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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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ihre Schreie, atmete den Rauch ein …
    Mehr konnte sie ihrer Erinnerung allerdings nicht entreißen. Ihr Kopf war leer wie eine unbemalte Leinwand. Sie hatte dies alles verloren, als sie unter den herabfallenden Trümmer begraben worden war und dann dort festgesteckt hatte. Sie erinnerte sich nicht, wie sie dort herausgekommen war, erinnerte sich an nichts als ihren ersten Anflug von Angst, oben an der Treppe.
    Sie legte die Hand an die Brust, als könnte sie die Luft aus ihrer Lunge herauspressen, aber das ging natürlich nicht. Verdammt, das passierte ihr immer, wenn sie an den Brand dachte oder sich an einem belebten Ort aufhielt. Es befanden sich zu viele Menschen in der Nähe, sie standen zu nahe …
    Besorgt trat der Fire Marshal trat näher. »Möchten Sie sich setzen?«
    »Nein, wirklich, es ist alles in Ordnung.« Sie schenkte ihm das Alles-unter-Kontrolle-Lächeln, dasselbe Lächeln, das ihr erlaubte, mit unangefochtener Autorität Reisegruppen auf einigen der schnellsten Flüsse und steilsten Berge anzuführen.
    Was würde sie jetzt nicht alles dafür geben, auf einer solchen Tour zu sein, draußen in der freien Natur, mit nur einer Handvoll Menschen in der Nähe. Wo sie in ihrem Element wäre. Alles im Griff hätte. Wo das Leben im Moment gelebt wurde, sie keine Zeit für Gedanken an die Vergangenheit hatte oder Gedanken an die Zukunft verschwendet werden mussten.
    Das Leben war für beides zu kurz. »Meine Mutter hat gesagt, dass Sie ihre Katze gefunden haben.«
    »Stimmt. Ziemlich kratzbürstiges Tier, sie ist dort drüben, in dem Einsatzwagen. Ich hole es …«
    »Lassen Sie, das erledige ich schon selbst.« Weil sie sich unbedingt bewegen und von hier wegkommen wollte, winkte sie ihm nur kurz über die Schulter zu und ging zu dem Pick-up, auf den der Fire Marshal gedeutet hatte. Da die Fahrertür offenstand, ging sie um den Wagen herum, spähte hinein und sah - aber hallo! - noch einen Feuerwehrmann. Dieser saß hinter dem Lenkrad, ohne Hemd; er hatte seinen Overall weit über die Hüften hinuntergeschoben – Löcher an beiden Knien, eine Tube Desinfektionsmittel in der einen Hand, Pflaster in der anderen – und musterte Socks mit angemessenem Misstrauen.
    Von ihrer Seite auf dem Beifahrersitz aus erwiderte Socks seinen Blick.
    Schließlich drehte sich der Mann zu Summer um. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er in einem derart intimen Tonfall, der Nähe und Vertrautheit signalisierte, dass sie völlig verdutzt war und achselzuckend antwortete: »Ja, natürlich.«
    Er betrachtete sie nur. Sie konnte nicht anders, als seinen Blick zu erwidern. Der Mann war schmutzig, hatte aber eine äußerst attraktive Brust. Sehnig, sonnengebräunt, mit ein wenig Brusthaar, das nicht zu licht, aber auch nicht zu dicht war, sondern genaaauuu richtig. Das Goldlöckchen in ihr wollte lächeln. Schließlich liebte sie Männer in allen Formen und Größen, aber dieser Mann … hmmm.
    Leider wies dieser äußerst ansehnliche Männerkörper auch etliche tiefe, hässlich wirkende Kratzspuren auf, die offenbar Socks’ Verdienst waren. »Die Kratzer müssen ziemlich wehtun.«
    Seine hellbraunen Augen mit den langen, dunklen Wimpern blickten sie an – mit … amüsiertem Spott?
    Sie verstummte. Warte. Warte . Die Narbe über der Augenbraue kannte sie doch. Auch das Grübchen auf der rechten Mundseite. Und das ironische Lächeln, das ihr immer so gut gefallen hatte. »O mein Gott. Nein .«
    Er sah sie einfach nur weiter an.
    Sie schaute genauer hin. Zerzaustes, von der Sonne gebleichtes braunes Haar, das immer noch unbezähmbar in dicken Locken das Gesicht rahmte. Am Kinn – am ma rkanten Kinn – ein leichter Stoppelbart. Das also war anders, das hatte sich verändert in den Jahren, in denen er vom Jungen zum Mann geworden war.
    Er hatte alles Weiche verloren, ganz und gar, und mittlerweile eine etwas schlaksige, aber muskulöse Figur erworben, die von anstrengender körperlicher Arbeit zeugte. Er schien jedes einzelne der vergangenen zwölf Jahre intensiv gelebt zu haben. Die Augen- und die Mundwinkel zierten kleine Lachfältchen. Summers Herz tat einen kleinen Sprung. Damals hatte er gelächelt, gelacht, und zwar oft. Oh, ich freue mich ja so , dachte sie und merkte selbst, dass sie breit lächelte. »Joe Walker.«
    »Du erinnerst dich also.«
    »Natürlich.« Sie lachte, denn sie fühlte sich jung und sorglos, wenn sie ihn nur ansah, doch als er ihr Lachen nicht erwiderte, erstarb ihr Lächeln. »Ich fasse es nicht,

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