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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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strenger Bewachung in Cordoba zurück. Ibn Motarrif aber, den Statthalter von Saragossa, nahm er mit sich ins Feld.
    Und hier nun steckte er sich hinter dessen Soldaten und veranlasste sie, Klage gegen ihren Befehlshaber zu führen - er hätte ihren Sold zurückbehalten, um sich zu bereichern.
    Als Ibn Motarrif nach Cordoba geführt wurde, um dort im Gefängnis die Untersuchung gegen sich abzuwarten, wusste ich, was die Stunde geschlagen hatte. Mein Vater behandelte mich zwar mit ausgesuchter Freundlichkeit, lobte mich vor seinen Offizieren, scherzte mit mir, wenn wir allein waren, ja, einmal küsste er mich sogar. Aber ich wusste: Es war alles Verstellung. Warum hatte er nie mit mir gescherzt, mich nie geküsst, als ich ein Kind war? Oh, wie hätte ich ihn lieben können! Bis in die Hölle wäre ich mit ihm gegangen. So aber erzwang er nur meine eigene Verstellung, und dass es mir gelang, den Fuchs zu überfuchsen, freut mich noch heute. Er traute dem Frieden, den er mit mir geschlossen zu haben wähnte, sein sonst so wachsames Auge wurde eingeschläfert — genug und gut, ich konnte in einer wolkenverhangenen Nacht sein Lager verlassen und mich zum Grafen von Kastilien durchschlagen.«
    »Und hier willst du bleiben bis zu seinem Tode? Dein Vater ist erst achtundvierzig Jahre alt.«
    »Hier will ich bleiben bis zu seinem Fall. Einmal wird auch er seinen Meister finden.«
    »Ich kann mir bloß nicht denken, wer das sein sollte.«
    »Ich schon. Es gibt einen Mann, den mein Vater fürchtet. Ziri ibn Atia.«
    »Den Idrisiden meinst du? Aber hat al-Manßur diesen denn nicht vor Kurzem zum Vizekönig von Mauretanien gemacht?«
    »Das hat sich also bis zu den Ungläubigen herumgesprochen? Ja, Welid, es ist wahr. Aber gerade das ist mir ein Beweis dafür, wie sehr er ihn fürchtet. Denn Folgendes hat sich zugetragen: Vor etwa zwei Jahren hatte mein Vater den Idrisiden, den er sich zum Freund machen wollte, nach Cordoba eingeladen und hier mit Gunstbezeugungen überschüttet, mit Ehren überhäuft, ja, ihn sogar zum Wesir ernannt. Und was war die Folge davon? Kaum war Ziri nach Mauretanien zurückgekehrt, so fuhr er einen seiner Diener, der ihn mit »Herr Wesir« ansprach, an: ›Herr Wesir? Zum Scheitern, mit deinem Herr Wesir!
    Emir, Sohn des Emir, das ist mein Titel! Wie geizig ist er gegen mich gewesen, dieser Abu Amir, der sich al-Manßur b’illah nennen lässt! Statt mir Gold zu geben, hat er mich mit einem Titel herausgeputzt, der mich erniedrigt!«
    »Und das sollte deinem Vater nicht zu Ohren gekommen sein, der doch überall seine Späher hat?«
    »Freilich ist es ihm zu Ohren gekommen. Ich selbst war dabei, als man es ihm hinterbrachte. Doch er tat so, als sei es eine witzige Anekdote, und wenig später machte er Ziri ibn Atia zum Vizekönig von Mauretanien.«
    »Kannst du dir das erklären?«
    »Sehr einfach. Es ist der Beweis dafür, wie sehr mein Vater den Idrisiden fürchtet. Da er meint, ihm nicht gewachsen zu sein, sucht er seine Freundschaft um jeden Preis. Aber es wird ihm nichts nützen. Denn je mächtiger er ihn werden lässt, desto mehr ist die Hoffnung berechtigt, dass Ziri eines Tages mit seinen Scharen übers Meer setzt. Und er braucht nur als Vorwand anzugeben, er komme, um den Kalifen von der ihn entwürdigenden Bevormundung seines Großwesirs zu befreien, und alles erhebt sich gegen meinen Vater - der Adel, den er zurückgesetzt, die alten Hofbeamten, die er um Amt und Würden gebracht hat, das Volk, das an seinem Herrscherhause hängt ...«
    »Auch al-Manßurs Soldaten?«
    Abdallah schwieg, und auch Welid verstummte, denn das Herz krampfte sich ihm zusammen bei dem Gedanken an das Blutbad, das hier heraufbeschworen wurde. Erst nach einer Weile fragte er leise: »Wäre es nicht besser, du versöhntest dich mit deinem Vater und rietest auch deinen Freunden zur Versöhnung, ehe es zu spät ist?«
    Abdallah gab einen Ton von sich, der wie ein Lachen klang und gleichzeitig so schaurig war, dass Welid zusammenfuhr.
    »Versöhnen? Mit einem Menschen, der nichts vergisst und nichts verzeiht, gibt es keine Versöhnung!«
    In Welids Kopf dröhnte es, als schlüge ein schwerer Hammer dagegen: Versöhnung! Versöhnung! Versuch du doch die Versöhnung! Wenn er dir verzeiht, kann das Abdallah vielleicht überzeugen. Er ist noch so jung. Er wird einsehen lernen, dass man nicht ein Reich zerstören, dass man nicht Länder und Völker ins Unglück stoßen darf wegen einer persönlichen Kränkung.
    Als Welid das

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