Verhaftung
gelesen. Es stand nichts Neues drin. Sie haben ihre Fingerabdrücke genommen;
keine Vorstrafen in San Francisco, aber wir wissen ja, dass Jugendstrafen nicht
aufgeführt werden. Immerhin können wir sichergehen, dass sie als Erwachsene
keine Probleme mehr hatte. Ich sprach mit einem Inspektor vom Betrugsdezernat,
der mir früher schon geholfen hat. Er sagte, die Betrugsabteilung seiner
Kreditkartenfirma habe Alex Aguilar gewarnt, weil auf einmal zahlreiche Käufe
mit einer Karte getätigt wurden, die er nur selten benutzt. Sie wurden
aufmerksam, als jemand versuchte, einen Erster-Klasse-Flug zu buchen. Die
Transaktion wurde abgelehnt, weil das Limit überschritten war. Eine Analyse der
Käufe zeigte, dass sämtliche Waren an eine dritte Person geliefert wurden: an
Julia.«
    »Verdammt! Eine Frage noch: Ist es dir
immer noch recht, Julia zu vertreten?«
    »Ja. Weißt du noch, was ich über meinen
inneren Detektor gesagt habe?«
    »Hm, ja.«
    »Ich habe mich mit ihr getroffen,
nachdem der Papierkram erledigt war. Und später beim Zahnarzt, das war übrigens
mein wichtiger Termin, habe ich meinen Detektor lange und ernsthaft geprüft. Er
sagt mir nach wie vor dasselbe, obwohl die Polizei die Pakete bei Julia im Haus
und in der Poststelle gefunden hat. Sie lügt nicht.«
    Zuerst Craig, nun auch Glenn.
Vielleicht sollte auch ich meiner ehemals so vertrauenswürdigen Mitarbeiterin
allmählich Glauben schenken.

Montag, 14. Juli

 
     
     
     
     
    Am Montagmorgen war ich früh im Büro
und sah mir die Bewerbungen der verbliebenen Kandidaten an, die Mick für die
Position eines Spezialisten für Computerforensik ausgewählt hatte. Unsere neue
Abteilung würde dafür zuständig sein, Nachrichten und Dateien
wiederherzustellen, die Angestellte unserer Klienten aus zumeist kriminellen
Gründen gelöscht hatten — eine Aufgabe, die mir ungeheuer komplex erschien. Ich
war von allen Bewerbungen ausgesprochen beeindruckt.
    Ich ordnete die Papiere und dachte
zurück an meinen langen, unproduktiven Sonntag. Um neun Uhr morgens hatten
beide Katzen glücklich und zufrieden aus ihren Näpfen gefressen. Ich hatte eine
Spritze, einen Wattebausch und eine Flasche Wasserstoffperoxid auf der
Arbeitsplatte bereitgelegt, die Insulinampulle aus dem Kühlschrank geholt und
sie zwischen den Handflächen gerollt, um die Lösung zu vermischen und zu erwärmen.
Dann hatte ich den Schutz vom Kolben der Spritze und die Schutzkappe der Nadel
abgezogen.
    Und mir in den Zeigefinger gestochen.
    »Verdammt noch mal!«
    Ralph hatte mir einen Blick zugeworfen
und weitergefressen. Seine Schwester, die etwas nervöser war, schlich zur
Hintertür. Ich legte die Spritze weg, ließ Alice raus und untersuchte die
verunreinigte Nadel. Würde ich den Kater damit infizieren? Keine Ahnung.
    Ich zog eine zweite Spritze auf, doch
als ich sie auf Luftblasen prüfte, rutschte ich ab und betätigte aus Versehen
den Kolben. Das Insulin spritzte über die ganze Arbeitsplatte.
    Mein Selbstvertrauen schwand. Ich
brauchte noch zwei Versuche, bis die Spritze ordnungsgemäß vorbereitet war.
Dann konnte ich den Kater nicht mehr finden. Ich entdeckte ihn hinter der Couch
im Wohnzimmer und musste ihn mit Gewalt hervorzerren. Als ich ihn am Nacken
packte, wehrte er sich so heftig, dass ich fürchtete, ihm das Fell abzuziehen.
    Ich hielt ihn mit dem Ellbogen fest und
stach die Nadel langsam in die Haut. Er zappelte, quiekte und entkam. Ich
rannte ihm mit gezückter Nadel hinterher wie der Finsterling in einem
Horrorfilm. Wir veranstalteten eine Jagd durch den Flur zur Haustür, wo ich ihn
schließlich einfing und zu Boden drückte.
    Dann stach ich die Nadel quer durch die
Hautfalte, sodass das Insulin an der anderen Seite wieder herausspritzte.
    »Oh Gott, Ralphie, das tut mir leid!«
    Er

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