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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Sie mich bitte jetzt entschuldigen würden ...«
    Sandra griff in ihren Strickkorb und entnahm ihm Daniels neuestes Buch. Dabei strahlte sie wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Zylinder zieht. »Würden Sie das bitte für mich signieren, bevor Sie gehen? Irgendwo muss hier auch ein Stift sein ...«
    Er sehnte sich danach, aus dem Büro zu laufen und mit Hannah zu reden, doch seine guten Manieren hielten ihn zurück. Sandra fand einen Kugelschreiber, und die Chance auf ein Entrinnen war vorbei. Bis er schließlich draußen auf dem Bürgersteig stand, war Hannah längst im Nebel verschwunden.
    »Nebeltage haben so etwas Geheimnisvolles.« Selbst aus dem Handy klang Cassies Stimme warm und lockend. »Ich liebe es, wenn alles so konturlos und geheimnisvoll wirkt.«
    »Wie das wahre Leben«, sagte Marc.
    Seit einer Stunde war er wieder bei seiner Mutter, saß in seinem Zimmer und kaute an den Fingernägeln, während im Erdgeschoss der Staubsauger röhrte. Er wartete sehnsüchtig auf das Klingeln des Telefons und hasste sich dafür, dass er sich wie ein liebeskranker Teenager verhielt. Das erste Gespräch hatte Cassie nach kurzer Zeit abgebrochen und gesagt, sie brauche Zeit zum Nachdenken. Trotz des Wetters wollte sie eine Runde spazieren gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Sie hatte versprochen, später wieder anzurufen, doch Marc war sich nicht ganz sicher, ob sie wirklich Wort halten würde.
    »Hm.«
    Er wartete.
    »Okay.« Sie atmete vernehmlich. »Möchten Sie vielleicht bei mir vorbeikommen?«
    Wanda Saffell ließ Hannah in einem Kämmerchen warten, während sie am Telefon mit jemandem plauderte, der die Pigmente für die Holzschnitte in ihrem nächsten Buch mischte. Den Gesprächsfetzen nach zu schließen, die Hannah mitbekam, dehnte Wanda die Unterhaltung bewusst aus. »Verarschungsfaktor« nannte Les Bryant ein solches Verhalten. Trotz ihrer Mittvierzigerinnen-Eleganz war Wanda im Herzen ein widerspenstiger Teenager geblieben. Bildete diese gewisse Unreife vielleicht auch das Band zwischen dem ebenso veranlagten Nathan Clare und ihr? Sicher würde sie ausflippen, wenn Hannah sie festnähme. Aber vielleicht war es einen Versuch wert - wenigstens könnte man so dieses höhnische Grinsen aus ihrem Gesicht vertreiben.
    »Wie lange wird es dauern?«, fragte Wanda, nachdem sie endlich aufgelegt hatte. »Sie sehen ja, wie beschäftigt ich bin.«
    Auf dem Tisch im kleineren Zimmer stapelten sich große Druckbögen, die zum Falten bereitlagen. »Haben Sie denn keine Hilfe?«, erkundigte sich Hannah. »Könnte Ihnen nicht zum Beispiel Nathan Clare zur Hand gehen?«
    »Warum sollte er mir helfen?«, fragte Wanda zurück. »Ich liebe die physische Tätigkeit, Bücher herzustellen. Nicht eine Sekunde trauere ich der Public-Relations-Firma mit ihrem falschen Lächeln und ihrer Hinterhältigkeit nach. Was Nathan angeht, so ist er ein kreativer Autor. Und das ist eine ganz andere Begabung.«
    »Trotzdem stehen Sie sich doch sehr nah.«
    Wanda stützte die Hände in die Hüften. Selbst in einem dicken Aran-Pullover und schmuddeligen Chinos verfügte sie noch über eine extreme erotische Ausstrahlung. Kein Wunder, dass Nathan hingerissen war, ganz zu schweigen von dem alten, lüsternen George.
    »Widerspricht das irgendeinem Gesetz?«
    »Fahren Sie oder er einen kleinen violetten Micra?«
    »Nathan kann nicht Auto fahren. Er hasst es, sich an Regeln zu halten - die Straßenverkehrsordnung würde ihn maßlos anöden. Ich fahre einen BMW. Sicher erinnern Sie sich, wie ich Sie auf dem Weg zu Stuarts Party geschnitten habe.«
    »Und jetzt ist Stuart tot.«
    »Sagen Sie bloß nicht, dass Sie Ihre Nase jetzt auch noch in diesen Fall stecken! Haben Sie Bethany Friend aufgegeben?«
    »Hatten Bethany und Stuart etwas miteinander?«
    Wanda kam näher. Selbst ihr Atem schien nach Tinte zu riechen. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Würden Sie bitte meine Frage beantworten?«
    »Wer weiß? Ich persönlich bezweifle es allerdings. Sie verkehrten in unterschiedlichen Kreisen.«
    »Ein Jahr vor ihrem Tod arbeitete sie als Zeitarbeitskraft in seiner Kanzlei.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Wussten Sie denn, dass Nathan Clare mal sein Mandant war?«
    »Ja und? Gleich werden Sie mir sicher noch erzählen, dass Bethany ihre Wohnung über George bekommen hat.«
    »War es denn so?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Das Ganze hört sich für mich an wie reine Spekulation. Meines Wissens gibt es nur eine Person, die alle drei

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