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Zu gefährlicher Stunde

Zu gefährlicher Stunde

Titel: Zu gefährlicher Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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natürlich, er hat hier
jemanden... oh, mein Gott...»Ich rief Ted über die Sprechanlage. »Wie ist die
Adresse von Alison James?«
    »Vergiss es, falls du sie wieder
einstellen möchtest. Diese Ratte war ein wirklich großes — «
    »Es ist wichtig.«
    »Ich sehe nach.« Stille. Dann:
»Verdammt, kein Wunder, dass mir die Adresse, die Claude Cardenas durchgegeben
hat, bekannt vorkam. Es ist ein und dieselbe.«
    Und es war auch kein Wunder, dass
Alison in meiner Gegenwart so nervös gewirkt hatte.
    »Danke.« Ich legte auf. Dann holte ich
einen Plastikbeutel aus dem Aktenschrank, steckte Nachricht und Umschlag hinein
und gab ihn Patrick. »Bringen Sie das bitte ins Richman-Labor, sie sollen alles
auf Fingerabdrücke untersuchen. Wir haben dort ein Konto, Ted gibt Ihnen die
Adresse.«
    Er nickte und ging.
    Ich wählte Hys Handynummer.
     
    Alisons Wohnung lag in der Nineteenth
Street im Mission District über einem Laden, der Seife, Badeöl, Schwämme,
Kerzen und Sexspielzeug verkaufte. Im Schaufenster baumelte ein Paar
Handschellen von einem Drahtkorb voller bunter Handtücher, und eine Pyramide
mit Schachteln, die anatomisch korrekte Aufblaspuppen enthielten — von denen
eine den schönen Namen »Edna, das Partyschaf« trug — stand genau darunter. Hy
erwartete mich auf dem Gehweg und deutete auf eine Tür rechts vom Laden. Dann
kehrte er zu seinem Mustang zurück. Ich stieg eine enge Treppe hinauf, die nach
Schimmel und anderen Dingen roch, über die ich lieber nicht nachdenken wollte.
    Als Alison öffnete, wurde sie bleich,
wich zurück und hob die Hand an die linke Wange, um einen üblen Bluterguss zu
verbergen, der gestern noch nicht da gewesen war.
    Ich schloss die Tür hinter mir. »War
das R.D.?«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie
wandte sich ab und ging durch einen schmalen Flur.
    Ich folgte ihr in ein kleines, spärlich
möbliertes Zimmer. »Er ist weg, oder?«
    Sie nickte, während sie mir den Rücken
zuwandte.
    »Wollen Sie mir davon erzählen?«
    »Ich muss Ihnen gar nichts erzählen.«
    »Stimmt. Aber vielleicht reden Sie
lieber mit mir als mit der Polizei.«
    »Polizei?« Sie drehte sich um, sah mich
panisch an.
    »Überlegen Sie es sich gut, Alison. Sie
haben sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen einen Job in meiner Agentur
erschlichen. Sie haben den Schlüssel zur Poststelle gestohlen und nachmachen
lassen, ebenso Julia Rafaels Schlüssel zum Lagerraum in ihrem Wohnhaus. Haben
Sie auch die Päckchen aus der Poststelle entfernt und in Julias Haus platziert?
Oder war es Dominguez selbst?«
    Schweigen.
    »Wollen Sie sich wirklich persönlich
mit meinen Freunden von der Polizei unterhalten? Oder vom FBI? Die Verletzung
des Postgeheimnisses ist ein schweres Vergehen.«
    Sie biss sich auf die Lippe, schüttelte
den Kopf.
    »Dann beantworten Sie meine Fragen. Wie
lange hat R.D. hier gewohnt?«
    »Etwa einen Monat.«
    »Wussten Sie von Anfang an, dass Sie
einem Mann Unterschlupf gewährten, der gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen
hatte?«
    Sie riss die Augen auf. »Er sagte, er
habe seine Zeit abgesessen und sei entlassen worden.«
    »Aber nur auf Bewährung.«
    »Oh, Gott, ich weiß, dass er oft
gelogen hat, aber... Na gut, ich kann mir keine Schwierigkeiten leisten. Ich
hatte ein Alkoholproblem, und mein Ex-Mann hat das Sorgerecht für unser Kind
erhalten. Ich versuche, mein Leben in Ordnung zu bringen, damit ich meine
Tochter wieder zurückbekomme. Was wollen Sie wissen?«
    »Alles, von Anfang an.«
    »Ich habe halbtags in einem
Briefzentrum an der Mission gearbeitet, wo R.D. ein Postfach hatte. Wir haben
ein paar Mal zusammen Kaffee getrunken, sind abends weggegangen.« Sie bemerkte
mein Stirnrunzeln. »Klar, ich weiß schon, was Sie denken. Aber es ist nicht
einfach, sein Leben auf die Reihe zu kriegen, wenn man einsam ist und keiner
sich für einen interessiert. Jedenfalls haben wir unsere Sorgen miteinander
geteilt. Er erzählte, ein Freund habe ihn aus seiner Wohnung geworfen und er
wüsste nicht, wohin. Also hab ich ihn mit nach Hause genommen.«
    »Und?«
    »Wir haben ein bisschen gekokst und uns
die ganze Nacht unterhalten. Er hat mir von Ihnen erzählt. Dass er wegen Ihnen
unrechtmäßig eingebuchtet wurde und Sie noch immer hinter ihm her wären. Er
habe ein Stellenangebot für eine Bürohelferin in Ihrer Agentur gelesen und
fragte, ob ich mich irgendwie bei Ihnen einschleichen könnte. Also habe ich
Ihnen einen frisierten Lebenslauf geschickt. Vermutlich war Ted mit

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