Zu Hause in Almanya
eroberte die Hauptstadt des über tausendjährigen Oströmischen Reiches, Konstantinopel. Man schrieb das Jahr 1453, von nun an hieß die Stadt Istanbul. Dies bedeutete das Ende des Oströmischen Reiches. Für das christliche Abendland war dieser Verlust ein großes Trauma, für die Türken und die islamische Welt jedoch ein phänomenaler Triumph.
Doch während die christlichen Eroberer glaubten, die Einheimischen in Südamerika oder Australien bekehren zu müssen und unter dem Deckmantel der »Zivilisierung« ihre Kulturen fast vollständig zerstörten und ihnen ihre eigene Sprache und Lebensweise aufdrückten, ließen die Osmanen die eroberten Völker weiterhin so leben, wie sie es gewohnt waren. Das war eine der Besonderheiten ihres Reiches: Es war ein Vielvölkerstaat, in dem die Andersgläubigen als Untertanen lebten, die zwar bestimmte Abgaben zahlen und auch Benachteiligungen hinnehmen mussten, aber ihren eigenen Glauben und ihre Lebensart behalten konnten. Mehr noch, sie konnten in dem neuen Staat sogar Karriere machen, da die Osmanen keine Ständegesellschaft kannten, wie sie in Europa noch bis in die Neuzeit hinein herrschte, in der ein Bauer ewig Bauer blieb. Im Osmanischen Reich konnten es fleißige Handwerker oder geschickte Geschäftsleute zum Minister oder zum Feldherren bringen, wenn sie fähig genug waren, gleich welcher Religion oder welchem Volk sie angehörten. Viele der Bediensteten im osmanischen Staatswesen, die wichtige und hohe Ämter innehatten, waren Christen oder Juden. Diese Toleranz und Offenheit des Osmanischen Reiches wurde zu bestimmten Zeiten allerdings auch eingeschränkt. Trotzdem trieb sie immer wieder aus dem Ausland – selbst aus Deutschland – Tausende von Handwerkern und Bauern in der Hoffnung auf ein erfolgreicheres Leben in die Türkei.
Doch ebenso, wie die Osmanen manche Europäer zum Träumen brachten, versetzten sie viele auch in Furcht und Schrecken. Immer wieder gipfelten die Konfrontationen zwischen christlichem Abendland und Osmanischem Reich in handfesten Auseinandersetzungen, etwa im Jahr 1529, als Sultan Süleyman I. »der Prächtige« versuchte, Wien zu erobern. Dieser Eroberungsversuch scheiterte bekanntlich ebenso wie ein zweiter mehr als 150 Jahre später. Dem Osmanischen Reich taten diese Niederlagen jedoch keinen Abbruch, es bahnte sich weiter seinen Weg durch die Geschichte. Andere Länder wurden erobert und wieder verloren, Aufstände angezettelt und niedergeschlagen, Gesetze erneuert und reformiert, die Kultur zur Blüte gebracht und wieder beschnitten. Die ursprüngliche asiatisch-türkische Kultur des Volkes im Kernland, in Anatolien, trat in dem Vielvölkerstaat immer mehr in den Hintergrund. Osmanisch, die Sprache der Herrscher, benutzte eine Vielzahl persischer und arabischer Begriffe, gemischt mit dem Türkisch des einfachen Volkes, und wurde geschrieben in arabischer Schrift. Religion und Staat waren eng verwoben, der Islam war nicht nur ein Glaube für die einzelnen Menschen, sondern er bildete eine wichtige Grundlage für das Staatswesen und die Gesellschaftsordnung. So war etwa seit dem 16. Jahrhundert der Sultan des Osmanischen Reiches gleichzeitig Kalif, das heißt religiöses Oberhaupt aller Muslime.
Auch Sultan Ahmet I., der nur vierzehn Jahre lang regierte und im Alter von 27 Jahren an Typhus starb. Doch er hinterließ etliche Andenken an sich, von denen eines noch heute die Menschen ganz besonders fasziniert: Unter den vielen Moscheen, die Ahmet I. erbauen ließ, wurde eine zum Inbegriff des Islam in der Türkei.
Genau gegenüber der Hagia Sophia, der wichtigsten Kirche im alten Byzantinischen Reich, steht eine monumentale Moschee mit unzähligen Kuppeln. Sultan Ahmet I. hatte seinen Baumeister damit beauftragt, eine Moschee zu erbauen, die die Hagia Sophia an Pracht und Größe noch übertreffen sollte. So entstand die einzige Moschee der Türkei mit sechs Minaretten. die schon James Bond, Sindbad den Seefahrer und manchen Hollywoodregisseur fasziniert hat: die »Sultan-AhmetMoschee« oder »Blaue Moschee« im Stadtteil Sultan Ahmet in Istanbul.
Die Sultan-Ahmet-Moschee in Istanbul wird wegen ihrer wunderschönen Fayencen auch die »Blaue Moschee« genannt.
Direkt am Meer gelegen bringt ihr Anblick so manches türkische Herz zum Schwärmen. Sie ist ein Symbol für die traumhafte Seite von Istanbul – nicht von ungefähr hängt in vielen türkischen Wohnungen von Flensburg bis München ein Bild von ihr. Sie erinnert an die große
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