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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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die Suchmeldung sofort
raus. Wenn ich mehr weiß, melde ich mich. Und sprich bitte noch nicht mit der
Presse. Was Neues über Julia?«
    »Seit sieben Uhr heute Morgen sieht es
aus, als würde sie durchkommen.«
    Anrufe bei Marguerite Hayley und Glenn
Solomon bestätigten, dass Julias Fall und die BSIS-Ermittlung auf Eis gelegt
waren, bis es neue Entwicklungen gab. Ich rief im Krankenhaus an und erfuhr,
dass Julias Zustand unverändert war. Dann kamen kurz nacheinander Hy und
Patrick ins Büro. Ich machte sie miteinander bekannt und berichtete über den
Stand der Dinge.
    »Mein Informant im Mission District hat
zwei Spuren aufgetan, die lohnenswert sein könnten. Patrick, kennen Sie die
Remedy Lounge?«
    »Ich weiß, wo sie ist.«
    »Hy und ich sind dort zu bekannt.
Fahren Sie doch mal hin und hören sich um, ob Dominguez da gesehen wurde. Und
du«, sagte ich zu Hy, »kannst die Adresse in der Nineteenth Street überwachen.«
    »Klar. Was machst du?«
    »Ich bleibe hier, arbeite den
Papierkram auf und warte, bis ihr Bericht erstattet.«
     
    Die Stunden schleppten sich dahin.
Nichts von Hy oder Patrick. Auch Craig meldete sich nicht, und als ich seine
Handynummer anrief, hatte er keinen Empfang. Kein Mitarbeiter hatte irgendetwas
zu berichten. Julias Zustand blieb unverändert. Ich vertiefte mich in meinen
Papierkram, bat Ted, mir zu Mittag ein Sandwich mitzubringen, und wehrte einen
weiteren Erklärungsversuch zu Alison und der Begegnung mit der Ratte ab.
    Das Sandwich war mit etwas
Undefinierbarem belegt, das sich als Huhn ausgab, und mit Sprossen und
Tomatenscheiben überhäuft, da ich Ted zufolge »geschwächt« wirkte und dringend
was Gesundes brauchte. Ich aß das Sandwich und schob das Gemüsezeug beiseite.
    Patrick kam um kurz nach zwei zurück.
Er hatte im Remedy am Tresen gesessen und sich stundenlang an ein paar Gläsern
Bier festgehalten, aber niemanden gesehen, der auch nur die entfernteste
Ähnlichkeit mit Dominguez hatte. Als Brian, der Wirt, seine Schicht begann,
bemerkte Patrick, dass er ihm verstohlene Blicke zuwarf, und er beschloss,
abends noch mal hinzugehen. Beim Bezahlen gab Brian ihm jedoch einen Umschlag
und sagte: »Der Typ, nach dem Sie suchen, hat mich gebeten, dafür zu sorgen, dass
McCone das hier bekommt.«
    Das war nun interessant. Wie hatte
Brian wissen können, dass Patrick für mich arbeitete? Ich hatte ihn erst
gestern Nachmittag eingestellt.
    Der Umschlag war ganz gewöhnlich, so
etwas bekam man in jedem Supermarkt; mein Name war mit kindlichen Buchstaben
darauf gekritzelt. Ich starrte ihn an, wobei ich ihn nur an den Kanten hielt.
Vermutlich waren keine brauchbaren Fingerabdrücke darauf zu finden, da Brian
und Patrick ihn bereits angefasst hatten, aber —
    »Ich habe ihn so angefasst, dass nichts
verschmiert«, sagte Patrick.
    Der Mann war Gold wert. Ich schob den
Finger unter die Lasche, öffnete sie und holte ein einzelnes Blatt heraus.
Darauf klebte ein Zeitungsausschnitt, der aus einer Anzeige von Macy’s zu
stammen schien, wie man sie sonntags im Chronicle findet.
    Wusthoff-Messer. Fünferset.
    Messer.
    Ich legte das Papier auf den Tisch und
drehte es zu Patrick. Er runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    Ich erzählte ihm von dem Duell in
Tijuana und der Drohung auf dem Anrufbeantworter: »Messer um Mitternacht.«
    »Was hat Brian sonst noch gesagt?«
    »Er kannte Dominguez nur als R.D. Seit
einem Monat kommt er gelegentlich rein und hängt mit ein paar Typen rum, die
Brian lieber nicht als Gäste hätte und nur toleriert, weil die Geschäfte so schlecht
laufen. Dominguez redet viel, aber Brian hört nicht hin, weil er nicht wissen
will, was die so treiben.«
    »Mit welchen Typen hängt er rum, und
was genau treiben sie?«
    »Brian kennt die Namen nicht, sagt er,
es seien kleine Dealer und Gelegenheitsdiebe. Einer ist Zuhälter, ein anderer
hat wegen bewaffneten Raubüberfalls gesessen.«
    Mit dem Remedy ging es tatsächlich
bergab; früher hätte Brian solche Leute hochkant rausgeworfen.
    »Dominguez treibt Spielchen«, sagte
ich. »Er ist mir gefolgt, hat mich beobachtet. Womöglich hat er sogar die
Spuren für den Cowboy gelegt. Er kennt Sie aus Ihrem Haus und hat Sie Brian
beschrieben, aber ich begreife nicht, woher er weiß, dass Sie für mich
arbeiten.«
    »Wenn er Sie beobachtet hat, beobachtet
er vermutlich auch den Pier. Vielleicht hat er mich gestern herkommen sehen.«
    »Ja, aber daraus folgt nicht
zwangsläufig, dass Sie mehr als ein Zeuge sind. Außer

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