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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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seinem Vater davongelaufen.«
    »So lass mich hier auf ihn warten.«
    Da musterte der Kahlkopf den Fremdling von oben bis unten. »Wart immerzu«, murmelte er und verschloss vor ihm das Tor. Es dauerte aber nicht lange, bis er wiederkam. »Unser Herr will dich sprechen.«

    Garcia Fernandez, der Graf von Kastilien, fuhr den Eintretenden an: »Was willst du von meinem Gast?«
    »Herr«, antwortete Welid, »nichts anderes, als mit ihm sprechen.« »Wer bist du denn?«
    »Das wird euch Abdallah ben Muhammad sagen.«
    »Hast du eine Waffe bei dir?«
    »Nur dieses Messer, mit dem ich Brot abschneide.« Er legte es auf den Tisch.
    Der Graf ließ ihn abtasten, und da man keinen Dolch in seiner Kleidung versteckt fand, sagte er um eine Spur freundlicher: »Gut, warte hier.« Abdallah starrte Welid an wie einen Geist, der aus der Gruft gestiegen ist. Und als er ihn erkannte, umarmte er ihn und weinte wie ein Kind. Auch Welid konnte seine Tränen nicht zurückhalten.
    »Ihr habt nicht Angst, dass er Böses gegen Euch im Schilde führt?« fragte der Graf seinen Gast.
    »Vor ihm so wenig wie vor meiner eigenen Hand.«
    Da ließ Garcia die beiden Männer allein. Sie hatten sich unendlich viel zu erzählen. Abdallah, der Jüngere und Lebhaftere, überschüttete Welid mit Fragen. Und Welid, überglücklich, sich endlich wieder in der Sprache ausdrücken zu können, die wie keine zweite geeignet ist, jeden Unterton zum Schwingen zu bringen, jede Schattierung deutlich zu machen, ließ dem Fluss seiner Worte so ungehemmten Lauf, dass es war, als bräche ein Wildbach den Damm, der ihn staute, und ergösse sich ins Tal.
    Es war schon Mitternacht, als Abdallah ihn Atem schöpfen ließ und er nun selber zum Fragen kam.
    »Und du, Lieber, warum hast du Andalus verlassen?«
    »Ich hasse meinen Vater.«
    Welid erschrak vor der Leidenschaft, mit der diese Worte ausgestoßen wurden.
    »Ein Mann wie dein Vater«, antwortete er, »muss sich bei vielen Menschen verhasst machen. Wie könnte er sonst eine Höhe erreichen, wie er sie erklomm? Doch seine Söhne sollten niemals den Dank vergessen, den sie ihm schuldig sind. Ihnen verschafft er Stellung, Geltung und Ansehen, und wenn sie das zu nutzen wissen, können sie ein geachtetes Leben führen, das frei ist von solchen Gewalttaten, wie er sie verüben musste, um emporzusteigen.«
    »So mag Abdelmalik ihm dankbar sein. Oder Sanchol. Sie hat er bevorzugt, wo er konnte, und mich zurückgesetzt, obwohl ich nach Amirs Tode sein Ältester bin.«
    »Sanchol? Wer ist Sanchol?«
    »Der Sohn der Tochter eines Sancho, die er geheiratet hat, obwohl sie Christin war.«
    »Und er hat ihr erlaubt, bei ihrem Glauben zu bleiben und seinem Sohn einen so anstößigen Namen zu geben?«
    »Wo denkst du hin? Natürlich bekennt sie gehorsam Allah den Einen und Alleinigen, aber wie es in ihrem Herzen aussieht, weiß niemand - und ich möchte es auch gar nicht wissen. Und natürlich hat ihr Sohn einen guten arabischen Namen - man gab ihm keinen geringeren als den unseres großen Kalifen Abderrachman -, ich aber nenne ihn den kleinen Sancho, denn man braucht ihn bloß anzusehen, um zu wissen, dass er kein Araber ist.«
    »Das ist aber doch lange kein Grund, dich mit deinem Vater zu überwerfen!«
    »Mag sein. Aber warum schickte er mich nach Saragossa, während er meine Brüder bei sich behielt? Er meinte wohl, damit zwei Fliegen mit einem Schlag zu treffen: Ich würde den Statthalter der nördlichen Grenze, dem er misstraute, überwachen, und er hätte nicht ständig mein ihm so widerwärtiges Gesicht vor Augen. Aber ich überwachte nicht den Statthalter, sondern ich verbündete mich mit ihm.
    Was denkst du, wie sie alle aufgebracht sind gegen meinen Vater, die Haschimiden, die Todschibiden, die Omaijaden - alle angesehenen Stämme des Landes.
    Wir gewannen viele Freunde, sowohl hochgestellte Beamte als auch Offiziere. Selbst der Statthalter von Toledo, ein Vetter Hischams, dieses Schattenkalifen, trat uns bei.«
    »Und dein Vater besiegte euch?«
    »Keineswegs. Er muss durch einen Verräter Wind bekommen haben. Er ging mit der Schlauheit und Hinterlist vor, die ihn kennzeichnet. Erst rief er mich von Saragossa zurück und war so freundlich und zärtlich zu mir wie noch nie. Dann ließ er den Statthalter von Toledo unter einem so einleuchtenden Vorwand nach Cordoba kommen, dass der Omaijadenprinz nichts Schlimmes vermutete. Erst als mein Vater zu seinem üblichen Feldzug gegen die Christen aufbrach, ließ er ihn unter

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