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Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Zu seinen Füßen Cordoba: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Hering
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»Du meinst es gut, Fajik, aber Abu Amir hat recht. Allah will mir einen Fingerzeig geben. Er hat meine Gebete gnädig aufgenommen, meine Wohltaten gewürdigt und mich so weit gekräftigt, dass ich die Großen meines Reiches noch einmal versammeln kann. Sag dem Wesir, Abu Amir, er soll sie in den Thronsaal bestellen für heute in drei Tagen. Er soll ein Aktenstück aufsetzen, in dem mein Sohn zum Thronerben erklärt wird. Und ein Huldigungsdokument, das die Würdenträger unterschreiben müssen. Und meine Brüder - ja, die vor allem. Den möchte ich sehn, der sich weigert, es zu tun!«
    Lass auch gleich Abschriften davon anfertigen, die in die andalusischen und afrikanischen Provinzen gehn. Jeder Mann, der irgendeinen Einfluss ausübt, soll zur Unterzeichnung aufgefordert werden. Und auch bei der Freitagspredigt soll man von nun an Hischams Namen neben dem meinen nennen.«
    Erschöpft sank der Kalif in die Kissen zurück und schloss die Augen. Abu Amir kniete reglos an seinem Lager. Die beiden Eunuchen standen abseits, flüsterten erregt miteinander und verstummten plötzlich wie auf ein Zeichen. Die Stille, die sich im Raum ausbreitete, war quälend.
    Endlich erhob Hakam noch einmal die Stimme. »Ich danke dir, Abu Amir. Du kannst jetzt gehen. Sage Subeiha, sobald Hischam sich eingefunden hat, soll sie mir Nachricht geben. Und - stehe ihnen zur Seite, wenn ich nicht mehr bin!«

    Alles geschah, wie der Kalif es erwartet hatte. Keiner der Würdenträger verweigerte die Unterschrift unter das Dokument und auch keiner der Omaijadenprinzen. Diese Zeremonie war Hakams letzter Staatsakt. Er lebte danach noch acht Monate, und in dieser Zeit schien es, als hielte das ganze Land den Atem an.
    Subeiha tat nichts mehr, um sich Zutritt zu ihrem Gatten zu verschaffen, und der Kranke verlangte auch nicht nach ihr. Seine Kräfte hatten sich völlig erschöpft. Tagelang sprach er kaum ein Wort, lag da ohne Schmerzen, ohne Verlangen wie einer, der nichts mehr erwartet und nichts mehr erhofft. Selbst vom Arzt wollte er nichts wissen, kehrte sich der Wand zu, sobald er ihn zur Tür hereinkommen sah. Sodass dieser zu den Eunuchen sagte: »Holt mich, wenn es zu Ende geht.«
    Sie holten ihn nicht. Warum auch? Wenn das Leben zu Ende geht, ist jede ärztliche Kunst vergeblich. Und wer im Palast brauchte zu wissen, dass der Kalif tot war, ehe die Verschnittenen ihre Maßnahmen getroffen hatten?
    Sie wussten, dass ihre Zeit zu Ende war, wenn Hischam Kalif würde. Subeiha hasste sie. Moßchafi hasste sie. Abu Amir verachtete sie. Ach, wer hasste und verachtete sie nicht? Hakam hatte ihnen zu großen Einfluss eingeräumt, zu viele Geschenke gemacht, ihnen recht gegeben, selbst wenn sie Unrecht hatten. Obwohl sie selber Sklaven waren, hatten sie Hunderte von Freien zu Untergebenen, und ein Heer von Verschnittenen gehorchte ihnen auf jeden Wink.
    Warum hatte der Kalif zugelassen, dass sie sich zu dieser verhassten Größe aufgeschwungen hatten? Ist es die Kunst des Herrschers, Uneinigkeit zu schaffen unter seinen Untergebenen, damit er die einen gegen die ändern ausspielen kann?
    Wenn dem so war, dann musste es die Kunst der Diener sein, die Mächtigen gegeneinander auszuspielen. Ja, sie wollten sich den Mann gut aussuchen, den sie zum Kalifen haben wollten! Er musste wissen, dass er den Thron ihnen verdankte und ihn verlieren würde, sobald sie ihn nicht mehr unterstützten. Dann würden sie ihn in der Hand haben, und er müsste tun, was sie von ihm erwarteten.
    Moghira. Dieser jüngste Bruder des Kalifen wäre der Rechte für sie. Er war ein unbeschriebenes Blatt, hatte keinen großen Anhang, tat sich nicht im Guten hervor und auch nicht im Bösen.
    Was stand dem entgegen? Ein Eid? Eine Unterschrift? Eine Unterschrift, unter Zwang geleistet, ist das Papier nicht wert, auf dem sie steht.
    Man hatte acht Monate Zeit gehabt, die Stimmung im Lande zu erkunden. Und mehr als nur zu erkunden: zu beeinflussen. Sie war für Hischam nicht günstig.
    »Erst müssen wir Moßchafi und Abu Amir aus dem Weg räumen«, sagte Dschaudhar. »Dann Moghira einen Staatsrat zusammenrufen lassen, in dem er nachweist, dass die beiden dem Prinzen nach dem Leben getrachtet haben. Zeugen dafür zu erbringen, dürfte uns ja wohl gelingen. Moghira aber wird sich zum Beschützer seines Neffen aufwerfen und Hischam von seiner Mutter trennen und ihn zu seinem Nachfolger bestimmen, sich selbst aber zum Kalifen erheben lassen.«
    »Wie du das sagst, Bruder: Moßchafi und Abu

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