Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
Vom Netzwerk:
haben musste, von jedem verstanden zu werden. Er hatte die Hände hinter dem Hinterkopf gefaltet und balancierte seit einer halben Stunde so waghalsig auf den hinteren Beinen seines Plastikstuhls, dass er ständig Gefahr lief, hintenüberzukippen. Leider tat er es nicht, aber so war Greg nun einmal - nie so weit aus dem Gleichgewicht, wie es den Anschein hatte. Er war so schweigsam gewesen, dass Hannah sich bereits fragte, ob er sich über irgendetwas Gedanken machte. Doch offenbar hatte er bloß abgewartet, bis sich die Chance bot, Wellen zu schlagen.
    »Okay, Greg«, meinte Fern, »dann lassen Sie uns doch bitte an den Schätzen Ihrer Weisheit teilhaben.«
    »Bethany kannte Wanda, George und Stuart also durch ihre Arbeit. Und was soll das? Wir sind hier im Lake District - wo sonst in Großbritannien gibt es ein Gebiet, wo noch mehr Inzucht betrieben wird? Wenn Sie mal die Touristen und Wanderarbeiter außen vor lassen, kennt hier wirklich jeder jeden. Manchmal scheint es mir, als ob auch jeder jeden vögelt; etwas anderes kann man in dieser Scheißgegend in den langen, kalten Winternächten ja auch nicht tun!«
    Maggie Eyre, eine flammende Lokalpatriotin, wurde rot vor Ärger. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, doch es brauchte mehr als das, um Greg Wharf aus der Ruhe zu bringen.
    »Wir müssen doch den Tatsachen ins Gesicht sehen: Wenn jede fragwürdige Beziehungskiste zu einem Mord führen würde, wären die Straßen von Windermere so menschenleer wie das Wasdale.«
    Fern erhaschte den Blick, den er Hannah zuwarf.
    »Nun mal halblang, Greg. Finden Sie nicht auch, dass Sie jetzt ein bisschen übertreiben? Grasmere ist schließlich nicht Gomorrha.«
    Er zuckte die Schultern. »Sie wissen genau, was ich meine.«
    »Schon, aber Sie wissen sicher auch, wie schmerzlich eine Zurückweisung sein kann. Sie zieht häufig Ressentiments nach sich und kann sehr wohl ein Mordmotiv sein. Ich nehme allerdings an, dass Sie sich in der glücklichen Lage befinden, noch nie zurückgewiesen worden zu sein.«
    Donna kicherte, und Roz hob ihre adretten Augenbrauen, doch Ferns Sarkasmus prallte an Greg Wharf einfach ab.
    »Die Leute hier haben ihre Nase doch überall. Wenn jemand eines der Mordopfer kennt - gehen wir einmal davon aus, dass es sich überhaupt um Mord handelt -, dann kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass er auch die anderen kennt. Die Frage ist nicht, ob Wanda eine von Waggs Gespielinnen war - oder auch die von Bethany. Was wir wirklich in Erfahrung bringen müssten, ist ...« Er gestattete sich eine rhetorische Pause wie ein Entertainer, der sein Publikum auf die Folter spannt. »Eine Frau ist ertrunken, ein Mann zu Asche verbrannt, ein weiterer Mann wurde lebendig begraben. Wozu diese Brutalität?«
    Fern runzelte die Stirn. »Und wie lautet Ihre Antwort?«
    »Tut mir leid, ich habe keine. Deswegen bin ich auch noch immer nur ein Detective Sergeant.«
    Er lehnte sich noch ein Stück weiter zurück und testete die Gesetze der Schwerkraft bis an ihre Grenzen aus. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Ein durchtriebenes Lächeln kroch über sein Gesicht, und Hannah konnte sehen, wie sehr er es genoss, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
    »Eines ist sicher. Das Motiv muss sehr beherrschend sein. Überwältigend, würde ich sogar sagen. Profiler hin, Profiler her - wir müssen uns fragen, was einen Menschen dazu bringt, solch extreme Dinge zu tun. Wenn wir das herausfinden, haben wir unseren Mörder.«
    Ehe Hannah das Präsidium verließ, schaute sie noch auf einen Sprung in Ferns Büro vorbei. Bis auf die letzten Minuten fanden beide das Briefing ausgesprochen gelungen.
    »Unmöglich, dieser Greg Wharf!«, schimpfte Fern. »Eine absolute Nervensäge!«
    »Ich werde ein Wörtchen mit ihm reden, sobald ich Clare und Saffell abgehakt habe«, nickte Hannah. »Da ist übrigens noch etwas.«
    Fern blickte neugierig auf. »Was denn?«
    »Hat Greg schon einmal hier in der Gegend gearbeitet?«
    »Ich glaube nicht. Den größten Teil seines Berufslebens hat er meines Wissens in Newcastle verbracht. Warum?«
    »Kannst du herausbekommen, ob er je vorübergehend auf dieser Seite der Pennines gearbeitet hat? Aber bitte, ohne Aufsehen zu erregen - ich habe da nur so eine Idee.«
    Fern wurde misstrauisch. »Was für eine Idee?«
    »Bitte, krieg es bloß nicht in den falschen Hals! Wahrscheinlich ist ja gar nichts dran.«
    »Raus damit!«
    »Na ja, er kam einen Monat vor Saffells Tod hier an. Falls er vor sechs Jahren

Weitere Kostenlose Bücher