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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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unterschrieb.
    Es waren noch mehr Widerstände zu beseitigen, doch überall fand Abu Amir die rechten Worte. Jeden Zögernden wusste er an seiner schwachen Stelle zu packen, ohne jemandem wehzutun.
    Die erste Tat des jungen Kalifen war, dass er auf Anraten seiner Mutter Moßchafi zum Großwesir ernannte, Abu Amir aber zum Wesir.

    Schon in den ersten Monaten nach Hakams Tod breitete sich in Cordoba eine Unruhe aus, die immer mehr anwuchs. Moßchafi erfuhr durch seine Spione, dass sich sogar im Palast des Kalifen verdächtige Leute zeigten, und er vermutete ein Komplott der Eunuchen.
    »Lass alle Tore des Palastes vermauern«, riet Abu Amir, »bis auf das Tor der Sobba, und lass dieses von deinen zuverlässigsten Dienern bewachen.«
    Moßchafi erfuhr, dass Dschaudhar und Fajik ihre Leute in der Nähe des Palastes zusammenzogen. »Wenn du mir Mittel bewilligst«, sagte Abu Amir, »so mache ich sie ihnen abwendig.«
    Die Mittel bewilligte der Großwesir seinem Untergebenen gern, und an die fünfhundert Mann verließen die Dienste der Verschnittenen und traten in die Abu Amirs über.
    Die Eunuchen waren wütend. Stehenden Fußes ging Dschaudhar zum Großwesir und bat um seine Entlassung als Oberfalkenmeister. Er meinte, Moßchafi dadurch in Verlegenheit zu bringen, und dieser sagte auch zu Abu Amir: »Ich weiß nicht, wie ich ihn entbehren soll. Ich habe niemanden, der mit den Falken umgehen kann.«
    »Das soll das Geringste sein. Noch heute verschaffe ich dir einen Mann, der sich auf ihre Pflege besser versteht als Dschaudhar selbst.«
    Und statt dass der Eunuch, wie er angenommen hatte, Bedingungen stellen konnte, unter denen er gewillt war, in seinem Amt zu bleiben, erhielt er augenblicklich seinen Abschied und wurde gezwungen, den Palast zu verlassen.
    Das erregte die Empörung seiner Freunde, und es wurde dem Großwesir hinterbracht, dass Dorri, der zweite Haushofmeister, heftige Drohungen gegen ihn ausgestoßen habe. Dieser Mann war wegen seines großen Anhangs und der Reichtümer, über die er verfügte, gefährlich.
    »Fürchte dich nicht vor ihm«, sagte Abu Amir. »Fordere die Leute des Distrikts von Baeza, den er verwaltet, heimlich auf, sich über ihn zu beklagen. Wenn sie sich deiner Unterstützung sicher sind, werden sie das mit Freuden tun, denn er ist dort wegen seiner Habgier und Ungerechtigkeit sehr verhasst. Und dann überantworte ihn ohne Gnade dem Kadi.«
    Auch das geschah, und Dorri wurde unschädlich gemacht.
    Ebenso verfuhr man mit Dschaudhar und Fajik: Sie wurden der Unterschlagung und Bestechung überführt, ihre Güter beschlagnahmt und sie so aller Mittel beraubt, sich jemals wieder Einfluss zu verschaffen. »Bist du nun zufrieden, Abu Derradsch?« fragte Abu Amir seinen Oheim, als er ihm eines Tages begegnete. »Dir waren doch diese Sklaven, die durch Hakams Gunst so übermütig geworden waren, ganz besonders verhasst.«
    »Zufrieden? Wenn, kaum ist das eine Übel beseitigt, ein noch viel größeres entsteht? Weißt du nicht, wie viele Verbrechen täglich in unserer Stadt verübt werden? Räubereien, Erpressung, Morde? Wie willst du ihnen beikommen, wenn der Präfekt unserer Stadt selbst mit dem Gesindel unter einer Decke steckt, sich bestechen lässt und Halbpart mit den Verbrechern macht?«
    »Hast du Beweise, dass du Anklage erheben kannst?«
    »Beweise? Wozu, wenn die ganze Stadt es weiß? Aber Anklage erheben? Gegen den Sohn des Großwesirs?«

    »So sind sie«, sagte Abu Amir zu Welid, dem er von diesem Zusammentreffen mit seinem Oheim berichtete, »beklagen sich über alles und jedes, lassen aber ein Übel nach dem ändern über sich ergehen!«
    »Weil sie machtlos sind. Erdrückt von Gewalt.«
    »Wer ist machtlos? Wer lässt sich von Gewalt erdrücken? Kannst du nicht mit einem schwachen Hebel, wenn du ihn nur richtig anzusetzen verstehst, den größten Felsblock von seiner Stelle rücken?«
    »List gegen Gewalt? Und damit willst du die Übel bekämpfen?«
    »Ja, ich will, Welid! So wahr Allah mir helfe, ich will!«
    Es gab aber bald ein noch viel größeres Übel zu bekämpfen. Die Ungläubigen fielen in das Reich des unmündigen Kalifen ein.
    Moßchafi verstand von Kriegsführung so gut wie nichts. Trotzdem rüstete er ein Heer aus und zog den Feinden entgegen. Es kam zu kleinen Scharmützeln, die die Beutezüge der Barbaren in keiner Weise verhindern konnten, und im Herbst drangen sie fast bis zu den Toren Cordobas vor. Zwar nahmen sie keine der Städte ein, die an ihrem Wege

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