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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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lagen, verheerten aber das flache Land, und nur der Winter zwang sie zur Umkehr.
    Wie alle Schwächlinge suchte auch Moßchafi die Ursache dieses Versagens nicht bei sich selbst, sondern bei den andern.
    »Ghalib ist schuld! Er ist der Befehlshaber der nördlichen Grenze. Warum lässt er die Feinde zwischen den Grenzbefestigungen ins Land eindringen? Er ist unfähig! Muss abgesetzt werden!«
    »Das wäre ein zu gefährliches Spiel, Großwesir«, erwiderte Abu Amir. »Seine Truppen hängen an ihm, und wie leicht könnte er den Spieß umkehren, sich mit den Ungläubigen verbinden, in Cordoba einziehn und dich aus dem Amt jagen. Denn nicht weil er unfähig ist - ich kenne keinen, der das Kriegshemdwerk verstünde wie er -, sondern weil er dir übel gesinnt ist, handhabt er die Landesverteidigung so lässig.«
    Moßchafi zupfte mit den beringten Fingern an den Spitzen seines mit Henna rotgefärbten Bartes, wie er immer tat, wenn ihn eine Vorstellung ängstigte. »Und wie kann ich ihm beikommen?« fragte er bedrückt.
    »Du musst ihm erstens beweisen, dass du nicht auf ihn angewiesen bist - also im Frühjahr einen Kriegszug gegen die Ungläubigen führen, der ihnen die Lust, uns heimzusuchen, gründlich austreibt. Dann aber musst du dich mit ihm aussöhnen, indem du den Kalifen veranlasst, ihm Ehren und Würden zuteilwerden zu lassen. Er soll ihn zum Befehlshaber aller Truppen, zum Verwalter nicht nur der militärischen, sondern auch der zivilen Angelegenheiten der Grenzbezirke ernennen.« »Du hast gut reden, Abu Amir! Treibe du doch den Ungläubigen die Lust aus, uns heimzusuchen ...«
    »Wenn du mir hunderttausend Golddinare bewilligst ...«
    »Hunderttausend? Woher?«
    »Leicht zu beschaffen. Entlasse die Söhne des Idris, sie kosten den Schatz des Kalifen eine Unsumme, verkaufe dazu die Paläste, die ihnen unser guter Herr (Allah nehme ihn auf in alle Wonnen des Paradieses I) zur Verfügung gestellt hat ...«
    »Damit sie uns in Mauretanien wieder in den Rücken fallen?«
    »Dazu sind sie zu sehr geschwächt. Außerdem kannst du ihnen das Wort abnehmen, sich nach Kairawan zu wenden und nicht nach Mauretanien zurückzukehren.«
    Es war nicht schwer, auch Subeiha für diesen Plan zu gewinnen, nicht schwer, im Namen des jungen Kalifen die nötigen Vorkehrungen zu treffen.
    Hischam saß auf seinem erhöhten Sitz und ließ sich von den bärtigen Männern die Hand mit sichtlichem Unbehagen küssen, als die Söhne des Idris mit vielen höflichen und untertänigen Reden Abschied nahmen, um sich nach Afrika einzuschiffen.
    »Ein Lamm auf dem Kalifenthron«, flüsterte einer der Emire Ibn Ken- nun zu, »aber von einem Löwen beschützt.«
    »Oh«, Ibn Kennun lächelte, »nicht von einem Löwen, sondern von einem Fuchs, und nicht beschützt, sondern überwacht. Das ist weitaus gefährlicher. Gut, dass wir von hier fortkommen, ohne Haare zu lassen.«
    Ganz ohne Widerstände gelang die Ernennung Abu Amirs zum Befehlshaber der gegen die Ungläubigen ausrückenden Truppen freilich nicht. So mancher der Offiziere murrte: »Der? Der noch nie ein Schwert geführt hat?« Und einer der Wesire sprach es offen aus: »Hunderttausend Golddinare? Ist das nicht ein wenig viel für ein solches Unternehmen?«
    »So nimm zweihunderttausend und stelle dich selbst an die Spitze des Heeres, wenn du es wagst.«
    Er wagte es nicht.

    Abu Amir wählte mit sicherem Blick die besten Truppen aus, die ihm die Hauptstadt zur Verfügung stellen konnte. Es kam ihm weniger darauf an, ein möglichst großes, als ein möglichst schlagkräftiges Heer ins Feld zu führen.
    Er wartete die Schneeschmelze im Gebirge nicht ab, sondern brach schon vier Wochen vor der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche von Cordoba auf.
    Im Frühnebel stiegen sie durch die Olivenhaine, die sich unmittelbar über der Stadt erhoben. Der Wind fuhr durch die immergrünen Kronen der alten Bäume und warf ihnen ihre Nässe ins Gesicht, denn es hatte in der Nacht geregnet. Der Weg war steil, doch die wohlausgeruhten Pferde nahmen ihn willig unter die Hufe.
    Als sie gegen Mittag die Höhe des Passes erreicht hatten, rissen die Nebelschwaden. Die Sonne ließ das Land zu ihren Füßen aufleuchten: Silbrig die Ölbäume, grün die Korkeichen, die sich in großen Wäldern über den Olivenhainen erhoben, in hellen weißen Flecken die Ortschaften, deren Häuser sich an den Südabhang des Berges lehnten, und in der Ferne die Minarette von Cordobas unzähligen Moscheen.
    »Allah ist groß!« rief Abu Amir

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