Zu Staub Und Asche
Wagen lief über die Firma und war geleast. Ich erinnere mich, dass sie mir erzählt hat, dass er nach seinem Tod an die Leasingagentur zurückging.«
»Sie beide stehen sich sehr nah, nicht wahr?«
Er nahm einen Schluck aus seinem Becher. Der Kakao hinterließ einen schaumigen Schnurrbart.
»Wie meinen Sie das?«
»Bestreiten Sie es nicht?«
»Wissen Sie, Wanda und ich sind seit vielen Jahren befreundet.« Zu Hannahs Bedauern wischte er sich den Mund ab. »Sie bewundert meine Arbeit. Warum, glauben Sie, hat sie wohl sonst meinen letzten Gedichtband veröffentlicht?«
»Weil Sie mit ihr schlafen?«
»Oh, Hannah, was haben Sie doch für eine spitze Zunge in diesem hübschen Gesicht! Man sollte es nicht glauben.«
»Dann geben Sie also zu, dass Sie ihr Liebhaber sind?«
»Warum sollte mir das peinlich sein? Wanda und ich sind schon seit Jahren intim.« Er leckte den Rand seines Bechers ab. »Mal mehr, mal weniger.«
»Sie schliefen zum ersten Mal etwa um die Zeit von Bethanys Tod miteinander.«
Er runzelte seine Brauen, und das verstärkte seine Ähnlichkeit mit einem übellaunigen Gorilla. »Der Tod der armen Bethany hatte nichts mit unserer Beziehung zu tun. Und mit uns persönlich schon gar nichts.«
»Hat Wanda ihren Ehemann während ihrer Ehe betrogen?«
»Ich möchte mir nicht anmaßen, für Wanda zu sprechen.«
»Hat sie mit Ihnen geschlafen, bevor er starb?«
Er schüttelte den Kopf. »Ein Kavalier genießt und schweigt. Vielleicht darf ich ja sagen, dass jeder von uns sich ab und zu etwas gönnen sollte. Wir leben schließlich im Hier und Jetzt. Eine gute Philosophie, finden Sie nicht?«
»Kannten Sie Saffell persönlich?«
»Wir waren weder Freunde, noch hatten wir irgendetwas gemeinsam - abgesehen davon, dass wir beide Wanda vögelten. Wobei ich übrigens nicht annehme, dass der alte Knabe darin besonders gut war. Was die Bücher anging, so liebte er sie nur als Bestandteil seiner Sammlung. Sein Verständnis für Literatur ging nicht sonderlich tief.«
Er beantwortete eine Frage, die sie nicht gestellt hatte. »Dann kannten Sie ihn also?«
»Unsere Wege haben sich ein paarmal gekreuzt. Sein Unternehmen trat als Sponsor für zahlreiche Aktivitäten an der Universität in Erscheinung. Er wollte die menschenfreundliche Seite der Immobilienbranche hervorheben, indem er bedürftige Studenten unterstützte. Bei solchen Events bin ich ihm ein-oder zweimal begegnet.«
»In welcher Form hat er die Studenten unterstützt?«
»Wenn ich das noch wüsste! Aber der Quästor kann Ihnen sicher alles Wissenswerte mitteilen. Er und der Vizekanzler trauern sicher noch heute. Der Verlust von George Saffells Freigiebigkeit hat die Universität hart getroffen. Ich fürchte, es wird den Verantwortlichen als Vorwand dienen, die Studiengebühren zu erhöhen.«
»Wanda dürfte also ziemlich reich sein. Kein Wunder, dass Sie daran interessiert waren, Ihre Beziehung wieder aufzunehmen.«
»Wandas Geld ist mir völlig egal.«
»Ach tatsächlich?« Jetzt hatte sie doch noch einen Nerv getroffen.
»Was sagten Sie noch über bedürftige Akademiker? Wie erfrischend, jemanden zu treffen, der nicht im Entferntesten am schnöden Mammon interessiert ist!«
Clare trank einen Schluck heiße Schokolade und antwortete nicht.
»Sicher haben Sie gehört, dass man gestern Nachmittag die Leiche von Stuart Wagg gefunden hat. Auch seine Kanzlei hat die Universität unterstützt. Kannten Sie Wagg?«
»Glauben Sie wirklich, ich könnte mir seine Sätze leisten?«
»Wollen Sie etwa behaupten, dass Sie ihn nie kennengelernt haben?«
Seine Augen wurden schmal, als würde er eine Falle wittern, von der sie gar nichts wusste.
»Wenn Sie seine Fälle durchgehen, werden Sie sehen, dass er mich einmal vertreten hat, und zwar vor sechs oder sieben Jahren. Damals war sein Ruf noch nicht ganz so glänzend, und er vertrat auch Normalverdiener und nicht nur dicke Geldsäcke.«
»Warum brauchten Sie ihn?«
»Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Man warf mir vor, ich hätte mir anvertraute Studenten mit Cannabis versorgt.«
Hannah umfasste den Griff ihres Bechers fester. »Das wäre dann ungefähr zu der Zeit gewesen, als Sie mit Bethany Friend zusammen waren?«
»Na und?«
»Wurde sie als Zeugin geladen?«
»Mit ihr hatte die ganze Sache überhaupt nichts zu tun. Wir haben nur ein einziges Mal zusammen einen Joint geraucht, und bei dieser Gelegenheit wäre sie beinahe erstickt. Bethany sehnte sich nach aufregenden Dingen und neuen
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