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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Sofort blickte sie mit einem fröhlichen Lächeln auf.
    »Endlich mal ein Besucher!«, rief sie. »Schön, Sie zu sehen, Mr Kind.«
    Daniel hatte sich zwar nicht vorgestellt, doch sie war ein Fan seiner Fernsehserie gewesen und hatte gerade erst sein letztes Buch gekauft. Fünf Minuten lang schwatzten sie über Geschichte und die Frage, wann sie ihn das nächste Mal auf dem Bildschirm zu Gesicht bekäme. Die Frage sei nicht, wann, sondern ob, antwortete er.
    »Aber Sie sind doch noch viel zu jung für den Ruhestand«, protestierte sie.
    »Zu jung, um mein Leben in einer Tretmühle zu verbringen, sollten Sie lieber sagen. Mir gefällt es, mich in meinem Cottage zu verschanzen und zu schreiben.«
    Oder vielmehr, versuchen zu schreiben.
    »Ich hatte mich so auf Ihre Rede beim Festival gefreut.«
    Der bedauernde Tonfall wunderte Daniel. Die Frau redete wie ein Kind, dem man ein lange versprochenes Vergnügen vorenthält.
    »Wo wir gerade beim Thema sind: Ist Arlo Denstone da?« Sie schüttelte das graue Haupt. »Könnte er mich dann vielleicht bitte anrufen, wenn er wieder da ist?«
    »Leider nein.« Sie senkte die Stimme, als vertraue sie ihm ein Geheimnis an. »Um ganz ehrlich zu sein, ich bin auch nicht sicher, ob er überhaupt noch einmal kommt.«
    »Meinen Sie heute im Lauf des Tages?«
    »Nein, überhaupt.«
    In seinem Magen ballte sich ein Kloß zusammen - eine Art mit Ärger gewürzter Eigennutz. Hatte Arlo den Job etwa geschmissen? Und das, nachdem Daniel Blut und Wasser geschwitzt hatte, um die Rede rechtzeitig einzureichen?
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    Sandra lief rot an. Sie schwankte zwischen Diskretion und dem offensichtlichen Bedürfnis, sich alles von der Seele zu reden. »Wir haben ihn zum letzten Mal gesehen, als Grizelda Richards dieses Fernsehinterview mit ihm führte«, erklärte sie schließlich. »Kein Mensch scheint zu wissen, wo er sich jetzt aufhält.«
    »Geht es ihm vielleicht nicht gut?«
    Er erinnerte sich, dass Arlo Denstone eine Krebserkrankung hinter sich hatte. Manchmal brach der Krebs erneut aus.
    »Als ich ihn zuletzt sah, war er munter wie ein Fisch im Wasser.« Sie zog ihre Mundwinkel nach unten. »Er ist übrigens ohnehin praktisch nie hier. Wir sind diejenigen, denen es nicht besonders gut geht.«
    »Wieso? Was ist los?«
    »Mit dem Festival geht es hinten und vorne nicht weiter. Eine der anderen Ehrenamtlichen teilte mir gestern mit, dass sämtliche Arrangements vom Kongresszentrum noch nicht bestätigt wurden. Die Universität ruft uns jeden Tag an, weil sie hinter ihrer Anzahlung her ist. Sie haben uns gedroht, dass sie die Buchungen rückgängig machen, wenn wir auch die letzte Mahnung wieder ignorieren. Die Frau, die unsere Konten verwaltet, sagt, wir hätten keinerlei Guthaben auf der Bank. Zwei andere Redner verlieren allmählich die Geduld, weil er sich nicht meldet. Wir wissen auch nicht mehr, was wir tun sollen.«
    »Aber Arlo macht weiter Pläne für das Festival. Er ist erst diese Woche bei mir zu Hause vorbeigekommen, weil er meine Rede sehen wollte, bevor die Frist bei der Druckerei abläuft.«
    »Ich weiß nichts von irgendwelchen Fristen.« Sie zwirbelte einen Wollfaden um ihre Finger. »Sehen Sie diese Poster? Sie sind noch nicht bezahlt, und die Rechnung war schon lange fällig. Um halb zehn hat die Druckerei angerufen und gesagt, dass sie die Angelegenheit ihrem Anwalt übergeben hat. Ich weiß natürlich, dass wir klamm sind, trotzdem ist es mir unendlich peinlich.«
    »Vielleicht hat er eine andere Druckerei aufgetan.«
    »Ich weiß nicht, ob er sich überhaupt noch um das Festival kümmert.«
    »Aber er wird doch nicht einfach so das Handtuch werfen, oder?«
    »Er arbeitet ehrenamtlich, wie wir alle. Was wäre, wenn er ein besseres Angebot bekommen hätte?«
    Ein Ehrenamtlicher? Arlo war zwar ein bekennender Bewunderer de Quinceys, aber dass er ihn so sehr bewunderte, hätte Daniel nicht gedacht.
    »Im Ernst? Er wird nicht bezahlt?«
    »Er ging zunächst voller Begeisterung an die Aufgabe heran, und wir waren natürlich hingerissen, als er sich bereit erklärte, für nichts weiter als die Erstattung seiner Auslagen zu arbeiten. In Australien hat er viele Festivals organisiert, wissen Sie. Allerdings ...«
    Eine Bewegung jenseits des Fensters fesselte Daniels Aufmerksamkeit. Jemand ging auf dem Bürgersteig vorbei. Es war Hannah Scarlett. Ihr Gang war flink und zielstrebig.
    »Ganz bestimmt handelt es sich um ein Missverständnis«, sagte er hastig. »Wenn

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