Zu gefährlicher Stunde
Weg.«
»Tut mir leid, meine Freundin«, sagte
Glenn. »Die Beschwerde beim Ministerium macht die Sache noch schlimmer.«
»Ich nehme an, es ist eigentlich nicht
deine Art von Fall. Könntest du mir jemanden empfehlen, der mich in der Sache
vertreten kann?«
»Marguerite Hayley, oder kurz Maggie,
wäre die Richtige für dich. Extrem scharfsinnige Frau, es ist ihr Fachgebiet.
Abschlüsse aus Berkeley und Yale, hat eine Zeitlang in Boalt Hall unterrichtet.
Sie ist nicht billig, kriegt die Sache aber hin.«
»Arbeitet sie hier in der Stadt?«
»In Tiburon. Ruf sie doch an und bring
die Sache ins Rollen.«
Nachdem ich ein paar Minuten lang meine
Möglichkeiten erwogen hatte, rief ich Ted an und bat ihn, für den Nachmittag
ein weiteres Meeting einzuberufen. »Sieh dir die Terminpläne von allen an und
versuche, eine Zeit zu finden, zu der alle kommen können. Und erwähne bis dahin
bitte nicht, dass Todd Baylis hier war.« Meine Angestellten hatten verdient zu
wissen, was vorging, doch wollte ich es lieber allen gleichzeitig mitteilen,
damit erst gar keine Gerüchte aufkamen.
»In Ordnung«, meinte Ted knapp.
»Was ist denn los?«
»Wie lange arbeiten wir jetzt schon
zusammen, Shar?«
»Seit einer Ewigkeit.«
»Und wann habe ich das letzte Mal
wichtige Dinge herumgetratscht?«
»Noch nie.«
»Warum fühlst du dich dann
verpflichtet, mich daraufhinzuweisen?«
»Keine Ahnung.«
»Könnte es sein, dass du mittlerweile
nicht nur Julia, sondern uns allen misstraust?«
»Nein, Ted. Aber wir machen eine
schlimme Zeit durch. Die Situation ist auch für mich völlig neu. Ich hätte nie
damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte, und befürchte, dass ich nicht
weiß, wie ich damit umgehen soll. Falls du dich auf den Schlips getreten fühlst
— «
»Schon gut, aber deute so etwas bitte
nicht gegenüber den anderen an.«
»Ich würde nie — «
»Hör mal, Shar, du redest hier mit dem
großen Meister.« Diesen Titel hatte er sich nach seiner Beförderung und
Gehaltserhöhung im letzten Jahr selbst verliehen. »Ein Bestandteil meiner
selbst entworfenen Stellenbeschreibung lautet, dass ich dir dabei helfe, Dinge
aus der richtigen Perspektive zu betrachten. Ich bin der interne Psychologe der
gestressten Chefin. Wenn jemand einen im Stich lässt, neigt man dazu, auch bei
anderen mit dem Schlimmsten zu rechnen. Ich will dich nur warnen. Also sag
danke schön und lass mich dieses Meeting vorbereiteten.«
»Danke schön, und mach bitte weiter mit
dem Meeting.«
Kein Wunder, dass ich Ted so sehr schätzte.
Nachdem ich aufgelegt hatte, tigerte
ich zwischen Schreibtisch und Fenster hin und her. Ich hatte in den letzten
Wochen einfach zu viel Zeit im Büro verbracht, mich in Berichte, Steuer- und
Personalfragen vertieft. Aber nicht das hatte mich an diesem Beruf gereizt,
sondern die Ermittlungsarbeit vor Ort, die Jagd. Ich musste raus, aktiv werden.
Aber wie?
Das Telefon summte erneut. Ted. »Eine
Elena Oliverez auf Leitung zwei.«
Wer? Ach ja, die Frau, der ich am
Samstag im Mexican Museum geholfen hatte, die Keramikfiguren auszupacken.
»Wie war die Eröffnung?«, erkundigte
ich mich, nachdem wir uns begrüßt hatten.
»Sehr gut. Ich habe Ihren Mr Aguilar
kennen gelernt. Etwas schmuddelig, aber ziemlich attraktiv. Charismatische
Erscheinung.«
»Haben Sie etwas über den Betrugsfall
herausfinden können?«
»Es war nicht der richtige Zeitpunkt.
Ich habe die Sache allerdings gegenüber einigen Museumsmitarbeitern erwähnt,
aber die wussten auch nur das, was in der Zeitung stand. Dennoch habe ich etwas
Interessantes erfahren. Seit etwa einem Monat ist Mr Aguilar ziemlich daneben,
extrem nervös und jähzornig. Ein Mitglied des Vorstands erwähnte einen Ausbruch
bei einer Sitzung.«
»Wegen...?«
»Nichts Besonderem, es war nur ein
scharfer Wortwechsel mit einem anderen Mitglied. Ich kenne solche Zwischenfälle
aus meinem eigenen Museumsvorstand.«
»Und wann ist das gewesen?«
»Vor einem Monat. Könnte seine
mangelnde Beherrschung mit dem Betrugsfall zusammenhängen?«
»Das bezweifle ich. Vor einem Monat
wusste er noch nicht mal, dass ihm die Kreditkarte abhanden gekommen war.«
»Gestern Abend wirkte er jedenfalls
entspannt und ist heute Morgen zu einer Reise nach Mexiko und Mittelamerika
aufgebrochen. Er will Einkäufe für seine Firma tätigen.«
Sie meinte die Importfirma am
Ghirardelli Square. »Sonst noch etwas?«
»Das ist alles.«
»Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Elena,
und würde
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