Zu Staub Und Asche
schon einmal hier gewesen wäre ...«
Fern lachte laut auf. »Du glaubst doch nicht etwa im Ernst, dass er etwas mit den drei Fällen zu tun haben könnte?«
»Nein, aber ...«
Ein dreistes Glitzern erschien in Ferns Augen. »Ah, jetzt kapiere ich, worauf du hinauswillst. Es wird sicher nicht schaden, wenn wir mal ein bisschen auf den Busch klopfen, oder?«
»Ich bin ausgezogen«, sagte Marc.
Cassie brauchte lang, ehe sie antwortete. Er begann schon, sich zu fragen, ob sie aufgelegt hatte. Eine ganze Stunde lang war er in den Straßen herumgelaufen; jetzt saß er auf einem Mäuerchen in der Nähe der Bibliothek. Es war bereits der dritte Anruf bei Cassie; bisher hatte er allerdings nur die Mailbox erreicht. Auf die beiden Nachrichten, die er hinterlassen hatte, hatte sie nicht geantwortet. War sie beschäftigt, oder wollte sie nur die schwer Erreichbare spielen?
»Sie sind ausgezogen?« Ihre Stimme klang beeindruckt und verwundert wie die eines Kindes an Weihnachten. »Ich hätte nie gedacht ...«
»In letzter Zeit lief es ... ein bisschen schwierig.«
»Das tut mir leid.«
»Braucht es nicht. Hannah trifft sich mit einem andern.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ich weiß es. Der Mann ist Daniel Kind, der Historiker aus dem Fernsehen. Sie haben sich heimlich verabredet. Früher hatte sie ein Faible für seinen Vater. Aber Daniel sieht besser aus und ist erfolgreicher als sein alter Herr; kein Wunder, dass sie sich benimmt wie ein Teenager angesichts eines angesagten Stars.«
»Sie wird darüber hinwegkommen und zu Ihnen zurückkehren.«
Marc atmete tief durch. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir das überhaupt noch wollen.«
Stimmte das? Er wusste es nicht. Eigentlich gab es nichts, dessen er noch sicher war.
»Wirklich?«
Er antwortete nicht.
»Und wo sind Sie jetzt?«
»Bei meiner Mutter in Grange. Nur für ein, zwei Tage, um über meine Pläne nachzudenken.«
Wieder entstand eine Pause. Was mochte Cassie denken?
»Und was genau sind das für Pläne?«, erkundigte sie sich.
»Ich enttäusche Sie nur ungern, liebste Hannah, aber ich besitze nicht nur kein Auto, sondern ich habe auch nie gelernt zu fahren. Sehen Sie es als meinen Beitrag zur Rettung unseres Planeten. Tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
Falls es Nathan Clare wirklich etwas ausmachte, dass er ihr nicht helfen konnte, dann wusste er es unter seinem anzüglichen Grinsen sehr wohl zu verbergen.
Sie saßen in der zugigen Cafeteria des Campus in Staveley, der zur University of South Lakeland gehörte, und tranken angeblich heiße, in Wirklichkeit jedoch lauwarme Schokolade. Studenten waren weit und breit nicht zu sehen. Die Weihnachtsferien waren noch nicht zu Ende, und außerdem nahm Hannah an, dass die jungen Leute relativ rasch herausfanden, wie es um die Qualität des Cafeteria-Angebots bestellt war. Clare war zu einem Treffen auswärtiger Dozenten eingeladen worden und hatte sich zunächst darauf hinausgeredet, keine Zeit für Hannah zu haben. Erst als sie als Alternative ein Verhör in den Räumen der Polizei anbot, gewährte er ihr widerstrebend zehn Minuten. Auf keinen Fall mehr - schließlich war er ein viel beschäftigter Mann.
»Und wie bewegen Sie sich fort?«
»Es gibt noch Menschen, die tatsächlich im Besitz einer Monatskarte sind.« Er schüttelte in gespielter Entrüstung den Kopf. »Ich bin ein unbeirrbarer Fan des öffentlichen Personennahverkehrs. Wenn doch bloß die Verantwortlichen ebenfalls meinen Glauben hätten! Dann wäre es wirklich wunderbar. Tatsächlich gehe ich oft zu Fuß.«
Hannah unterdrückte einen verärgerten Seufzer. Wider besseres Wissen hatte sie gehofft, dass ihm vielleicht im Eifer des Gefechts etwas über die Lippen kommen würde, das im Gegensatz zu dem stand, was er Fern erzählt hatte. Angenommen, er hätte Wanda ein Auto geliehen, um nach Crag Gill zu fahren. Aber das war wohl doch zu weit hergeholt. Nathan mochte vielleicht nicht so gewitzt sein, wie er selbst glaubte, aber dumm war er sicher nicht.
»Und Wanda Saffell?«
»Sie fährt einen Sportwagen. Einen BMW, wenn ich mich nicht irre, aber das sollten Sie überprüfen. Autos bedeuten mir nichts.«
»Besitzt sie keinen Zweitwagen?«
Seine Nase zuckte, als hätte er an saurer Milch gerochen. »Warum sollte sie sich zwei Autos ans Bein binden?«
»Einen kleinen Flitzer könnte sie sich doch durchaus leisten. Was ist mit dem Auto ihres verstorbenen Ehemannes?«
Mit übertriebener Geduld erwiderte er: »Georges
Weitere Kostenlose Bücher